Erstes Gesamtverzeichnis der Gemälde in der Residenzgalerie   

erstellt am
27. 07. 10

Haslauer: Die Residenzgalerie ist ein zentraler Schwerpunkt in der Salzburger Museumslandschaft
Salzburg (lk) - Erstmals seit der Gründung des Museums im Jahr 1923 wurde nun der Gemäldebestand der Residenzgalerie Salzburg zur Gänze publiziert. Dr. Roswitha Juffinger, die Direktorin der Residenzgalerie, zeichnet für das Gesamtverzeichnis der Gemälde in zwei Bänden verantwortlich. "Dr. Juffinger ist seit 25 Jahren Leiterin der Residenzgalerie Salzburg. Gemeinsam mit ihrem Team gelang es ihr, dem Museum ein klares Profil zu verleihen und die internationale Bedeutung der Sammlung auszubauen", betonte Museumsreferent Landeshauptmann-Stellver-
treter Dr. Wilfried Haslauer am 27.07. bei einem Informationsgespräch. Dabei wurde einerseits das neue Gesamtverzeichnis präsentiert und andererseits eine Vorschau auf die Sonderausstellung "Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Alberto Camesinas Caesar-Zyklus" gegeben, die am 28. Juli eröffnet wird.

"Die wissenschaftliche Bearbeitung, also die konservatorische Betreuung, Dokumentation, Publikation, EDV-Archivierung etc., bildet die Grundlage der Museumsarbeit von Direktorin Juffinger und ihrem Team und des daraus resultierenden Ausstellungsprogramms. Dessen Besonderheit liegt in den in Eigenregie konzipierten und durchgeführten Projekten, die international Anerkennung finden und gleichzeitig die Basis eines stark frequentierten, breit gefächerten Vermittlungsprogramms darstellen", so Museumsreferent Dr. Haslauer weiter: "Die Residenzgalerie Salzburg bildet einen zentralen Schwerpunkt in der Salzburger Museumslandschaft und ist ein wesentlicher Bestandteil des zukünftigen großen Museumskomplexes im Dom- und Residenzbezirk."

Die Gründung der Residenzgalerie Salzburg erfolgte am 28. August 1923 in einer politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeit. Zugrunde lag die Idee eines sich an internationalen Standards orientierenden Museums auf höchstem Niveau mit Schwerpunkt Barock. Gleichzeitig sollte die Residenzgalerie Salzburg ein adäquater Ersatz für die nach der Säkularisation 1803 – während der napoleonischen Kriege – verloren gegangene Kunstsammlung des Erzstiftes Salzburg sein. Eine Besonderheit damals: Keines der zur Gründung präsentierten Kunstobjekte war Eigentum des Landes Salzburg, das heißt, das Museum besaß kein einziges Objekt.

Bis zur Deponierung der wenigen Käufe bis 1938 bzw. als Verwendung für Ausstattungszwecke durch die Nationalsozialisten im Jahre 1939 präsentierte man einen Querschnitt österreichischer Kunst vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart mit Leihgaben aus öffentlichen Institutionen und aus Privatbesitz.

Bei der Wiedereröffnung der Residenzgalerie Salzburg am 2. August 1952 stand neuerlich das Bemühen im Mittelpunkt, ein der Geschichte des Landes und der Stellung Salzburgs als Kulturzentrum würdigen Museums in der Salzburger Residenz einzurichten. Das nun wieder der Öffentlichkeit zugängliche Haus übernahm insgesamt mehr als 150 Kunstwerke aus der von Friedrich Welz während des 2. Weltkrieges aufgebauten "Landesgalerie". (Eine Provenienzrecherche zu diesen Beständen wurde 2007 vorgelegt.) Die Residenzgalerie Salzburg wurde zu einem Drei-Sparten-Museum mit einer Gemälde- und Graphiksammlung sowie einem kleinen Skulpturen-Bestand.

Maßgeblich für die erfolgreiche Umsetzung des Anspruches einer Sammlung von herausragenden Werken europäischer Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts und damit von internationaler Bedeutung waren die langfristig abgeschlossenen Leihverträge mit den ehemaligen Wiener Adelssammlungen der Grafen Czernin und Schönborn-Buchheim in den Jahren 1955/1956. Gleichzeitig wurde der Bestand an Werken österreichischer Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts erweitert. "Damit erhielt die Residenzgalerie Salzburg innerhalb der österreichischen Museumslandschaft eine einzigartige Stellung als kleine, aber hochrangige Sammlung europäischer Kunst des Barock mit einem Schwerpunkt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts – und der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts", so Dr. Juffinger.

Im Jahr 1983 übergab die Residenzgalerie Salzburg dem neu gegründeten Museum "Moderne Galerie und Graphische Sammlung Rupertinum" ihren Gesamtbestand an Werken des 20. Jahrhunderts. Damit wurde die Residenzgalerie Salzburg zu einer "Altmeistersammlung" im klassischen Sinne.

