Arthrose-Forschung: Hilfe für kaputte Gelenke   

erstellt am
02. 07. 10

Homburg (idw) - Jeder zehnte Deutsche leidet unter Gelenkschmerzen, etwa an der Hüfte oder den Knien. Die Arthrose ist zu einer Volkskrankheit geworden, die sehr hohe Kosten verursacht. Trotz zahlreicher Behandlungsmethoden ist aber über ihre Ursachen noch wenig bekannt. Dies will Henning Madry ändern. Er hat seit einigen Monaten den bundesweit einzigen Lehrstuhl für Experimentelle Orthopädie und Arthroseforschung inne. Die Deutsche Arthrosehilfe hat die neue Professur an der Universität des Saarlandes für die ersten fünf Jahre gestiftet.

"Die Arthrose ist kein Gelenkverschleiß, wie landläufig immer behauptet wird, sondern eine chronische Krankheit wie Asthma oder Diabetes", erläutert Professor Henning Madry. Der Knorpel in den Gelenken sorge als elastisches Gewebe dafür, dass jeder sich bewegen und sein Gewicht tragen könne. "Durch Unfälle oder Sportverletzungen mit Knochenbrüchen im Gelenk wird oft der Gelenkknorpel beschädigt. Häufig wird die Arthrose aber auch durch Prozesse verursacht, die noch weitgehend unverstanden sind, aber dazu führen, dass sich die Knorpelschicht von selbst ausdünnt und schließlich auflöst. Dadurch wird der Knochen bloßgelegt", sagt der Orthopädie-Professor. Die Krankheit ist meist mit starken Schmerzen verbunden und führt im Spätstadium dazu, dass die Patienten ihre Gelenke kaum mehr bewegen können. Man müsse sich aber von der Vorstellung verabschieden, dass sich Knorpel altersbedingt einfach wie ein Autoreifen abreibe. "Auch viele jüngere Menschen sind heute von Arthrose betroffen, während so manch 90-Jähriger keinerlei Anzeichen davon zeigt", hat Madry beobachtet.

Die verschiedenen Formen der Arthrose sind heute schon so weit verbreitet wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Behandlung der Arthrose-Patienten und auch ihre Fehlzeiten bei der Arbeit, häufig bedingt durch Schmerzen, haben eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung. "Dennoch hat sich die Forschung lange Zeit wenig um diese Krankheit bemüht", meint Henning Madry. Dies will der Professor für Experimentelle Orthopädie nun ändern. Er erforscht die Ursachen der Arthrose und untersucht auch, wie man die verschiedenen Varianten von Knorpelersatz weiter verbessern kann. An einem Tag pro Woche kümmert er sich um seine Patienten und steht im Operationssaal, um selbst bei den aktuellen Behandlungsmethoden am Ball zu bleiben.

Für jedes Krankheitsbild der Arthrose gibt es verschiedene Operations- Methoden, aber auch ein ganze Palette von Knorpelersatzverfahren, die für jeden Patienten passend ausgewählt werden müssen. Henning Madry forscht schon seit mehreren Jahren daran, wie man Knorpelersatz durch körpereigene Gene verbessern kann, um der echten Knorpelmasse möglichst nahe zu kommen. "Damit könnte den Patienten auch langfristig geholfen werden, da sich der Knorpel durch diese Therapie wieder besser repariert und wie der originale, körpereigene Gelenkknorpel verhält", sagt der Orthopädie-Professor. Für die ersten Forschungsarbeiten auf diesem zukunftsweisenden Gebiet erhielt Henning Madry im Jahr 2004 den NASA-Preis. Vor drei Jahren wurde er außerdem mit dem bundesweit wichtigsten Preis für orthopädische Forscher, dem Heine-Preis, ausgezeichnet.

In jüngster Zeit beschäftigt sich Madry mit der Frage, welche Rolle die den Knorpel stützenden und angrenzenden Knochenanteile spielen. "In der Forschung und auch der Behandlung der Patienten wurde bisher zu wenig darauf geschaut, was bei einem Knorpelschaden mit dem darunter liegenden Knochen passiert. Auch dieser ist - je nach zugrundeliegender Krankheit - oft geschädigt und kann mit verschiedenen Methoden wieder aufgebaut werden", meint der Orthopädie- Professor. Mit seinen neuen Verfahren hofft er, den mittlerweile rund 20 Millionen Arthrose-Patienten in Deutschland helfen zu können. Allein im vergangenen Jahrzehnt ist diese Zahl um acht Millionen gestiegen und zeigt, wie wichtig die Erforschung dieser Krankheit ist.

Sein Forschungsgebiet hat Henning Madry in diesem Jahr bereits auf mehreren internationalen Kongressen präsentiert. Als nächstes wird er dazu auf dem Weltkongress für Knorpelersatz, dem "9th World Congress of the International Cartilage Repair Society" vom 26. bis 29. September in Barcelona referieren.
     
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