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Leopold Museum entdeckt wichtigen Olbrich-Bau im Wiener Prater |
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Bausubstanz fast original erhalten Wien (leopoldmuseum) - Jeder Kulturinteressierte kennt wohl das Hauptwerk des Jugendstilarchitekten Joseph Maria Olbrich (1867-1908), die Wiener Secession. Im Zuge der Recherchen für die neu eröffnete Sommerausstellung des Leopold Museum ist nun ein weiteres "Baujuwel" wieder entdeckt worden: Der 1898, also im Jahr der Secessionseröffnung entstandene Pavillon des Radfahrclubs der Staats- und Hofbeamten im Wiener Prater. Jahrhundertwendebau in erstaunlich gutem Zustand Bereits kurz nach Fertigstellung des Clubhauses weitete sich der Clubbetrieb vom Radsport auf den Tennissport aus. Der Pavillon wird auch heute noch vom selben Club - unter seinem jetzigen Namen "SV Schwarz-Blau" - zu diesem Zweck verwendet. Das Clubhaus hat diverse Adaptierungen und Umbauten relativ unbeschadet überstanden. 1898: Secession und Clubpavillon Ein Monat nach Baubeginn der Wiener Secession hatte Joseph Maria Olbrich im Frühjahr 1898 den Auftrag erhalten, ein Clubhaus für den im Prater gelegenen Radfahrclub der Staats- und Hofbeamten zu errichten. Die überraschend ruhige Lage in der Rustenschacherallee 7, abseits der Hauptverkehrsströme, lassen ein Verweilen auf der Terrasse im Schatten alter Bäume zu einem "Sommerfrische-Erlebnis" werden. Mondäner Club für Trendsportarten um 1900 Dass ein exklusiver Architekt aus dem Umkreis der Secession für die Errichtung eines Clubhauses für einen Fahrradclub beauftragt wurde, entsprach dem Selbstverständnis der damals mondänen und schicken Fahrrad-Clubs. Erst ein Jahr vorher, 1897, waren Fahrräder nach langen Diskussionen als Verkehrsmittel zugelassen worden. Radfahren galt am Ende des Jahrhunderts als exklusive Sportart der gehobenen Gesellschaftsschichten. Binnen kurzer Zeit wurden in Wien zahlreiche Radfahrvereine gegründet, um 1900 gab es bereits 300. Die Vermittlung dieses Auftrags erfolgte über Erich Graf von Kielmannsegg, der nicht nur Ehrenmitglied des Radfahrclubs war, sondern als Mitglied der Donaukanal- bzw. Wienflussregulierungskommission auch gute Kontakte zu Otto Wagner und seinen Mitarbeitern hat. Olbrich sah sich bei diesem Bau mit einem Limit von 10.000 Gulden an Baukosten konfrontiert. Im Vergleich dazu beliefen sich die Baukosten für das zur selben Zeit in Bau befindliche Secessionsgebäude auf 74.000 Gulden. Funktionale Architektur, effektvolle Lösung Bei diesem weitgehend funktionalen Bau erzielte Olbrich mit wenigen, aber effektvollen Mitteln eine eindrucksvolle architektonische Lösung. Die Hauptfront des Baues etwa wurde als zentrale, breite Portalnische gestaltet und erinnert an die Eingänge der Pavillons der Wiener Stadtbahnstationen von Otto Wagner. Anders als bei Wagners Stadtbahnstationen, wo die Blendbögen aus Schmiedeeisen gearbeitet sind, besteht Olbrichs Portalbogen allerdings aus grün gestrichenem Holz. Großartige Formensprache und ein Schuss Nostalgie Leopold Museum-Managing Director Mag. Peter Weinhäupl freut sich, die Zeichnungen zu diesem herrlichen Bauwerk exklusiv für die Ausstellung in Wien präsentieren zu können. "Die großartige Formensprache, gepaart mit einem Schuss Nostalgie machen den mit interessanten Widmungsinschriften aus der Zeit versehenen Bau zu einem Geheimtipp der besonderen Art", so Weinhäupl. Die von Rudolf Leopold, Peter Weinhäupl und Franz Smola kuratierte Schau, die in Zusammenarbeit mit dem Institut Mathildenhöhe, Darmstadt und der Kunstbibliothek Berlin zusammengestellt wurde, ist bis Ende September im Leopold Museum zu sehen. |
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Informationen: http://www.leopoldmuseum.org | ||
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