Auf Initiative des damaligen Landeshauptmannes Dr. Wilfried Haslauer konnten 1980 insgesamt 41 Werke aus der Altösterreichischen Adelssammlung Czernin erworben werden. Darunter befanden sich jene Spitzenwerke der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, für die das Museum internationale Würdigung erfährt: etwa Rembrandts "Betende alte Frau", Paulus Potters "Viehaustrieb am Morgen", Werke von Salomon Ruysdael zählten zu den Begründern der klassisch-holländischen Landschaftsmalerei oder die Stillleben von Jan Davidsz und dessen Sohn Cornelis de Heem.

Aufgrund der Bedeutung dieser Erwerbungen für die Republik Österreich wurden die vom Land Salzburg gekauften Czernin’schen Gemälde 1986 vom Bundesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt. Insgesamt konnte das Land Salzburg zwischen 1956 und 1994 69 Werke aus der Altösterreichischen Adelssammlung Czernin käuflich erwerben. Zwei Werke wurden dem Land Salzburg von Rudolf Graf Czernin geschenkt.

Gesamtverzeichnis der Gemälde in zwei Bänden
Roswitha Juffinger, Residenzgalerie Salzburg, Gesamtverzeichnis der Gemälde, Eigenverlag Residenzgalerie Salzburg, 2010, zwei Bände à 300 Seiten, 28 x 21 cm, Hardcover, 34,90 Euro; Band 1: Der Gemäldebestand der Residenzgalerie Salzburg; Band 2: Einzelbeiträge zur Geschichte des Museums, Baugeschichte der Museumsräumlichkeiten inklusive Stuckdekor, Dokumentation zum Czernin’schen Gemäldebestand, Kurzbiographien zu Einzelpersönlichkeiten, Publikationen und Ausstellungsprojekte des Museums seit 1952. Sponsoren: ISA Internationale Salzburg Association, Uniqa, Galerie Sankt Lucas, Wien.

Sonderausstellung "Sehnsucht und Unsterblichkeit"
In der Sonderausstellung "Sehnsucht und Unsterblichkeit" wird Alberto Camesinas Caesar-Zyklus präsentiert, der 1710 im Auftrag von Erzbischof Franz Anton Fürst Harrach entstanden ist. Die Ausstellung wird am 28. Juli eröffnet und ist bis zum 12. September 2010 in der Residenzgalerie zu sehen.

300 Jahre nach der Entstehung der vier Stuckräume, in den heutigen Räumlichkeiten der Residenzgalerie Salzburg, findet eine Studioausstellung zu den Stuckdarstellungen mit Szenen aus dem Leben Caesars statt. Das dritte Obergeschoß der Salzburger Residenz wurde von Erzbischof Franz Anton Harrach (1709 bis 1727) zu Repräsentationszwecken ausgebaut. Eine gezielte Auswahl von Darstellungen aus dem Leben Caesars wurde zur Glorifizierung des souverän regierenden Kirchenfürsten vom Stuckateur Alberto Camesina (1675 bis 1756) 1710 in Szene gesetzt. Der Caesar-Zyklus wird erstmals im Gesamtverzeichnis der Gemälde publiziert.

Das inhaltliche Konzept des Salzburger Caesar-Zyklus stützt sich hauptsächlich auf die Caesar-Vita des Kaiserbiographen C. Suetonius Tranquillus (um 70 bis um 150); dieser war der einflussreiche Leiter der kaiserlichen Kanzlei in Rom. Sueton hatte somit Zugang zu den kaiserlichen Archiven, aus denen er eine Fülle von Material für seine zwölf Kaiserbiographien, De vita Caesarum, entnahm.

Die Kapitel über die Charaktereigenschaften Caesars waren für den Verfasser des Konzeptes der Salzburger Stuckdecken eine Fundgrube, weil Sueton gleich mehrere Beispiele für Caesars Tugenden und Laster übersichtlich aufgereiht hatte.

Das Programm einer Gegenüberstellung von Alexander und Caesar in den Prunkräumen der Salzburger Residenz (= Bel Etage; dort befindet sich der von Franz Anton Harrach in Auftrag gegebene Alexander-Zyklus von Johann Michael Rottmayr und Martino Altomonte), die der Erzbischof selber bewohnte, und den Wohnräumen seines Bruders im dritten Obergeschoss ist den Biographien des Plutarch von Chaironeia (um 46 bis um 120) entlehnt, in denen jeweils der Lebenslauf eines Griechen und eines Römers miteinander verglichen werden: Die Gegenüberstellung der Lebensläufe des Feldherrenpaars Alexander und Caesar zählten zu den berühmtesten Darstellungen in dieser Sammlung.

Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der in Stockholm geborene Carl Gustav Heraeus (1671 bis 1725) der Verfasser des Konzeptes für den Caesar-Zyklus der Salzburger Residenz war. Der Salzburger Fürsterzbischof kannte Carl Gustav Heraeus, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Verfasser ikonographischer Konzepte berühmt war. Bei der Umsetzung des ikonographischen Programms zeigt der Stuckateur Camesina großes Raffinement in der Gestaltung des zumeist sehr seichten Reliefs, das eine erstaunliche Raumtiefe vortäuscht.
     
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