Wien (statistik austria) - Statistik-Austria- und OeNB-Publikation zu volkswirtschaftlichen Aktivitäten
Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte 2009 im Vergleich zu 2008, nicht zuletzt aufgrund des starken Rückgangs
der Investitionen der Unternehmen, zeitgleich mit geringeren Kreditaufnahmen bei Banken. Die Stagnation des verfügbaren
Einkommens der privaten Haushalte reduzierte die Sparquote und private Haushalte investierten dadurch weniger in
Finanzanlagen. Der Staat erhöhte sein Defizit (krisenbedingt) und finanzierte es vor allem mit Anleihen, die
überwiegend von österreichischen Banken erworben wurden.
Die Statistik Austria und die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) präsentieren heute erstmals gemeinsam eine
integrierte Darstellung aller volkswirtschaftlichen Aktivitäten - zusammengefasst in den Nichtfinanziellen
Sektorkonten und der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung - im Rahmen der Sonderpublikation "Sektorale
VGR in Österreich 2009"1. Diese Publikation berücksichtigt sowohl das wirtschaftliche Umfeld als
auch die Investitions- und Finanzaktivitäten der einzelnen Sektoren in der österreichischen Volkswirtschaft
und legt umfangreiches Datenmaterial für die Jahre 2005 bis 2009 einschließlich relevanter Kennzahlen
vor.
So ist beispielsweise für 2009 ersichtlich, dass das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nominell
nur 0,1% gegenüber 2008 gewachsen ist. Hinter dieser Stagnation verbergen sich allerdings gegenläufige
Entwicklungen: Einerseits ein Anstieg der Arbeitnehmerentgelte von 1,5% sowie eine Verringerung der Steuern auf
Einkommen um 8,2%, andererseits ein Rückgang des Vermögenseinkommens um nahezu ein Drittel. Die Sparquote
sank von 12% im Jahr 2008 auf 11% im Jahr 2009. Durch die geringere Ersparnisbildung ging auch die Veranlagungstätigkeit
der Haushalte zurück. Die Geldvermögensbildung reduzierte sich von 19,4 Mrd EUR (2008) auf 15,1 Mrd EUR
(2009) - ein Minus von 22%. Mehr als die Hälfte der gesamten Finanzinvestitionen floss in Bargeld und Bankeinlagen
(8,6 Mrd EUR).
Gleichzeitig brachen die Investitionen der Unternehmen krisenbedingt ein. Die Bruttoanlageinvestitionen sanken
gegenüber 2008 um 8,2%. Die Nettoinvestitionsquote sank dementsprechend von 11,6% (2008) auf 8,6% (2009).
Hand in Hand mit diesem Rückgang der Investitionstätigkeit gingen auch die Kreditaufnahmen stark zurück.
2009 wurden per saldo Kredite, vorwiegend bei inländischen Banken, um mehr als 1 Mrd EUR netto getilgt. Die
gesamte Finanzierung der Unternehmen über Kredite, Wertpapiere und Eigenkapitalerhöhungen reduzierte
sich auf ein Drittel: von 25,5 Mrd EUR (2008) auf 8,1 Mrd EUR (2009).
Konnten die Unternehmen ihren Finanzierungsbedarf deutlich senken, so wuchs krisenbedingt die Nettoschuldenaufnahme
des Staates auf 9,6 Mrd EUR im Jahr 2009 an. Während die Staatseinnahmen im Vergleich von 2008 zu 2009 um
2,8 Mrd EUR (-2,0%) geringer ausfielen, erhöhten sich die Ausgaben um 5,4 Mrd EUR (3,9%). Der Nettofinanzierungsbedarf
wurde 2009 größtenteils über die Emission von verzinslichen Wertpapieren abgedeckt, die vorwiegend
von inländischen Banken erworben wurden.
Darüber hinaus beleuchtet diese Publikation die Finanzverflechtungen zwischen Banken, Versicherungen, Investmentfonds,
privaten Haushalten, nichtfinanziellen Unternehmen und dem Staat sowie auch die jeweiligen Verflechtungen mit dem
Ausland. Dreh- und Angelpunkt der finanziellen Aktivitäten sind nach wie vor die Banken (aufgrund von Interbankeinlagen
oder dem gegenseitigen Erwerb von Anleihen in zunehmendem Ausmaß auch die finanziellen Aktivitäten zwischen
den Banken) und das Ausland. Vom gesamten Finanzvermögen der österreichischen Volkswirtschaft in Höhe
von rund 2.400 Mrd EUR zum Ultimo 2009 besteht ein Drittel aus Forderungen gegenüber dem Ausland. Dieser hohe
Anteil ist allerdings keine Einbahnstraße: Ebenfalls rund ein Drittel der gesamten Verbindlichkeiten Österreichs
waren zum Jahresultimo 2009 in ausländischer Hand. |