Investitionsquote und Kreditaufnahmen der Unternehmen 2009 stark rückläufig   

erstellt am
15. 06. 10

Wien (statistik austria) - Statistik-Austria- und OeNB-Publikation zu volkswirtschaftlichen Aktivitäten Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte 2009 im Vergleich zu 2008, nicht zuletzt aufgrund des starken Rückgangs der Investitionen der Unternehmen, zeitgleich mit geringeren Kreditaufnahmen bei Banken. Die Stagnation des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte reduzierte die Sparquote und private Haushalte investierten dadurch weniger in Finanzanlagen. Der Staat erhöhte sein Defizit (krisenbedingt) und finanzierte es vor allem mit Anleihen, die überwiegend von österreichischen Banken erworben wurden.

Die Statistik Austria und die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) präsentieren heute erstmals gemeinsam eine integrierte Darstellung aller volkswirtschaftlichen Aktivitäten - zusammengefasst in den Nichtfinanziellen Sektorkonten und der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung - im Rahmen der Sonderpublikation "Sektorale VGR in Österreich 2009"1. Diese Publikation berücksichtigt sowohl das wirtschaftliche Umfeld als auch die Investitions- und Finanzaktivitäten der einzelnen Sektoren in der österreichischen Volkswirtschaft und legt umfangreiches Datenmaterial für die Jahre 2005 bis 2009 einschließlich relevanter Kennzahlen vor.

So ist beispielsweise für 2009 ersichtlich, dass das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nominell nur 0,1% gegenüber 2008 gewachsen ist. Hinter dieser Stagnation verbergen sich allerdings gegenläufige Entwicklungen: Einerseits ein Anstieg der Arbeitnehmerentgelte von 1,5% sowie eine Verringerung der Steuern auf Einkommen um 8,2%, andererseits ein Rückgang des Vermögenseinkommens um nahezu ein Drittel. Die Sparquote sank von 12% im Jahr 2008 auf 11% im Jahr 2009. Durch die geringere Ersparnisbildung ging auch die Veranlagungstätigkeit der Haushalte zurück. Die Geldvermögensbildung reduzierte sich von 19,4 Mrd EUR (2008) auf 15,1 Mrd EUR (2009) - ein Minus von 22%. Mehr als die Hälfte der gesamten Finanzinvestitionen floss in Bargeld und Bankeinlagen (8,6 Mrd EUR).

Gleichzeitig brachen die Investitionen der Unternehmen krisenbedingt ein. Die Bruttoanlageinvestitionen sanken gegenüber 2008 um 8,2%. Die Nettoinvestitionsquote sank dementsprechend von 11,6% (2008) auf 8,6% (2009). Hand in Hand mit diesem Rückgang der Investitionstätigkeit gingen auch die Kreditaufnahmen stark zurück. 2009 wurden per saldo Kredite, vorwiegend bei inländischen Banken, um mehr als 1 Mrd EUR netto getilgt. Die gesamte Finanzierung der Unternehmen über Kredite, Wertpapiere und Eigenkapitalerhöhungen reduzierte sich auf ein Drittel: von 25,5 Mrd EUR (2008) auf 8,1 Mrd EUR (2009).

Konnten die Unternehmen ihren Finanzierungsbedarf deutlich senken, so wuchs krisenbedingt die Nettoschuldenaufnahme des Staates auf 9,6 Mrd EUR im Jahr 2009 an. Während die Staatseinnahmen im Vergleich von 2008 zu 2009 um 2,8 Mrd EUR (-2,0%) geringer ausfielen, erhöhten sich die Ausgaben um 5,4 Mrd EUR (3,9%). Der Nettofinanzierungsbedarf wurde 2009 größtenteils über die Emission von verzinslichen Wertpapieren abgedeckt, die vorwiegend von inländischen Banken erworben wurden.

Darüber hinaus beleuchtet diese Publikation die Finanzverflechtungen zwischen Banken, Versicherungen, Investmentfonds, privaten Haushalten, nichtfinanziellen Unternehmen und dem Staat sowie auch die jeweiligen Verflechtungen mit dem Ausland. Dreh- und Angelpunkt der finanziellen Aktivitäten sind nach wie vor die Banken (aufgrund von Interbankeinlagen oder dem gegenseitigen Erwerb von Anleihen in zunehmendem Ausmaß auch die finanziellen Aktivitäten zwischen den Banken) und das Ausland. Vom gesamten Finanzvermögen der österreichischen Volkswirtschaft in Höhe von rund 2.400 Mrd EUR zum Ultimo 2009 besteht ein Drittel aus Forderungen gegenüber dem Ausland. Dieser hohe Anteil ist allerdings keine Einbahnstraße: Ebenfalls rund ein Drittel der gesamten Verbindlichkeiten Österreichs waren zum Jahresultimo 2009 in ausländischer Hand.
     
zurück