"Verkörperung eines gemeinsamen Europas" - Positive Stimmung
bei Arbeitsbesuch des ungarischen Außenministers
Wien (apa/bmeia) - Der neue ungarische Außenminister Janos Martonyi war am 13.07. anlässlich
eines Arbeitsbesuches zu Gast bei seinem Amtskollegen Michael Spindelegger (V) in Wien. Im Zentrum der Gespräche
standen bilaterale Themen sowie die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz
lobten die beiden Politiker die "Kooperation und die besondere Freundschaft" zwischen Ungarn und Österreich,
die für Martonyi die "Verkörperung eines gemeinsamen Europas" darstellt.
"Unsere Kooperation und Freundschaft ist so stark, dass sie weit über die unmittelbare Zusammenarbeit
hinausgeht, sie ist beispielgebend für andere Länder", so Martonyi. In allen zentraleuropäischen
Fragen sei man "ganz klar auf einer Linie", betonen Spindelegger und Martonyi. Erklärtes Ziel sei
die Intensivierung der Zusammenarbeit. Ausdruck wird dem etwa durch eine gemeinsame Botschafterkonferenz am 6.
September verliehen.
Auch eine neu gegründete Arbeitsgemeinschaft zwischen den jeweiligen Außenministerien soll das österreichisch-ungarische
Verhältnis sowie deren Beziehungen zu Drittländern noch mehr stärken. Hier gehe es insbesondere
um das Schengener Abkommen.
Die Donauraum-Strategie, welche im Mittelpunkt des Europa-Forums Wachau im Stift Göttweig Ende Juni stand,
erachtet Martonyi als eine "eminent wichtige, makroregionale Strategie", die Zentral- und Mitteleuropa
noch stärker werden lasse. Trotz dieser Bekräftigung war die ungarische Regierung bei dem Forum nicht
anwesend. Das Fernbleiben bezeichnete Martonyi als Fehler. Er persönlich habe keine Einladung bekommen, versprach
aber, im nächsten Jahr teilzunehmen. "Dieses Forum ist äußerst wichtig für meinen mitteleuropäischen
Traum", unterstrich er sein Vorhaben.
Bezüglich der Müllverbrennungsanlage in Heiligenkreuz zeigte sich Martonyi, der bereits von 1998-2002
Außenminister der rechtskonservativen Regierung Viktor Orbans war, besorgt: "Wir zweifeln an der - nicht
nur wirtschaftlichen - Zweckmäßigkeit der Anlage." Martonyi erwarte sich ein entsprechendes Signal
der österreichischen Regierung. Spindelegger nahm die Besorgnis seines Kollegen zur Kenntnis und räumte
ein, dass es jedenfalls umweltrelevante Auflagen geben müsse.
Im Hinblick auf die ungarische EU-Ratspräsidentschaft 2011 hofft der ungarische Außenminister auf Unterstützung
Österreichs, bei dieser "nicht einfachen Aufgabe".
Über das die Beziehungen zwischen Ungarn und der Slowakei belastende Gesetz über die Doppelstaatsbürgerschaft
für im Ausland lebende Ungarn sprachen die Minister am Dienstag nicht direkt. Das Thema besitze für Österreich
"kaum Relevanz", so Spindelegger. Er sei aber sicher, dass die Spannungen zwischen Ungarn und der Slowakei
nicht zu einem außerpolitischen Gefecht würden und beide Länder in "ein gutes Fahrwasser kommen".
Martonyi verteidigte das Gesetz seiner Regierung: "Dadurch haben wir eine Diskriminierung aus dem Rechtssystem
entfernt." Zuvor waren in den Nachbarländern lebende Ungarn - im Gegensatz zu anderswo Lebenden - vom
Erwerb der ungarischen Staatsbürgerschaft ausgeschlossen.
In einem der Pressekonferenz folgenden Arbeitsessen werden die Außenminister über die europäische
Integration sowie über Wirtschaftsfragen diskutieren. Martonyi merkt dazu an: "Auch hier sind die Positionen
fast einheitlich. Natürlich gibt es auch Divergenzen, aber die stören unsere enge Beziehung nicht".
Um 15:00 Uhr empfängt Bundespräsident Heinz Fischer Martonyi in der Präsidentschaftskanzlei. Am
späten Nachmittag wird Martonyi in der ungarischen Botschaft einen Vortrag zum Thema "Die neue Mitteleuropapolitik
Ungarns" halten. |