»Porträt Wally« kommt nach Wien zurück   

erstellt am
22. 07. 10

Statement der Leopold Museum Privatstiftung zu den erfolgreich verlaufenen Vergleichsverhandlungen
Wien (leopoldmuseum) - Das Leopold Museum freut sich, dass das langjährige Verfahren in New York mit einem Vergleich geendet hat, der für alle Parteien gleichermaßen zufriedenstellend ist: Man freut sich auf die Rückkehr der »Wally« nach Wien und vor allem in die Sammlung Leopold.

Am 20. Juli 2010 ist ein Vergleich zwischen der Leopold Museum Privatstiftung (LMPS) und der Erbengemeinschaft nach Lea Bondi-Jaray über das Gemälde »Porträt Wally« von Egon Schiele zustande gekommen, demnach bezahlt die Stiftung neunzehn Millionen US-Dollar und erhält das Bild zurück. Das Gemälde war bekanntlich 1998 nach einer Ausstellung von Werken der LMPS am Museum of Modern Art (MoMA) vom New Yorker Bezirksgericht beschlagnahmt worden. Seither, das heißt über zwölf Jahre lang, währte ein Rechtsstreit um das Bild. Nun kehrt es also ins Leopold Museum zurück, wo es mit Schieles »Selbstporträt mit Lampionfrüchten« und dem ebenfalls ikonologischen Werk »Kardinal und Nonne« eine Art Triptychon bildet. Als eigenständiges Werk wie auch als Teil dieses säkularen Triptychons sah es jedenfalls der Sammler Rudolf Leopold, und es ist ein zusätzlicher Wehmutstropfen in der langen Geschichte des Gemäldes, dass der Stifter Rudolf Leopold es nicht mehr erleben darf, dass »Wally« nunmehr in sein Museum zurückkehrt.

Beide Seiten – die LMPS und die Erbengemeinschaft nach Bondi-Jaray – waren und sind der Meinung, dass sie diesen Prozess gewonnen hätten – nicht heute, nicht morgen, sondern erst wieder nach einer langwierigen Prozedur von Jahren – eine schwer zu ertragende Aussicht auf den Verschleiß von Zeit und finanziellen Mitteln. Herr Dr. Leopold sah sich immer im Recht und war bis zuletzt optimistisch, dass sich das Recht schlussendlich durchsetzen würde.
Wenn man die Geschichte, die Dokumente und Zeugenaussagen genau studiert, wird man die Handlungsweise des Sammlers nur zu gut verstehen können und zu dem Schluss kommen, dass er von seinem gutgläubigen Erwerb zurecht überzeugt war. Zugleich merkte er das Abnehmen seiner physischen Kräfte. Er wollte das Bild noch zu seinen Lebzeiten in Wien sehen und leitete selbst die Vergleichsverhandlungen ein.

Bei diesem Vergleich ging es auch um die Anerkennung und Schätzung der beiderseitigen Standpunkte und Leistungen. Dabei werden sowohl die tragische Geschichte der Juden in Österreich im zwanzigsten Jahrhundert gesehen und nachempfunden, als auch die Leistungen des privaten Sammlers und weltweit tätigen Schiele-Promoters.

Die beiden Seiten – die LMPS und die Erbengemeinschaft – haben sich im Laufe der Vergleichsverhandlungen auch auf eine gemeinsame Formulierung der Geschichte der Besitzerkette des Bildes geeinigt. Dies ist ein eminent wichtiger Punkt bei solchen Vergleichen, der langfristig positive Folgen zeitigt. Diese gemeinsam formulierte Geschichte wird sich neben dem Gemälde befinden, wenn es wieder in Wien ist.

Die LMPS war bereit, die Aufgabe des Ausgleichs allein und nur aus eigenen Mitteln zu unternehmen. Man sollte auch dies einmal öffentlich aussprechen und würdigen.

Man kann daher nicht oft genug betonen, dass die LMPS die Bemühungen um Ausgleich im Fall entzogenen jüdischen Eigentums freiwillig und aus eigenen Überlegungen und Entschlüssen heraus unternimmt. Rein rechtlich muss die LMPS, was die Gesetzeslage betrifft, nicht aktiv werden, und nach den Bestimmungen der Statuten der Stiftung ist es sogar außergewöhnlich schwierig, einen Weg des Ausgleichs zu finden. Trotzdem wird die LMPS aus moralischer Verantwortung der Geschichte Österreichs und seiner jüdischen Mitbürger gegenüber handeln, Vergleiche anstreben und realisieren, die die Ansprüche und Vorstellungen beider Seiten zu befriedigen imstande sein werden.

Zugleich sieht die LMPS ihre Aufgabe und ihre Verantwortung darin, für die Republik wichtigen Kunstbestand der Öffentlichkeit zu erhalten. In dieser doppelten Verantwortung – der Geschichte gegenüber wie der Wahrung des Kunstbestands für die Öffentlichkeit – geht die LMPS ganz bewusst einen für österreichische Privatstiftungen neuen Weg. Sie kann, anders als Bundesmuseen, freiwillig und autonom agieren und wird diese Möglichkeit, frei und selbstverantwortlich zu handeln, nicht aufgeben. Grundlage unseres Handelns werden das Streben nach historischer Wahrheit und gesellschaftliche Verantwortung sein, nicht aber partikuläre Interessen.
     
Informationen: http://www.leopoldmuseum.at    
     
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