Graz (universität) - Die Zukunft der Chemie hat einen Namen: Biokatalyse.
Davon ist Ao.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kroutil von der Uni Graz überzeugt: Gemeinsam mit WissenschafterInnen
von drei weiteren europäischen Universitäten erforscht seine Arbeitsgruppe, wie das umweltschonende und
kostengünstige Verfahren optimiert und ausgebaut werden kann. Rund 130 Produkte werden derzeit mittels Biokatalyse
– also auf „grünem Weg“ – hergestellt. „In Fachkreisen wird auch von ‚weißer Biotechnologie‘ gesprochen“,
erklärt Kroutil, „weil natürlich vorkommende Stoffe, wie eben die Enzyme als Biokatalysatoren, hier zum
Einsatz kommen.“
Biokatalysatoren sind Proteine, die chemische Reaktionen millionenfach beschleunigen, jedoch ohne dabei unnötigen
und giftigen Abfall zu hinterlassen oder zu produzieren. Das liegt einerseits daran, dass die verwendeten Katalysatoren
biologisch abbaubar sind, weil sie in der Natur vorkommen. Anderseits arbeiten diese Katalysatoren so genau, dass
auch keine Nebenprodukte entstehen. „Diese Katalysatoren funktionieren in Wasser und bei Raumtemperatur, daher
werden für Biokatalyse auch keine teuren Geräte benötigt, sondern Kosten gespart – im Gegensatz
zu klassischen chemischen Verfahren“, unterstreicht Kroutil das Potenzial der Biokatalyse, bei deren Erforschung
die WissenschafterInnen der Karl-Franzens-Universität Graz seit Jahren im internationalen Spitzenfeld liegen.
Ein 3,5 Millionen Euro schweres Projekt vereint nun für drei Jahre VertreterInnen der Wirtschaft und Universitäten
aus England, Dänemark und Holland mit Graz. Das gemeinsame Ziel: Amine – gewissermaßen die chemischen
Bausteine vieler Verbindungen – mittels Biokatalyse für die industrielle Produktion von Pharmazeutika bereitzustellen.
„Die Pharmaindustrie ist derzeit der größte Interessent an der „weiß-grünen“ Chemie“, bestätigt
der Forscher. In Medikamenten gegen Thrombosen, Asthma, in Antibiotika sowie in Antipilzmitteln finden sich Amine,
und die Nachfrage steigt.
Obwohl Biokatalyse bereits in den 1990er-Jahren aufkam, erlebt das Verfahren erst jetzt durch das allgemeine Umdenken
hinsichtlich erneuerbarer Ressourcen und Nachhaltigkeit seine Blütezeit. Eine Ende ist nicht in Sicht: „Die
enorme Vielfalt an Enzymtypen erlaubt es uns, eine Vielzahl an unterschiedlichen Reaktionen durchzuführen“,
erklärt Kroutil. So werden zum Beispiel auch Bestandteile von Nylon durch Biokatalyse gewonnen. |