Auf der Spur des molekularen Geheimnisses von Anästhesie   

erstellt am
24. 06. 10

Publikation im Journal of the American Chemical Society
Graz (öaw) - Den Biophysikern Georg Pabst (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Biophysik und Nanosystemforschung, Graz) und Thomas Stockner (Medizinische Universität Wien) ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines molekularen Verständnisses der für die Chirurgie so wichtigen Anästhesie gelungen. Erstmals konnten sie im Modell zeigen, dass Anästhetika wie Ketamin sich in Zellmembranen einlagern, und über eine mechanische Kopplung Ionenkanäle des Zentralnervensystems schließen können. Dies führt dann in weiterer Folge zu dem allgemein bekannten Zustand der Anästhesie.

Der beschriebene Mechanismus widerspricht allerdings der weit verbreiteten Lehrmeinung einer direkten Bindung der Anästhetika an die Kanalproteine. "Das könnte noch eine ganz große Sache werden", meinen daher die beiden Forscher über ihre Ergebnisse, die kürzlich im weltweit renommiertesten Journal des Fachbereiches Chemie (Journal of the American Chemical Society) erschienen sind. Obwohl Pabst und Stockner eine zusätzliche direkte Wechselwirkung der Anästhetika mit Proteinen nicht ausschließen wollen, freuen sie sich vor allem über die physiologische Relevanz ihrer Resultate: "Unser Modell funktioniert bei Konzentrationen, wie sie täglich von Anästhesiologen verabreicht werden."

Für eine pharmazeutische Nutzung dieser neuen Erkenntnisse ist noch viel weitere Forschungsarbeit notwendig. Die Ergebnisse erster Untersuchungen mit dem Anästhetikum Propofol sind aber vielversprechend. Jetzt brauchen beide Forscher finanzielle Unterstützung von öffentlicher Hand oder einem industriellen Partner, damit die Forschung auch in einem entsprechenden Tempo vorangetrieben werden kann.
     
Informationen: http://www.oeaw.ac.at    
     
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