Endbericht zum Dialog Hochschulpartnerschaft liegt dem Parlament vor
Wien (pk) - Der dieser Tage dem Parlament zugeleitete Endbericht zum Dialog Hochschulpartnerschaft
enthält neben einer detaillierten Übersicht über den im November 2009 gestarteten Dialogprozess
auch seine Ergebnisse in Form von Empfehlungen, die in den fünf Arbeitsforen unter Leitung des BMWF konzipiert
wurden.
Im Vorwort des Berichts äußert Wissenschaftsministerin Beatrix Karl ihr Bedauern darüber, dass
es einem großen Teil der Studierenden und den Rektoren der öffentlichen Universitäten nicht möglich
war, den gemeinsam initiierten Dialog auch gemeinsam zum Abschluss zu bringen. Das Ausscheiden dieser Gruppen habe
die Sinnhaftigkeit des gesamten Unternehmens aber nicht in Frage gestellt, sondern die Bedeutung des gemeinschaftlichen
Erarbeitens wichtiger Entscheidungsgrundlagen noch zusätzlich unterstrichen. Dabei dürfe man, so Karl,
aber nicht vergessen, dass es zur effektiven Umsetzung vieler Empfehlungen eines langen Atems aller Beteiligten
bedürfe.
Die Empfehlungen der Arbeitsforen im Überblick
Im Zuge der Diskussionen des ersten Arbeitsforums, das sich mit dem gesellschaftlichen Auftrag des tertiären
Sektors auseinandersetzte, wurden durchaus unterschiedliche Erwartungshaltungen formuliert. Die Ergebnisse der
Beratungen liegen in Form von Leitsätzen vor, die sich auf die gesellschaftliche, institutionelle und individuelle
Ebene beziehen. Diese Grundsätze umfassen u. a. die Sicherstellung der Freiheit der Wissenschaft, die Aufrechterhaltung
der institutionellen Vielfalt, die Förderung der horizontalen und vertikalen Durchlässigkeit sowie die
Bereitstellung qualitativer Information für eine fundierte Studienwahl.
Vor dem Hintergrund wachsender Studierendenzahlen bei begrenzten budgetären Mitteln beschäftigte sich
das zweite Arbeitsforum mit der koordinierten Entwicklung des tertiären Sektors, wobei Fragen der hochschulischen
Organisation, Qualitätssicherung und der Koordination mit der österreichischen FTI-Strategie auf der
Agenda standen. Die Empfehlungen des Forums reichen von der verstärkten Internationalisierung aller Hochschulsektoren
über den anteilsmäßigen Ausbau von Fachhochschulen und die Weiterentwicklung der Profile der tertiären
Bildungseinrichtungen bis hin zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Kooperation zwischen den hochschulischen
Einrichtungen. Was den letzten Punkt anbelangt, so seien "Brückenprofessuren" vorstellbar, durch
die die gemeinsame Lehrtätigkeit an Fachhochschulen und Universitäten forciert würde. Eine intensivere
Zusammenarbeit zwischen Wissenschafts- und Bildungsministerium wäre besonders in Hinblick auf die geplante
"Lehrer/innenausbildung Neu" wünschenswert.
Einen wesentlichen Rahmen und Bezugspunkt für das dritte Arbeitsforum bildeten der Bologna-Prozess und die
damit verbundene Neugestaltung der europäischen Studienarchitektur – Themen, bei denen laut Bericht erhebliche
Informationsdefizite bestanden. Das Forum habe sich deshalb auch bemüht, mehr Transparenz in den Bologna-Prozess
und seine tatsächlichen Ziele zu bringen und kursierende Mythen zu widerlegen. Daneben standen die Themen
"Lebenslanges Lernen", Mobilität, Qualifikationsprofile, "Employability" und "Student
centred learning" im Fokus der Diskussion. Was den Bereich Mobilität betrifft, so sollen – laut Empfehlungen
des Arbeitsforums – u. a. die Curricula in Hinblick auf die Gleichwertigkeit der Gesamtausbildung im europäischen
Raum evaluiert und weiterentwickelt werden. Auch hielte man es für sinnvoll, ein vorbereitendes Fremdsprachen-Angebot
für österreichische HochschülerInnen, die im Ausland studieren möchten, bereitzustellen und
Anerkennungsverfahren zu beschleunigen. Das Prinzip der forschungsgeleiteten Lehre solle sich in der Gestaltung
der Curricula niederschlagen, die Rahmenbedingungen für das Fortkommen in den Curricula müssten außerdem
einer Überprüfung unterzogen werden. Weitere Empfehlungen betreffen u. a. die Forcierung der Anerkennung
von Bachelor-Abschlüssen, die Entwicklung von Qualifikationsprofilen und die Aufwertung der Lehre.
Auf der Agenda des vierten Arbeitsforums standen die Optimierung der Nahtstelle zwischen Schule und Hochschule
sowie die Themen Studienberatung und –information, Zugangsregelungen, soziale Durchlässigkeit an den Universitäten,
soziale Absicherung von Studierenden und Drop-out-Problematik. Grundlegender Konsens herrschte im Forum darüber,
dass sowohl die Zahl der StudienanfängerInnen als auch die Zahl der StudienabsolventInnen erhöht werden
soll. Verbesserungen seien vor allem bei der Information der Studieninteressierten anzustreben. Außerdem
gelte es Maßnahmen zu ergreifen, um den Zugang zur Hochschule frei von Beeinträchtigung durch soziale
Faktoren zu machen. Keinen Konsens konnte die Dialoggruppe in Hinblick auf die Frage der Zugangsregelungen erzielen.
Über den Hochschulzugang und die bereitzustellenden Kapazitäten sei jedoch dringend ein politischer Konsens
herzustellen.
Das fünfte Arbeitsforum widmete sich den Themen Ressourcen und Finanzierung und gelangte zu dem Schluss, dass
am Ziel, bis spätestens 2020 mit öffentlichen und privaten Mitteln 2 % des BIP für tertiäre
Bildungseinrichtungen aufzubringen, festzuhalten sei. Etliche Stakeholder-Gruppen fordern deshalb eine stärkere
Mittelzuführung in den ersten Jahren bis Ende 2010. Angesichts der Wirtschaftskrise seien Investitionen in
den Bildungsbereich dringend zu empfehlen. Die damit zusätzlich aufgebrachten finanziellen Mittel sollen –
so die Empfehlungen – vor allem in den weiteren Ausbau des Fachhochschulsektors fließen. |