Kulturbericht 2009 liegt dem Parlament vor
Wien (pk) - "Der Staat gewinnt in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die wir derzeit durchlaufen,
in vielen Bereichen, aber im besonderen Maße in der Kultur, besondere Bedeutung als verlässlicher, stabiler
und der Sache verpflichteter Partner. Ich sehe es als die zentrale Aufgabe meines Hauses, die Rahmenbedingungen
für Künstlerinnen und Künstler sowie für Kulturinstitutionen finanziell sicher zu stellen."
So leitet Bundesministerin Claudia Schmied den "Kulturbericht 2009" des Bundesministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur ein.
Dieses klare Bekenntnis zur Verantwortung des Staates für die Förderung der Kunst sei untrennbar verbunden,
so Schmied, mit einem solchen zur Wahrung der Autonomie von Kunst und Kultur. Es gelte zu fördern, zu unterstützen,
zu ermutigen, "aber all das, ohne in die Freiheit der Kunst einzugreifen". Deshalb sei in den letzten
Jahren die Abwicklung der Förderungen professionalisiert worden. Man habe darauf geachtet, dass alle Entscheidungen
transparent und nachvollziehbar seien und dass mehrjährige Förderverträge den Kunstschaffenden und
ihren Institutionen maximale Planungssicherheit garantieren.
Kulturpolitische Zielsetzungen
Sodann listet die Ministerin die "wichtigen kulturpolitischen Ziele" auf, denen die besondere
Aufmerksamkeit des Hauses gegolten habe: "Wir haben den Fokus auf die Förderung junger Künstlerinnen
und Künstler am Beginn ihrer Karriere gerichtet. Sie werden unter anderem mit Stipendien, Auslandsaufenthalten
oder Galerie- und Messeförderungen unterstützt." Und weiter heißt es im "Kulturbericht"
wörtlich: "Als Beispiel dafür stehen die Start-Stipendien, die 90 jungen Menschen aus allen Bereichen
der Kunst die Umsetzung ihrer künstlerischen Vorhaben erleichtern und ihnen helfen, in die österreichische
und internationale Kunstszene einzusteigen. Die nachhaltige Beachtung des Gender-Aspekts, auf den wir auch alle
Jurys verpflichtet haben, hat dazu geführt, dass bei den Start-Stipendien ein Frauenanteil von 62 Prozent
erreicht werden konnte."
Zu den weiteren Zielen zählt die Ministerin schließlich noch die Kunstvermittlung an den Schulen und
Kunst in der Lehrerbildung. Die Gesamtheit der genannten Ziele solle, so Schmied, "zu einem breiten Verständnis
für eine offene Kultur führen".
Sodann betont das Regierungsmitglied, dass "wir – ob Ministerin oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Sektionen für Kunst und Kultur" von "Leidenschaft erfasst", sich "auch im Jahr 2009 mit
aller Kraft dafür eingesetzt" haben, "Kunst und Kultur zu pflegen".
Nun auf den eigentlichen Bereich, nämlich den "Kulturbericht", kommend, hält die Ministerin
als wesentliches Ereignis des Jahres 2009 fest, dass die Bundesmuseen und die Nationalbibliothek im Berichtszeitraum
zwei große Ziele verfolgt hätten: die Schärfung des eigenen Profils und die Stärkung der Kernkompetenzen.
Zu diesem Zweck "wurden für alle Institutionen neue Museumsordnungen erlassen." Seit 2. Januar 2010
gelte zudem freier Eintritt für Jugendliche in den Bundesmuseen, womit "der Jugend die kulturellen Werte"
vermittelt werden sollen.
Die Anhebung der Basisabgeltung – erstmalig seit der Ausgliederung der Bundesmuseen – soll, so Schmied, den Handlungsspielraum
der Institutionen gerade in einem ungünstigen wirtschaftlichen Umfeld stärken. Auch bei den Bundestheatern
habe man den Bundeszuschuss erhöht, um deren im internationalen Vergleich einzigartige Position zu sichern.
Im Bereich des Denkmalschutzes konnten wichtige Projekte zur Erhaltung des kulturellen Erbes unterstützt und
weitere vorbereitende Schritte zur zukünftigen Positionierung des Bundesdenkmalamtes gesetzt werden. "Und
auch für die Öffentlichen Büchereien und die Volkskultur konnten Adaptierungen der Fördermodelle
vorbereitet werden".
Eine erfreuliche Bilanz zieht Schmied zudem hinsichtlich des Projekts "Linz 09". 220 Projekte, 7.700
Veranstaltungen und fast 3,5 Millionen Besucher unterstrichen den Erfolg dieser Initiative, heißt es abschließend
im Vorwort der Ministerin.
Teilhabe an der heimischen Kultur
Die Bilanz der heimischen Bundesmuseen für das Jahr 2009 ist gleichwohl durchwachsen. Insgesamt verloren sie
gegenüber dem Jahr 2008 rund 10 Prozent ihrer Besucher, wobei von den verbliebenen Gästen gerade noch
etwas mehr als drei Viertel Eintritt bezahlten. Die stärksten Verluste fuhren dabei die Albertina, die Österreichische
Galerie im Belvedere und die Nationalbibliothek ein, während immerhin das Pathologisch-Anatomische Bundesmuseum
sich über einen Besucherzuwachs von fast sieben Prozent freuen konnte.
Ebenfalls bergab ging es in der Besucherstatistik der heimischen Bundestheater. Während die Burg ihre Besucherzahlen
im wesentlichen halten konnte, verloren Staats- und Volksoper an Zuspruch. Als kleines Trostpflaster wurden diesen
Institutionen 2009 insgesamt 142 Mio. Euro an Förderungen überwiesen. Die zahlreichen Bundesmuseen mussten
sich im Berichtszeitraum mit schlanken 160 Mio. Euro an Förderungen begnügen. Für das Büchereiwesen
und die Volkskultur standen im Vergleich dazu 2,4 Mio. Euro zur Verfügung.
