Wirtschaftsentwicklung 2009: Stärkster Rückgang seit Kriegsende  

erstellt am
18. 07. 10

Wien (statistik austria) - Nach Berechnungen der Statistik Austria verzeichnete die österreichische Wirtschaft im Jahr 2009 einen realen Rückgang von -3,9%. Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise, die sich bereits 2008 in einer Verlangsamung des Wachstums niederschlug, führte somit zum stärksten Einbruch der österreichischen Wirtschaft seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Auch im internationalen Vergleich zeigten sich die schwierigen Rahmenbedingen. Der durchschnittliche reale Rückgang in den EU-Mitgliedsländern betrug -4,2%, jener der Eurozone (Euro-16) lag bei -4,1% (Quelle: Eurostat Datenbank, Juli 2010). Die OECD-Länder verzeichneten im Durchschnitt einen Rückgang von -3,3% (Quelle: OECD, Main Economic Indicators, Juni 2010). Die Wachstumseinbrüche für Österreichs wichtigste Handelspartner fielen mit -4,9% für Deutschland und -5,0% für Italien sogar noch stärker aus.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging 2009 zu laufenden Preisen um 8,8 Mrd. Euro (-3,1%) auf rund 274,3 Mrd. Euro zurück. Das BIP pro Einwohner betrug 32.800 Euro (-3,4%).

Vom Produktionsansatz nach Wirtschaftsbereichen betrachtet, lässt sich der mit Abstand stärkste reale Rückgang (-14,3%) in der Sachgüterproduktion feststellen, die aufgrund ihrer Exportorientierung sehr stark vom internationalen wirtschaftlichen Umfeld abhängig ist. Der Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung verzeichnete mit einem realen Minus von -9,1% ebenfalls einen massiven Einbruch. Davon waren Personen- und Güterverkehr gleichermaßen betroffen, ebenso die Kommunikationsdienstleistungen. Reale Zuwächse verzeichneten lediglich die Energie- und Wasserversorgung (+5,8%) sowie das Kredit- und Versicherungswesen (ebenfalls +5,8%). Obwohl auch der Dienstleistungssektor insgesamt real um -1,6% zurückging, wurde er von der Krise wesentlich weniger stark getroffen als der Produktionssektor (real -10,5%).

Der massive Rückgang in der Sachgüterproduktion spiegelte sich verwendungsseitig in einem dramatischen Einbruch der Exporte wider. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen, die die Konjunktur in den letzten Jahren maßgeblich gestützt hatten, entwickelten sich schon 2008 deutlich gedämpft und lagen im Jahr 2009 nominell um -17,3% bzw. real um -16,1% unter dem Vorjahresniveau. Auch die Nachfrage nach Investitionsgütern verzeichnete einen starken Rückgang. Die Bruttoinvestitionen verringerten sich real um -12,7%. Die Bruttoanlageinvestitionen gingen gegenüber dem Vorjahr real um -8,8% zurück. Sowohl bei den Fahrzeuginvestitionen (real -19,2%) als auch bei den Maschineninvestitionen (real -12,9%) war ein signifikanter Rückgang zu beobachten. Trotz eines eher moderaten Wachstums von real +1,1% waren die Konsumausgaben insgesamt wie schon 2008 das am stärksten wachsende Endnachfrageaggregat. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte verzeichneten ein reales Plus von +1,5%, das nominelle Wachstum betrug bei einer moderaten Entwicklung der Verbraucherpreise +0,6%. Die Konsumausgaben des Staates (öffentlicher Konsum) lagen nominell um +3,5% über dem Vorjahresniveau, was einer realen Steigerung von +0,4% entsprach.

Das verfügbare Nettoeinkommen der Volkswirtschaft zu laufenden Preisen verzeichnete 2009 einen Rückgang von -4,1% auf 224,3 Mrd. Euro. Das reale verfügbare Einkommen, das auch die Verschiebung der Kaufkraft der österreichischen Volkswirtschaft gegenüber der restlichen Welt berücksichtigt, ging um -4,5% zurück. Das Arbeitnehmerentgelt (die Summe aller Geld- und Sachleistungen von Arbeitgebern an Arbeitnehmer) stieg um +0,9%, während Bruttobetriebsüberschuss und Selbständigeneinkommen mit einem Minus von -8,6% deutlich unter dem Vorjahresniveau lagen.

Der "BIP-Deflator" (der implizite Preisindex, errechnet aus nominellem und realem Bruttoinlandsprodukt auf Vorjahrespreisbasis) betrug 100,8. Der gesamtwirtschaftliche Preisauftrieb entwickelte sich also etwas stärker als der Verbraucherpreisindex (+0,5%).
     
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