Empfehlungen zur Verbesserung des Hochschulsektors   

erstellt am
13. 07. 10

Endbericht zum Dialog Hochschulpartnerschaft liegt dem Parlament vor
Wien (pk) - Der dieser Tage dem Parlament zugeleitete Endbericht zum Dialog Hochschulpartnerschaft enthält neben einer detaillierten Übersicht über den im November 2009 gestarteten Dialogprozess auch seine Ergebnisse in Form von Empfehlungen, die in den fünf Arbeitsforen unter Leitung des BMWF konzipiert wurden.

Im Vorwort des Berichts äußert Wissenschaftsministerin Beatrix Karl ihr Bedauern darüber, dass es einem großen Teil der Studierenden und den Rektoren der öffentlichen Universitäten nicht möglich war, den gemeinsam initiierten Dialog auch gemeinsam zum Abschluss zu bringen. Das Ausscheiden dieser Gruppen habe die Sinnhaftigkeit des gesamten Unternehmens aber nicht in Frage gestellt, sondern die Bedeutung des gemeinschaftlichen Erarbeitens wichtiger Entscheidungsgrundlagen noch zusätzlich unterstrichen. Dabei dürfe man, so Karl, aber nicht vergessen, dass es zur effektiven Umsetzung vieler Empfehlungen eines langen Atems aller Beteiligten bedürfe.

Die Empfehlungen der Arbeitsforen im Überblick
Im Zuge der Diskussionen des ersten Arbeitsforums, das sich mit dem gesellschaftlichen Auftrag des tertiären Sektors auseinandersetzte, wurden durchaus unterschiedliche Erwartungshaltungen formuliert. Die Ergebnisse der Beratungen liegen in Form von Leitsätzen vor, die sich auf die gesellschaftliche, institutionelle und individuelle Ebene beziehen. Diese Grundsätze umfassen u. a. die Sicherstellung der Freiheit der Wissenschaft, die Aufrechterhaltung der institutionellen Vielfalt, die Förderung der horizontalen und vertikalen Durchlässigkeit sowie die Bereitstellung qualitativer Information für eine fundierte Studienwahl.

Vor dem Hintergrund wachsender Studierendenzahlen bei begrenzten budgetären Mitteln beschäftigte sich das zweite Arbeitsforum mit der koordinierten Entwicklung des tertiären Sektors, wobei Fragen der hochschulischen Organisation, Qualitätssicherung und der Koordination mit der österreichischen FTI-Strategie auf der Agenda standen. Die Empfehlungen des Forums reichen von der verstärkten Internationalisierung aller Hochschulsektoren über den anteilsmäßigen Ausbau von Fachhochschulen und die Weiterentwicklung der Profile der tertiären Bildungseinrichtungen bis hin zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Kooperation zwischen den hochschulischen Einrichtungen. Was den letzten Punkt anbelangt, so seien "Brückenprofessuren" vorstellbar, durch die die gemeinsame Lehrtätigkeit an Fachhochschulen und Universitäten forciert würde. Eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Wissenschafts- und Bildungsministerium wäre besonders in Hinblick auf die geplante "Lehrer/innenausbildung Neu" wünschenswert.

Einen wesentlichen Rahmen und Bezugspunkt für das dritte Arbeitsforum bildeten der Bologna-Prozess und die damit verbundene Neugestaltung der europäischen Studienarchitektur – Themen, bei denen laut Bericht erhebliche Informationsdefizite bestanden. Das Forum habe sich deshalb auch bemüht, mehr Transparenz in den Bologna-Prozess und seine tatsächlichen Ziele zu bringen und kursierende Mythen zu widerlegen. Daneben standen die Themen "Lebenslanges Lernen", Mobilität, Qualifikationsprofile, "Employability" und "Student centred learning" im Fokus der Diskussion. Was den Bereich Mobilität betrifft, so sollen – laut Empfehlungen des Arbeitsforums – u. a. die Curricula in Hinblick auf die Gleichwertigkeit der Gesamtausbildung im europäischen Raum evaluiert und weiterentwickelt werden. Auch hielte man es für sinnvoll, ein vorbereitendes Fremdsprachen-Angebot für österreichische HochschülerInnen, die im Ausland studieren möchten, bereitzustellen und Anerkennungsverfahren zu beschleunigen. Das Prinzip der forschungsgeleiteten Lehre solle sich in der Gestaltung der Curricula niederschlagen, die Rahmenbedingungen für das Fortkommen in den Curricula müssten außerdem einer Überprüfung unterzogen werden. Weitere Empfehlungen betreffen u. a. die Forcierung der Anerkennung von Bachelor-Abschlüssen, die Entwicklung von Qualifikationsprofilen und die Aufwertung der Lehre.

Auf der Agenda des vierten Arbeitsforums standen die Optimierung der Nahtstelle zwischen Schule und Hochschule sowie die Themen Studienberatung und –information, Zugangsregelungen, soziale Durchlässigkeit an den Universitäten, soziale Absicherung von Studierenden und Drop-out-Problematik. Grundlegender Konsens herrschte im Forum darüber, dass sowohl die Zahl der StudienanfängerInnen als auch die Zahl der StudienabsolventInnen erhöht werden soll. Verbesserungen seien vor allem bei der Information der Studieninteressierten anzustreben. Außerdem gelte es Maßnahmen zu ergreifen, um den Zugang zur Hochschule frei von Beeinträchtigung durch soziale Faktoren zu machen. Keinen Konsens konnte die Dialoggruppe in Hinblick auf die Frage der Zugangsregelungen erzielen. Über den Hochschulzugang und die bereitzustellenden Kapazitäten sei jedoch dringend ein politischer Konsens herzustellen.

Das fünfte Arbeitsforum widmete sich den Themen Ressourcen und Finanzierung und gelangte zu dem Schluss, dass am Ziel, bis spätestens 2020 mit öffentlichen und privaten Mitteln 2 % des BIP für tertiäre Bildungseinrichtungen aufzubringen, festzuhalten sei. Etliche Stakeholder-Gruppen fordern deshalb eine stärkere Mittelzuführung in den ersten Jahren bis Ende 2010. Angesichts der Wirtschaftskrise seien Investitionen in den Bildungsbereich dringend zu empfehlen. Die damit zusätzlich aufgebrachten finanziellen Mittel sollen – so die Empfehlungen – vor allem in den weiteren Ausbau des Fachhochschulsektors fließen.
     
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