Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft
im Juli 2010
Wien (oenb) - In der Kreditvergabepolitik der österreichischen Banken zeichnete sich im zweiten Quartal
2010 eine Trendwende ab: Erstmals seit Beginn der Krise wurden die Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite
gelockert. Auch im Bereich der Wohnbaufinanzierungen gab es eine leichte Entspannung der Kreditpolitik. Das zeigen
die Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft im Juli 2010, in der Kreditmanager führender
Banken ihre Einschätzung zur Kreditentwicklung im zweiten Quartal 2010 sowie einen Ausblick auf das dritte
Quartal 2010 gaben.
Die leichte Entspannung der Kreditrichtlinien im Firmenkundengeschäft betraf die Finanzierung von Großbetrieben,
deren Standards im Zuge der Krise deutlich stärker verschärft worden waren als jene für kleinere
und mittlere Unternehmen (KMU). Die Richtlinien für Ausleihungen an KMUs wurden im zweiten Quartal 2010 nicht
verändert. (Kreditrichtlinien sind die internen Kriterien – sowohl die schriftlich festgelegten als auch die
ungeschriebenen –, die bestimmen, welche Art von Krediten eine Bank als wünschenswert erachtet.). Da die Vergabekonditionen
für Unternehmenskredite bis Mitte 2009 zwei Jahre hindurch kontinuierlich verschärft worden waren, befinden
sie sich absolut gesehen nach wie vor auf historisch sehr hohen Niveaus. Für das laufende Quartal erwarteten
die befragten Banken unveränderte Kreditrichtlinien.
Gleichzeitig setzte sich im zweiten Quartal 2010 die bei den vorangegangenen beiden Umfragen registrierte leichte
Verminderung der Zinsspannen für Kreditnehmer durchschnittlicher Bonität fort. Auch hier betraf die Lockerung
die Ausleihungen an große Unternehmen, bei Krediten an KMUs gab es keine Änderungen. Die Margen für
risikoreichere Kredite blieben stabil.
Im Privatkundengeschäft haben die Banken im Berichtszeitraum die Richtlinien bei Wohnbaufinanzierungen etwas
gelockert und die Standards für Konsumkredite unverändert gelassen. Für das dritte Quartal 2010
erwarten sie keine Änderungen bei der Kreditvergabe an private Haushalte.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die OeNB – führen gemeinsam mit der EZB seit Anfang 2003
viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand
über die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen und Haushalte zu verbessern. Dabei werden rund 120 führende
Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter fünf Institute aus Österreich.
Eine ausführlichere Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in Statistiken – Daten & Analysen
Q3/2010 veröffentlicht. Die EZB wird die Resultate für den Euroraum in ihrem Monatsbericht August 2010
publizieren. |