Die Bundesmuseen
Die Albertina setzte nach den erfolgreichen Großschauen der letzten Jahre 2009 auf ein eher diskretes
Ausstellungsprogramm. Lediglich die Rembrandt- und die Impressionismusausstellung (die allerdings erst Ende 2009
startete) waren programmierte Publikumsmagneten, die übrigen Ausstellungen wandten sich qua nomine eher an
Insider. Der Zuschauerzuspruch fiel denn auch von 803.000 im Jahr 2008 auf 542.578 im Jahr 2009, wobei hievon insgesamt
221.372 Personen den vollen Eintrittspreis zahlten.
Künstlerisch bedeutsamer gab sich die Österreichische Galerie im Belvedere, in deren Programm vor allem
die Schauen über Alfons Mucha, Lovis Corinth und Ferdinand Georg Waldmüller herausragten. Doch auch die
kleineren Ausstellungen – "Die Macht des Ornaments", "Franz West" oder die Retrospektive zu
Herbert Boeckl – fanden ihr Publikum. Insgesamt ging der Besucherzustrom dennoch leicht zurück, was aber auch
dem Umstand geschuldet war, dass sich 2008 als ein Rekordjahr erwiesen hatte. Vergliche man die Zahlen von 2009
nämlich mit jenen von 2007, so ergäbe sich ein Besucherplus von über 25 Prozent.
Positiv konnte auch das KHM bilanzieren. Highlight der regen Ausstellungstätigkeit war im Berichtszeitraum
die vielbeachtete Exhibition über Karl den Kühnen, wobei auch in den anderen, dem KHM angeschlossenen
Institutionen wie Schloss Ambras, das Theater- oder das Völkerkundemuseum, Beachtliches wie etwa "Thomas
Bernhard" oder "Sitting Bull" zur Schau gestellt wurde. Der hohe Besucherstandard von mehr als 1,1
Millionen Personen konnte auch 2009 gehalten werden.
In NHM befand man sich 2009 nicht nur auf den Spuren der Römer in Vindobona, anlässlich des Darwinjahres
wurde auch dem Schöpfer der Evolutionstheorie breiter Raum gewidmet. Die Besucherzahlen waren 2009 leicht
ansteigend, wobei auch die Gruppe der zahlenden Besucher gegenüber 2008 zunahm.
Nationalbibliothek
Polen, Homer und Wenzel von Böhmen standen im Fokus der Ausstellungen der Nationalbibliothek. Während
sich diese Ausstellungen großer Beliebtheit erfreuten, ging jedoch die Zahl jener, die allein die Räumlichkeiten
besichtigten, nennenswert zurück, sodass auch die ÖNB das Berichtsjahr mit einem Gesamtminus an Besuchern
abschließen muss. Zurückgeführt wird dies nicht zuletzt auch auf einen generellen Rückgang
im Städtetourismus, unter dem auch bauliche Sehenswürdigkeiten zu leiden hätten.
Bundestheater
Mit einem engagierten Programm und teilweise vielbeachteten Premieren konnte das Burgtheater auch 2009
positiv bilanzieren. Neben Klassikern wie "Ende gut, alles gut" (Shakespeare), "Das Leben ein Traum"
(Calderon de la Barca), "Der Schein trügt" (Bernhard) oder "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?"
(Albee) galt es 2009 auch Neues bzw. Unbekanntes zu entdecken, sodass der ausgewogene Mix zwischen Klassik und
Moderne, Mainstream und Avantgarde auch 2009 für volle Häuser an der Burg, an der Akademie und im Kasino
sorgten.
Besuchereinbrüche – allerdings von einem hohen Niveau ausgehend – hatte die Staatsoper zu konstatieren, wofür
auch in diesem Fall der Rückgang im Städtetourismus ins Treffen geführt wird. Neben einigen Wiederaufnahmen
gab es 2009 zwei Wagner-Premieren ("Götterdämmerung" und "Rheingold") sowie die Premiere
von Tschaikowskis "Eugen Onegin".
Tschaikowski stand auch auf dem Spielplan der Volksoper. Diesfalls wurde der "Nussknacker" neu auf die
Bühne gebracht. Zusätzlich gab es Premieren von Werken Kreneks ("Kehraus um St. Stephan"),
Strauss ("Ariadne auf Naxos"), Künnekes ("Der Vetter aus Dingsda") und Puccinis ("Tosca").
Mit 83 Prozent Auslastung gab es ein leichtes, wenngleich nicht besorgniserregendes Minus in der Besucherstatistik.
Museumsquartier
Abermals ein Plus bei den Besuchern verzeichnet das MQ, in dem sich 2009 knapp eineinhalb Millionen Menschen einfanden.
Neben den permanenten Ausstellungen gab es auch im Berichtszeitraum wieder beachtliche Sonderausstellungen zu sehen,
unter denen die Werkschau zu Barlach und Kollwitz und jene zu Edvard Munch im der Stiftung Leopold herausragten.
Denkmalschutz
Positives gibt es weiterhin vom Denkmalschutz zu vermelden, wo der Bericht ausführlich auf die diversen Projekte
eingeht. Auch die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und die Arbeit der Landeskonservatorate sind
hier Thema.
Eine Darstellung der weiteren Kulturangelegenheiten, worunter das Büchereiwesen ebenso fällt wie die
Volkskultur oder die Wiener Hofmusikkapelle, sowie ein Überblick über den Themenbereich "Restitution"
runden den umfangreichen Bericht ab. |