Uni-Graz-ChemikerInnen setzen auf Medikamente ohne Müll   

erstellt am
21. 07. 10

Graz (universität) - Die Zukunft der Chemie hat einen Namen: Biokatalyse. Davon ist Ao.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kroutil von der Uni Graz überzeugt: Gemeinsam mit WissenschafterInnen von drei weiteren europäischen Universitäten erforscht seine Arbeitsgruppe, wie das umweltschonende und kostengünstige Verfahren optimiert und ausgebaut werden kann. Rund 130 Produkte werden derzeit mittels Biokatalyse – also auf „grünem Weg“ – hergestellt. „In Fachkreisen wird auch von ‚weißer Biotechnologie‘ gesprochen“, erklärt Kroutil, „weil natürlich vorkommende Stoffe, wie eben die Enzyme als Biokatalysatoren, hier zum Einsatz kommen.“

Biokatalysatoren sind Proteine, die chemische Reaktionen millionenfach beschleunigen, jedoch ohne dabei unnötigen und giftigen Abfall zu hinterlassen oder zu produzieren. Das liegt einerseits daran, dass die verwendeten Katalysatoren biologisch abbaubar sind, weil sie in der Natur vorkommen. Anderseits arbeiten diese Katalysatoren so genau, dass auch keine Nebenprodukte entstehen. „Diese Katalysatoren funktionieren in Wasser und bei Raumtemperatur, daher werden für Biokatalyse auch keine teuren Geräte benötigt, sondern Kosten gespart – im Gegensatz zu klassischen chemischen Verfahren“, unterstreicht Kroutil das Potenzial der Biokatalyse, bei deren Erforschung die WissenschafterInnen der Karl-Franzens-Universität Graz seit Jahren im internationalen Spitzenfeld liegen.

Ein 3,5 Millionen Euro schweres Projekt vereint nun für drei Jahre VertreterInnen der Wirtschaft und Universitäten aus England, Dänemark und Holland mit Graz. Das gemeinsame Ziel: Amine – gewissermaßen die chemischen Bausteine vieler Verbindungen – mittels Biokatalyse für die industrielle Produktion von Pharmazeutika bereitzustellen. „Die Pharmaindustrie ist derzeit der größte Interessent an der „weiß-grünen“ Chemie“, bestätigt der Forscher. In Medikamenten gegen Thrombosen, Asthma, in Antibiotika sowie in Antipilzmitteln finden sich Amine, und die Nachfrage steigt.

Obwohl Biokatalyse bereits in den 1990er-Jahren aufkam, erlebt das Verfahren erst jetzt durch das allgemeine Umdenken hinsichtlich erneuerbarer Ressourcen und Nachhaltigkeit seine Blütezeit. Eine Ende ist nicht in Sicht: „Die enorme Vielfalt an Enzymtypen erlaubt es uns, eine Vielzahl an unterschiedlichen Reaktionen durchzuführen“, erklärt Kroutil. So werden zum Beispiel auch Bestandteile von Nylon durch Biokatalyse gewonnen.
     
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