Gedenktafel im neuen Kaufhaus Tyrol enthüllt
Innsbruck (rms) - Am 22.07. war das Kaufhaus Tyrol Schauplatz einer feierlichen Zeremonie. Vertreter
der Stadt Innsbruck, des Landes Tirol, des Kaufhauses Tyrol und der Israelitischen Kultusgemeinde enthüllten
im Erdgeschoss eine von der Glockengießerei Grassmayr gestaltete Gedenktafel. Diese erinnert an die jüdischen
Familien Bauer und Schwarz, die 1908 an derselben Stelle das erste Kaufhaus Westösterreichs - nach Vorbild
der großen Metropolen - errichtet hatten. Das "Warenhaus Bauer und Schwarz" fiel 1938 der NS-Zeit
zum Opfer.
"Ich bin beeindruckt, wie sehr die Erinnerung daran wachgehalten wird", betonte Bürgermeisterin
Mag.a Christine Oppitz-Plörer. "Für unser aller Zusammenleben ist es wichtig, dass wir im Umgang
mit dieser Zeit aufeinander zu gehen und die furchtbaren Ereignisse niemals vergessen. Daher bedanke ich mich bei
den Initiatoren dieser Tafel, denn damit wird nicht nur verdienten Innsbruckern ein Denkmal gesetzt, sondern auch
verhindert, dass dieses dunkle Kapitel jemals in Vergessenheit gerät."
Auch Dr. Esther Fritsch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, bedankte sich für die große
Unterstützung, die ihr seitens Bgm. Oppitz-Plörer, Altbürgermeisterin Hilde Zach, Tiroler Landtagspräsident
DDr. Herwig van Staa und Kaufhaus-Tyrol-Gründer René Benko zuteil wurde. "Damals war das Kaufhaus
Bauer und Schwarz genauso innovativ, modern und großstädtisch wie es heute das Kaufhaus Tyrol ist. Ich
habe selbst festgestellt, dass auch heute noch viele alte Menschen in Innsbruck an das erste Kaufhaus und die beiden
jüdischen Familien Bauer und Schwarz zurückdenken", so Dr. Fritsch.
Festredner Dozent Dr. Horst Schreiber, Historiker an der Universität Innsbruck, betonte in seiner Rede über
die geschichtlichen Hintergründe wie schon Dr. Fritsch die große Heimatverbundenheit der beiden Familien,
die ab 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten offen ausgesetzt waren. "Es war nie eine jüdische
Gemeinde wie in anderen Städten entstanden, sondern die Juden in Innsbruck fühlten sich immer sehr stark
mit den christlichen Tirolern verbunden. Sie waren überzeugte Patrioten, deren Söhne auch im ersten Weltkrieg
kämpften und starben."
Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa bedankte sich bei Dr. Fritsch nicht nur für ihren Einsatz für
diese Gedenktafel, sondern auch für ihr großes Engagement, jüdische und christliche Tiroler einander
näher zu bringen.
Die jüdischen Familien Bauer und Schwarz, seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Innsbruck ansässig, arbeiteten
sich mit viel Fleiß von kleinen Händlern zu erfolgreichen Großunternehmern empor. 1908 eröffneten
sie das gleichnamige Kaufhaus, das dem Ersten Weltkrieg, der Weltwirtschaftskrise und den Jahren der Inflation
trotzte und bei den Innsbrucker BürgerInnen ausgesprochen beliebt war. Mit dem "Anschluss" an das
Dritte Reich im Jahr 1938 wurde das erste und ehemals größte Kaufhaus Westösterreichs arisiert,
die jüdischen Besitzer verfolgt, vertrieben und einige von ihnen ermordet. Ab 1966 trat das Kaufhaus Tyrol
die Nachfolge bis 2007 an - das im März 2010 eröffnete, neue Kaufhaus Tyrol ist bislang das jüngste
Kapitel einer über hundert Jahre langen Kaufhaustradition am selben Platz im Herzen von Innsbruck. |