Wachstum der zwei Geschwindigkeiten in CEE   

erstellt am
28. 06. 10

Bei einem BIP-Wachstum von 3,1 % ist der Ausblick für Zentral- und Osteuropa stärker als jener für Westeuropa (Eurozone 1,0 %)
Wien (bank austria) - Die Länder Zentral- und Osteuropas (CEE) haben die Finanzkrise bisher recht gut überstanden und zeigen nun im Nachhinein, dass die verbreiteten Ängste und die Skepsis, die man vor einem Jahr beobachten konnte, übertrieben waren. Der Aufschwung ist da und die Ökonomen von UniCredit konnten ihre BIP-Wachstumsprognose 2010 für die Region von 2,8 % auf 3.1 % nach oben revidieren. Da sind einerseits die Türkei (5,6 %), Russland (3,4 %) und die Slowakei (3,5 %), die sich in einer soliden Position befinden, während andere Länder wie Kroatien (-1,5 %) oder Bulgarien (-1,0 %) den Ausstieg aus der Rezession nur mit Mühe zu finden scheinen. Anders ausgedrückt, die Erholung in der Region wird sich auch weiter in zwei Geschwindigkeiten vollziehen. Die Hauptrisiken kommen von der Eurozone, die, ausgelöst durch Befürchtungen rund um die Verschuldung der Staaten, neuerliche Spannungen auf den Finanzmärkten erlebt.

Während die divergierende Performance der Länder in den kommenden Monaten wohl anhalten wird, bestätigen mehrere Wachstumsindikatoren für Industrieproduktion und Exporte die erwartete Erholung. Vor allem Russland und Estland haben in den letzten drei Monaten Gas gegeben und damit ihr solides Potenzial bewiesen. Angesichts der nach wie vor steigenden Nachfrage aus Asien und Westeuropa stellen Exporte in der gesamten Region die Hauptwachstumsquelle dar. Davon profitieren vor allem jene, die für den globalen Handelszyklus besonders offen sind. Zugleich ist die Kluft zwischen den Vertrauensindikatoren und den realen Produktionsdaten ein wenig aufgegangen.

Unternehmen erholen sich schneller als Private
Auf Grund der Sparpakete, die in Reaktion auf die Probleme mit den Staatshaushalten implementiert werden, und auf Grund der nach wie vor hohen Arbeitslosigkeit bleibt der private Konsum gedämpft und eine Änderung dieser Situation ist auch für das kommende Quartal nicht zu erwarten. Im Gegenteil - die Dynamik bei den Kreditvergaben bleibt sehr schwach und das Lohnwachstum vollzieht sich langsamer als vor der Krise. Diese beiden Faktoren verschlechtern die ohnehin schwache Performance der privaten Haushalte weiter. Es ist daher wohl auch mit einer schleppenden Inlandsnachfrage zu rechnen, während die Exporte auch in Zukunft der Hauptmotor des Aufschwungs und der aufholenden Industrieproduktion bleiben werden.

Die guten Nachrichten für den privaten Sektor hängen mit den umfangreichen Infrastruktur-Entwicklungsprogrammen zusammen, die manche Länder derzeit durchführen. Hier einige Beispiele: Polen und die Ukraine bereiten sich auf die Fußball-Europameisterschaft EURO 2012 vor, Kasachstan arbeitet ambitioniert an der Modernisierung seiner Infrastruktur, Russland hat für die Olympischen Winterspiele in Sochi 2014 noch einiges zu tun und auch in Serbien laufen mehrere Projekte. Diese Programme bringen Spill-Over-Effekte in Form einer erhöhten Bautätigkeit und tragen dazu bei, den Überhang vom letzten Bauboom aufzufangen. Alles in allem erweist sich die CEE-Region weiterhin als bedeutender Wachstumstreiber mit großem Potenzial und auch das Vertrauen kehrt nach der Krise - langsam aber sicher - wieder zurück.
     
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