Von wegen "Herr'schende Wissenschaft - Klare Signale für weiblichere Wissenschaft
Wien (bmwf) - "Von wegen "Herr'schende Wissenschaft. Die Wissenschaft wird weiblich(er)"
- unter diesem Titel lud Wissenschafts- und Forschungsministerin Dr. Beatrix Karl am 02.08. zu einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Sonja Hammerschmid, designierte Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität,
Barbara Schmid, Rektorin der FH St. Pölten und Rektorin Eva Werner der FH Krems sowie der neuen Leiterin der
Sektion für wissenschaftliche Forschung im BMWF, Barbara Weitgruber. Ministerin Karl sprach von einem "klaren
Signal, dass die Wissenschaft weiblicher wird".
"All diese Personalentscheidungen sind für mich sehr erfreuliche Signale, die hoffentlich auch bei den
anstehenden Rektorswahlen an einigen Unis ihre Wirkung nicht verfehlen", so Karl, die auch Maßnahmen
zur Förderung von Frauen in Wissenschaft und Forschung skizzierte: "Mit der neuen Geschäftseinteilung
hat das BMWF nun eine Stabstelle für Gender & Diversity, im Rahmen von Gender Budgeting laufen derzeit
3 Pilotprojekte im BMWF zur Studienförderung, Mobilitäts- und Nachwuchsförderung und High-Potential-Förderung.
Diese sind für mich auch Vorbild für die Universitäten."
Kräftigen Nachholbedarf im Bereich der Hochschulen ortet die Ministerin speziell bei der Berufung von Professorinnen.
Das Programm "excellentia" soll hier ansetzen. Mehr als 2,7 Millionen Euro wurden seit Beginn des Programms
investiert. Der Professorinnenanteil konnte von 15 Prozent im Jahr 2005 auf knapp 19 Prozent im Vorjahr gesteigert
werden. "Kein großer Sprung", wie Karl befindet, "aber ein guter Anfang." Weitere Programme
zur Förderung von Frauen sind fFORTE (Frauen in Forschung und Technologie) sowie die Karriereentwicklungsprogramme
Hertha Firnberg und Elise Richter sowie die Gabriele Possaner-Staats- und Förderungspreise.
Ministerin Karl verwies auch ganz besonders auf die vom BMWF finanzierten Medientrainings für Wissenschafterinnen,
die Filmreihe "Wissenschafterinnen im Film" und die vom Ministerium geförderten "Lise Meitner
Lectures". Das jüngste Projekt betrifft die stärkere Vernetzung der Frauen im BMWF untereinander
und läuft unter dem Titel "BMWFInnen".
Mit der anschließenden Übergabe von "Guiding Lights" für Frauen in der Wissenschaft will
Ministerin Karl ihre Botschaft auch symbolisch festigen. Das Guiding Light mit Solarzellen steht für unendliche
Energie, die sich in Kraft verwandelt, und soll möglichst viele Frauen erreichen.
"Frauenförderung auf der Veterinärmedizinischen Universität passiert auf drei Ebenen, in der
Berufungspolitik, in der Personalentwicklung und in der Vereinbarkeit von Karriere und Familie", so Rektorin
Sonja Hammerschmid. Besonderes Augenmerk legt sie auf die Stärkung des Selbstbewusstseins von Frauen, sich
bestimmte Positionen auch zuzutrauen. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen bis hin zur Heimarbeit kommt man an ihrer
Universität vor allem Forscherinnen mit Kindern entgegen. Echte Frauenförderung müsse aber bereits
im Kindergarten anfangen, betonte sie.
Für Rektorin Barbara Schmid von der FH St. Pölten ist besonders auch der Gender-Sprachleitfaden von großer
Bedeutung, der in die Lehre und die Lehrunterlagen einfließt. Besonders hob sie das Programm Femtech hervor,
wodurch mehr Frauen für die Technik gewonnen werden können, sowie weitere Forschungsprojekte an der FH
St. Pölten, die sich mit der Genderproblematik auseinandersetzen.
Mit dem Ziel der "guten Durchmischung" bei der Professor/innenbestellung geht die FH-Krems vor, wie Rektorin
Eva Werner ausführte. Der Anteil der Frauen bei den Professoren liegt an ihrer Fachhochschule bei lobenswerten
45 %. Die Vereinbarkeit von Familie und Karriere ist auch ihr ein großes Anliegen: Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen
wird auch hier erreicht, dass Forscherinnen mit Kindern nicht aus der Forschungscommunity herausfallen, sondern
auch in der Karenz an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen können. Frauenspezifische Themen sind vor allem
auch in Bachelor- und Masterarbeiten gerne gesehen.
Die neue Sektionsleiterin im BMWF, Barbara Weitgruber, sprach von einem nötigen Kulturwandel, um in der Frauenförderung
nachhaltig erfolgreich zu sein. Sie wirft die Frage auf "Wer definiert wissenschaftliche Exzellenz?"
und tritt dafür ein, dass Auswahlprozesse transparenter gestaltet werden. Besonders lobend erwähnte sie
das FWF-Startprogramm, das Spitzenprogramm für Nachwuchsförderung in Österreich. Hier wurden mehrere
frauenfördernde Maßnahmen eingeführt, die letztlich dazu geführt haben, dass der Frauenanteil
in diesem Programm 2010 erstmals die 50 Prozent-Marke erreicht hat. |