Österreichs Wirtschaft wächst
nach schwachem Start zur Jahresmitte 2010 wieder kräftig
Wien (oenb) - Nach einer konjunkturellen Verschnaufpause zu Beginn des Jahres wird sich die Erholung
der österreichischen Wirtschaft zur Jahresmitte 2010 fortsetzen. Gemäß den aktuellen Ergebnissen
des OeNB-Konjunkturindikators ist für das zweite und dritte Quartal 2010 mit einem Wachstum des realen BIP
von 1,0% bzw. 0,7% (saison- und arbeitstägig bereinigt, im Vergleich zum Vorquartal) zu rechnen. Damit sollte
das Wirtschaftswachstum 2010 etwas über 1½% liegen. Gegenüber der letzten Veröffentlichung
des Konjunkturindikators vom März 2010 konnte die Wachstumsprognose für das zweite Quartal 2010 deutlich
– um 0,5 Prozentpunkte – angehoben werden.
Konjunkturindikator 2010-Q3
Trotz zahlreicher positiver Vorgaben – wie der Erholung auf den Finanzmärkten, den stark gestiegenen Vertrauensindikatoren
und der Stabilisierung auf dem Arbeitsmarkt – stagnierte Österreichs Wirtschaft zu Jahresbeginn. Wettereffekte
und die entgegen dem europäischen Trend überraschend schwache Industriekonjunktur zeichneten hierfür
verantwortlich; aber auch nachträgliche Aufwärtsrevisionen der Wachstumszahlen scheinen nicht ausgeschlossen.
Mit dem Wegfall dieser – teils temporären – dämpfenden Effekte und angesichts der positiven Signale von
zahlreichen Vorlaufindikatoren wird sich das Wirtschafswachstum zur Jahresmitte deutlich beschleunigen. Die erwartete
kräftige Konjunkturbelebung bei unserem wichtigsten Handelspartner Deutschland sowie der niedrigere Außenwert
des Euro sollten das exportgetriebene Wachstum in Österreich zusätzlich stützen. Die aktuellen Ergebnisse
des auf LKW-Fahrleistungsdaten basierenden OeNB-Exportindikators bekräftigen, dass die Exporte die wichtigste
Stütze im aktuellen Aufschwung sind. Im zweiten Quartal dürften die Güterexporte um rund 4% gegenüber
dem Vorquartal gewachsen sein. Das saisonbereinigte Güterexportvolumen wird aber auch im Juni noch immer
etwas mehr als 15% unter dem Vorkrisenniveau liegen. Gegenüber dem Tiefststand der Güterexporte vor einem
Jahr bedeutet das jedoch einen Anstieg von knapp 15%.
Von der Inlandsnachfrage dürften hingegen keine kräftigen Konjunkturimpulse ausgehen. Das exportgetriebene
Wachstum wird nur langsam auf die Investitionstätigkeit übergreifen. Die Entwicklung der Kapazitätsauslastung
lässt aber zumindest für den weiteren Jahresverlauf ein Ende der rezessiven Phase der Investitionskonjunktur
erwarten. Angesichts der steigenden Zahl von offenen Stellen und des Anstiegs der LeiharbeiterInnen sollte sich
die schrittweise Erholung am Arbeitsmarkt fortsetzten. Mit einem substantiellen Anstieg der Konsumausgaben kann
jedoch nicht gerechnet werden. Vielmehr signalisieren sinkende Kfz-Zulassungen und zuletzt enttäuschende Einzelhandelsumsätze,
dass die Konsumfreude der privaten Haushalte gegenwärtig eher verhalten ist.
Mit dem Abklingen von temporären Wachstumsfaktoren und in Folge der 2011 beginnenden Sanierung der Staatshaushalte
wird sich jedoch das Wirtschaftswachstum ab Jahresende möglicherweise wieder etwas verlangsamen.
Die nächste Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators ist für September 2010 vorgesehen. |