Straßburg (europarl) - Mit einer überwältigenden Mehrheit haben die Abgeordneten am 07.07.
eine deutliche Botschaft an die Mitgliedstaaten geschickt. Die einzige Möglichkeit einer wirksamen Finanzaufsicht
basiert auf einer grundsätzlichen Reform des derzeitigen Systems. Europäische Behörden, die wirksame
Maßnahmen zur Abwendung von Krisen und die Verhinderung von Rettungsaktionen durch Steuerzahler ergreifen
können, sollen gegründet werden.
Das Europäische Parlament hat einerseits durch die Annahme von Änderungsanträgen, andererseits aber
durch die Verschiebung der Endabstimmung dieser gesetzgebenden Resolution seinen Unterhändlern die Unterstützung
des ganzen Plenums ausgesprochen. Somit verschafft das Parlament mehr Zeit, um eine Einigung in erster Lesung mit
dem Rat nach der Sommerpause zu erzielen. In einer gesonderten Erklärung haben die wichtigsten Fraktionen
des EP deutlich gemacht, dass nun der Rat an der Reihe sei, eine Position vorzuschlagen, die von allen Seiten akzeptiert
werden könne.
Zu Verhandlungen bereit....für ein gutes Geschäft
Die Erklärung besagt, dass das Parlament zu Verhandlungen bereit, jedoch in seiner Auffassung einig
sei, dass die europäischen Behörden mit ausreichenden Befugnissen ausgestattet werden müssen, um
künftige Krisen zu vermeiden und den Binnenmarkt zu stärken.
Weiter heißt es in der Erklärung, dass diese Geste das endgültige Bestreben seitens der EP-Berichterstatter
darstelle, die neue belgische Präsidentschaft dahingehend zu unterstützen, die Mitgliedstaaten zu einer
zufriedenstellenderen Position zu bewegen.
Wirksame zuständige Behörden...
Die Abgeordneten haben zugestimmt, die drei EU-Aufsichtsbehörden (ESA) mit einer Reihe von Befugnissen auszustatten.
Diese Behörden sollen mit Kontrollpraktiken für die Bereiche Banken, Wertpapier- und Kapitalmarktgeschäfte
und Versicherungen beauftragt werden.
Die ESA wären in der Lage, Einzelentscheidung direkt an Finanzinstitute, wie beispielsweise Banken zu richten,
und diese zu verpflichten, die zur Einhaltung seiner Pflichten im Rahmen des Unionsrechts erforderlichen Maßnahmen
zu treffen, worunter auch die Einstellung bestimmter Praktiken fallen. Sie wären ferner in der Lage, Meinungsverschiedenheiten
zwischen nationalen Behörden zu regeln und grenzüberschreitend tätige Institutionen durch nationale
Behörde zu kontrollieren.
Mit ihrem Votum haben die Abgeordneten die Berichterstatter auch beauftragt, auf einen Stabilitätsfond zu
drängen, der an jeden der drei oben erwähnten Finanzbereiche gebunden ist, um zu verhindern, dass der
Steuerzahler die Kosten von zukünftigen
Finanzkrisen tragen müsse. Außerdem sollen die EU-Aufsichtsbehörden das Europäische System
nationaler Einlagensicherungssysteme stärken. Abschließend wären die ESA auch dazu befugt, bestimmte
Arten von Finanzaktivitäten, welche das einwandfreie Funktionieren des Finanzsystems untergraben könnten,
vorübergehend zu verbieten oder einzuschränken.
....alle mit Sitz an einem Ort
Um die Interaktion zwischen den ESA zu erleichtern, fordert das Parlament einen Behördensitz in Frankfurt
anstatt mehrerer in der ganzen EU verteilt. Gleichzeitig soll es jedoch möglich sein, verschiedene Vertretungen
der ESA in den wichtigsten Finanzzentren der EU zu platzieren.
Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB): Risiken schneller und besser erklären
Die angenommenen Änderungsanträge zielen darauf ab, sicherzustellen, dass das von der Kommission zugewiesene
Ziel an den ESRB besser und klarer durchgeführt wird, um folglich schneller darauf zu reagieren. Bei dem Ziel
handelt es sich um die Überwachung des Aufbaus von Risiko in der EU-Wirtschaft.
Des Weiteren wollen die Abgeordneten, Risikostufen leichter erkennbarer zu machen. Der ESRB solle gemeinsame Indikatoren
entwickeln, um einheitliche Bewertungen des Risikogehalts von bestimmten grenzüberschreitenden Finanzinstituten
zuzulassen und die darin enthaltenden Risikoarten einfacher erkennen zu können.
Um das allgemeine Risikobewusstsein zu verbessern, fordert das Parlament den ESRB auf, farblich kodierte Grade
festzulegen, um die verschiedenen Risikostufen darzustellen. Wenn die ESRB Warnungen oder Empfehlungen zum Risikoaufbau
ausspricht, dann würde es die Farbklassen verwenden, um das Risikoniveau anzuzeigen. Das Parlament hätte
die Macht, die Adressaten der Empfehlungen des ESRB aufzufordern, um die Aktionen zu erklären, die sie unternommen
haben, um die Stellungnahmen des ESRB zu berücksichtigen.
Um die Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit des ESRB zu erhöhen, muss der Ausschuss vom EZB-Präsidenten
Jean-Claude Trichet geleitet werden, so die Abgeordneten. Außerdem hat das Parlament zugestimmt, die Mitgliedschaft
im Gremium des ESRB auf Akademiker auszuweiten.
Nächste Schritte
Die Position des Parlaments in diesen Angelegenheiten ist in den Abstimmungen über eine Reihe von Berichten
enthalten, die alle mit einer überwältigenden Mehrheit angenommen wurden. Die angenommenen Texte werden,
unterstützt durch das Plenum, als Mandat für die Unterhändler des EP dienen, um die Gespräche
mit dem Rat, in der Hoffnung auf eine Einigung in naher Zukunft und möglicherweise direkt nach der Sommerpause,
fortzusetzen. |