Bank Austria EinkaufsManagerIndex bereits seit fünf Monaten über 60 Punkte – Produktionsleistung
steigt seit einem Jahr
Wien (bank austria) - Die österreichische Industrie behält den im April aufgenommenen Schwung
über den Sommer bei. "Mit einem Wert von 58,9 befindet sich der Bank Austria EinkaufsManagerIndex im
Juli auf Augenhöhe zum Vormonat und nur wenig unter dem Rekordniveau vom April dieses Jahres. Der zunehmende
Strom an Neubestellungen lässt die Auftragspolster wachsen. Längere Lieferzeiten und Preisanstiege deuten
auf Kapazitätsengpässe hin, die einer noch stärkeren Ankurbelung der Produktion entgegenstehen.
Die laufende starke Geschäftsausweitung bringt der Industrie derzeit wieder viele der im Vorjahr verloren
gegangenen Jobs zurück", umreisst Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer die aktuelle Lage im
heimischen Produktionssektor.
Bereits seit fast einem Jahr verspürt die österreichische Industrie wieder Aufwind, der im Frühjahr
merklich beschleunigt und diesen Sommer eine Rekordstärke erreicht hat. "Der Index für die Produktionsleistung
ist im Juli zwar geringfügig gegenüber dem Vormonat zurückgegangen, erreicht mit 60,2 Punkten dennoch
einen der höchsten jemals gemessenen Werte. In den vergangenen fünf Monaten lag der Produktionsindex
stets über der 60er-Marke. Eine so lange anhaltende, dynamische Expansionsphase ist in der zwölfjährigen
Geschichte des Bank Austria EinkaufsManagerIndex einzigartig", sagt Bruckbauer.
Die laufende Erholung der Industrie schlägt sich mittlerweile am Arbeitsmarkt überraschend deutlich nieder.
"Die anfängliche Vorsicht ist einer steigenden Zuversicht über die weiteren Geschäftsaussichten
gewichen. Die Betriebe stellen daher bereits seit vier Monaten wieder neue Beschäftigte ein. Im Juli hat sich
der Jobaufbau gemäß der Umfrage unter den Einkaufsmanagern sogar nochmals beschleunigt", so Bank
Austria Ökonom Walter Pudschedl, "Leiharbeitern wird aus Gründen der Flexibilität oft der Vorzug
gegeben, ein Hinweis auf noch bestehende Konjunktursorgen."
Kapazitätsdruck durch hohe Nachfragedynamik
Sorgen über die Nachhaltigkeit der laufenden Erholung bremsen noch den Aufwärtstrend der heimischen
Industrie. Viele Lieferanten sind auf die seit mehr als einem Jahr und seit Februar 2010 noch dazu besonders rasch
steigenden Volumina an Neuaufträgen nicht vorbereitet. Die Lieferzeiten für bestellte Rohstoffe und Vormaterialien
verlängerten sich erneut deutlich. Die Einkaufsmengen nahmen wegen der beschränkten Verfügbarkeit
vieler Vormaterialien, darunter Metalle, Chemikalien und elektronische Komponenten, nur verlangsamt zu. "Die
von vielen Betrieben in der aktuellen Umfrage beklagten Lieferschwierigkeiten verhinderten einen stärkeren
Aufbau der Vormateriallager und ließen den Rückstand an unerledigten Aufträgen im Juli rasant zunehmen.
Auch die fortgesetzte Verringerung der Lagerbestände an Fertigwaren ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass
die österreichische Industrie bei der Anpassung ihrer Kapazitäten an das dynamische Konjunkturumfeld
vorsichtig agiert und daher mit der kräftig wachsenden Nachfrage derzeit nicht ganz Schritt halten kann",
meint Pudschedl.
Die meisten Teilergebnisse des Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigen im Juli einen Tick nach unten, wenn auch
nahe den Allzeithöchstwerten. Der kräftige Rückenwind für die heimischen Produktionsbetriebe
wird zwar noch einige Zeit anhalten, die ersten Vorboten, dass das derzeit eingeschlagene Tempo nicht bis zum Jahresende
gehalten werden kann, sind jedoch damit angekommen. Zudem hat sich das Verhältnis zwischen Auftragseingänge
und Lagerhaltung, ein bisher sehr verlässlicher Indikator für die weitere Industriekonjunktur, im Juli
verschlechtert und liegt bereits deutlich hinter den Rekordwerten rund um den Jahreswechsel 2009/2010 zurück.
Die Bremseffekte des Lagerzyklus und der weltweit auslaufenden Fiskalprogramme dämpfen mittelfristig die Wachstumsaussichten
der Industrie. "Der produzierende Sektor, insbesondere der exportorientierte Bereich, wird seinen Aufwärtstrend
im laufenden Jahr fortsetzen können, wenn auch bald mit merkbar reduziertem Tempo. Unsere aktuelle Prognose
zeigt mit einem erwarteten Zuwachs um 4 Prozent real im Jahr 2010 angesichts der hohen Dynamik in den Sommermonaten
das unterste Ende des Prognosespektrums an", ist Bruckbauer überzeugt. Die Industrie wird das mit Abstand
kräftigste Wachstum aller Wirtschaftssektoren Österreichs aufweisen und ist damit 2010 der bestimmende
Träger der Konjunkturerholung. |