Israel-Gespräche: Position vertreten, aber auch genau zuhören
Wien (sk) - "Beim Europäischen Rat wurde nochmals die Position Österreichs bekräftigt,
dass es eine gemeinsame Vorgehensweise bei der Finanztransaktionssteuer, der Bankenabgabe und der Regulierung der
Märkte geben muss", so Bundeskanzler Werner Faymann am 22.06. im Pressefoyer nach dem Ministerrat. Faymann
berichtete dabei unter anderem über das Treffen des Europäischen Rats in der Vorwoche und über außenpolitische
Fragen. So berichtete er weiters von einer Initiative von 22 europäischen Abgeordneten aller Parteien, die
beklagten, dass sie verstärkt von der Finanzlobby bezüglich einer strengeren Regulierung des Finanzwesens
und des Bankgewerbes unter Druck gesetzt würden. Der Bundeskanzler erinnerte daran, dass die Lobby des Finanzsektors
mehr als 1.500 Organisationen umfasse, für den Konsumentenschutz oder im Arbeitnehmerbereich stünden
diesen lediglich um die 50 Organisationen gegenüber. "Es gibt zwar eine internationale Diskussion über
die Regulierung des Finanzwesens, aber von einer 'gemeinsamen Wirtschafts-Regierung'zur Verwirklichung aller Abgaben
im einheitlichen Sinne sind wir meilenweit entfernt", so Faymann. "Die Diskussion um die Bankenabgabe
verläuft in den meisten europäischen Ländern positiv. Die Diskussion um die Finanztransaktionssteuer
zeigt in Europa jedoch die tiefe Kluft zwischen der Bevölkerung, die sich eine solche wünscht, unter
anderem auch zur Finanzierung von Ausbildung und Forschung, und jenen, die darauf schielen, sich wieder nur einen
Wettbewerbsvorteil auf den internationalen Märkten zu holen", erklärte der Bundeskanzler.
In Fragen der gemeinsamen Außenpolitik wurde im Zusammenhang mit dem Staatsbesuch des Bundeskanzlers in Israel
(ab morgen, Mittwoch) deutlich: "Der Friedensprozess ist fortzuführen. Dazu gehört, die Versorgung
der Bevölkerung im Gazastreifen zu sichern", so Faymann. Die neuen Einfuhrbestimmungen für Gaza
seien, so Faymann, ein positiver Schritt, der auch durch die deutliche Haltung der EU ermöglicht worden wäre.
In den kommenden beiden Tagen wird der Bundeskanzler Gespräche mit den Spitzenpolitikern Israels führen,
darunter Staatspräsident Schimon Peres sowie Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, weiters auch mit Vertretern
der Opposition und Abgeordneten sowie mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas und mit Ministerpräsident
Salam Fajad. "Die Europäische Union hat klare Positionen und diese werde ich in Israel in vollem Umfang
vertreten. Ich werde meinen Gesprächspartnern in Israel aber auch genau zuhören und einen ernsthaften
Dialog führen", betonte der Bundeskanzler. |