Wien (statistik austria) - Nach Berechnungen der Statistik Austria verzeichnete die österreichische
Wirtschaft im Jahr 2009 einen realen Rückgang von -3,9%. Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise, die sich
bereits 2008 in einer Verlangsamung des Wachstums niederschlug, führte somit zum stärksten Einbruch der
österreichischen Wirtschaft seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Auch im internationalen Vergleich zeigten
sich die schwierigen Rahmenbedingen. Der durchschnittliche reale Rückgang in den EU-Mitgliedsländern
betrug -4,2%, jener der Eurozone (Euro-16) lag bei -4,1% (Quelle: Eurostat Datenbank, Juli 2010). Die OECD-Länder
verzeichneten im Durchschnitt einen Rückgang von -3,3% (Quelle: OECD, Main Economic Indicators, Juni 2010).
Die Wachstumseinbrüche für Österreichs wichtigste Handelspartner fielen mit -4,9% für Deutschland
und -5,0% für Italien sogar noch stärker aus.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging 2009 zu laufenden Preisen um 8,8 Mrd. Euro (-3,1%) auf rund 274,3 Mrd. Euro
zurück. Das BIP pro Einwohner betrug 32.800 Euro (-3,4%).
Vom Produktionsansatz nach Wirtschaftsbereichen betrachtet, lässt sich der mit Abstand stärkste reale
Rückgang (-14,3%) in der Sachgüterproduktion feststellen, die aufgrund ihrer Exportorientierung sehr
stark vom internationalen wirtschaftlichen Umfeld abhängig ist. Der Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung
verzeichnete mit einem realen Minus von -9,1% ebenfalls einen massiven Einbruch. Davon waren Personen- und Güterverkehr
gleichermaßen betroffen, ebenso die Kommunikationsdienstleistungen. Reale Zuwächse verzeichneten lediglich
die Energie- und Wasserversorgung (+5,8%) sowie das Kredit- und Versicherungswesen (ebenfalls +5,8%). Obwohl auch
der Dienstleistungssektor insgesamt real um -1,6% zurückging, wurde er von der Krise wesentlich weniger stark
getroffen als der Produktionssektor (real -10,5%).
Der massive Rückgang in der Sachgüterproduktion spiegelte sich verwendungsseitig in einem dramatischen
Einbruch der Exporte wider. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen, die die Konjunktur in den letzten Jahren
maßgeblich gestützt hatten, entwickelten sich schon 2008 deutlich gedämpft und lagen im Jahr 2009
nominell um -17,3% bzw. real um -16,1% unter dem Vorjahresniveau. Auch die Nachfrage nach Investitionsgütern
verzeichnete einen starken Rückgang. Die Bruttoinvestitionen verringerten sich real um -12,7%. Die Bruttoanlageinvestitionen
gingen gegenüber dem Vorjahr real um -8,8% zurück. Sowohl bei den Fahrzeuginvestitionen (real -19,2%)
als auch bei den Maschineninvestitionen (real -12,9%) war ein signifikanter Rückgang zu beobachten. Trotz
eines eher moderaten Wachstums von real +1,1% waren die Konsumausgaben insgesamt wie schon 2008 das am stärksten
wachsende Endnachfrageaggregat. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte verzeichneten ein reales Plus von +1,5%,
das nominelle Wachstum betrug bei einer moderaten Entwicklung der Verbraucherpreise +0,6%. Die Konsumausgaben des
Staates (öffentlicher Konsum) lagen nominell um +3,5% über dem Vorjahresniveau, was einer realen Steigerung
von +0,4% entsprach.
Das verfügbare Nettoeinkommen der Volkswirtschaft zu laufenden Preisen verzeichnete 2009 einen Rückgang
von -4,1% auf 224,3 Mrd. Euro. Das reale verfügbare Einkommen, das auch die Verschiebung der Kaufkraft der
österreichischen Volkswirtschaft gegenüber der restlichen Welt berücksichtigt, ging um -4,5% zurück.
Das Arbeitnehmerentgelt (die Summe aller Geld- und Sachleistungen von Arbeitgebern an Arbeitnehmer) stieg um +0,9%,
während Bruttobetriebsüberschuss und Selbständigeneinkommen mit einem Minus von -8,6% deutlich unter
dem Vorjahresniveau lagen.
Der "BIP-Deflator" (der implizite Preisindex, errechnet aus nominellem und realem Bruttoinlandsprodukt
auf Vorjahrespreisbasis) betrug 100,8. Der gesamtwirtschaftliche Preisauftrieb entwickelte sich also etwas stärker
als der Verbraucherpreisindex (+0,5%). |