EU: Geringere Getreideernte als in den Vorjahren prognostiziert   

erstellt am
09. 08. 10

Aktuelle Schätzung liegt bei 280 Mio. t - Weltweite Menge nach unten revidiert
Wien (bmlfuw/aiz) - Nicht nur in Österreich sind die Hoffnungen auf eine gute Ernte gesunken, auch in der EU und weltweit werden die Prognosen nach unten korrigiert. Die heurige Getreidemenge in der EU-27 wird mittlerweile auf rund 280 Mio. t geschätzt und liegt somit klar unter den beiden Vorjahren (-4,5% gegenüber 2009). Auch die Ölsaatenproduktion wird trotz eines Flächenanstiegs mit 29 Mio. t geringer als erwartet ausfallen.

"Trockenes und heißes Wetter in Deutschland, Frankreich sowie in weiten Teilen Russlands beziehungsweise das feuchte, kalte Wetter in Osteuropa ließen die Ernteprognosen sinken und verringern die Exportprogramme nicht nur in der EU, sondern auch in der Schwarzmeerregion. Trotzdem wird heuer wieder mit über 1,7 Mrd. t eine hohe Weltgetreideernte erwartet, die allerdings mit dem globalen Verbrauch nicht ganz Schritt halten kann. Die Weltgetreidevorräte werden, wenn auch geringfügig, reduziert. Letztendlich bleiben sie aber mit nahezu 370 Mio. t weiterhin hoch", berichtete heute Christian Gessl, AMA-Abteilungsleiter für Marktordnungen und Marktberichte.

"Das mehrmalige Revidieren der Erntemengen in den wichtigsten Erzeugerländern und die damit verbundenen Anpassungen der weltweiten Weizen- und Gerstenbilanzen lassen die Preise nach oben klettern. Auch für die nächsten Jahre zeigen die Marktprognosen kein Ende der Verbrauchszunahme. Weiterhin gute Getreideernten sind somit die Voraussetzung, um den weltweiten Verbrauch zu decken und die Lagerbestände auf dem derzeitigen Niveau zu halten", unterstrich Gessl.

EU-27: Getreidefläche wurde um 3% verringert
Das abgelaufene Getreidewirtschaftsjahr brachte der EU-27 nach der Rekordernte 2008 eine weitere gute Menge ein. Sowohl die hohen Lagerbestände als auch die Wirtschaftskrise hatten Auswirkungen auf das niedrige Preisniveau für Getreide. Gerste war ein Überschussprodukt, große Mengen konnten im Laufe des Wirtschaftsjahres nur in der staatlichen Intervention vermarktet werden. Der fallende Kurs des Euro zum Dollar hat jedoch die europäischen Getreideexporte wieder konkurrenzfähiger gemacht, somit konnten mit einem Gesamtvolumen von über 20 Mio. t große Mengen ausgeführt werden.

Die EU-Getreidefläche wurde heuer um knapp 3% auf 56,6 Mio. ha verringert, übermäßige Hitze im Westen und Norden (Frankreich, Deutschland) sowie hohe Niederschläge in Osteuropa beeinträchtigten Erträge und Qualität. Derzeit werden in Westeuropa generell bessere Qualitätswerte sowie höhere Erträge als in den osteuropäischen Regionen erwartet. Die geringere Erntemenge - hauptsächlich bei Gerste - kann durch die hohen Lagerbestände aus dem Vorjahr kompensiert werden.

Weniger Getreideexporte

Die Getreideexporte aus der EU werden generell geringer ausfallen. Beim Verbrauch wird mit einem weiteren Anstieg bei der Ethanolerzeugung sowie mit einem Rückgang in der Mischfutterproduktion gerechnet. In Summe wird erstmals nach zwei Jahren ein Rückgang des Gesamtlagerstandes für Getreide prognostiziert. Durch die ab dem kommenden Wirtschaftsjahr geltenden verschärften Regeln bei der Intervention fällt die staatliche Lagerung als marktordnungspolitisches Instrument weg und steht nur für Krisenszenarien zur Verfügung. Derzeit lagern in den Mitgliedstaaten zirka 6,7 Mio. t Interventionsgetreide (überwiegend Gerste).

Weltmarkt: Verbrauch übersteigt Produktion - Lagervorräte bleiben hoch
Weltweit wird laut Gessl wieder von einer relativ großen Getreideernte ausgegangen. Die Weizenerzeugung dürfte um nahezu 4% geringer ausfallen als im Vorjahr. Produktionsrückgänge verzeichnen hauptsächlich Russland und Kanada. Aus der Schwarzmeerregion wird mit deutlich geringeren Exporten als in den Vorjahren gerechnet. Die Schätzungen bezüglich der Getreidelieferungen aus Russland belaufen sich derzeit auf 8 Mio. t - im Jahr 2009 waren es 22 Mio. t. Die Situation wird zusätzlich verschärft durch einen Exportstopp, der mit 15.08. in Kraft tritt. Auch die Gerstenernte wird weltweit geringer erwartet, sodass auch hier mit einem Abbau der weltweiten Bestände gerechnet wird. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass sowohl bei Weizen als auch bei Mais der globale Verbrauch mittlerweile die Produktion übersteigt.

Diese Prognosen zeigen bereits Auswirkungen an den Hauptbörsen in Europa und Übersee, wo für Getreide die Preistendenzen stark nach oben zeigen. So liegen die Weizennotierungen in Paris mit über EUR 210,- je t um ein Drittel höher als vor einem Jahr. "Von einer endgültigen Preisfindung kann jedoch derzeit noch nicht gesprochen werden, da einerseits die Ernte in Teilen Europas noch nicht abgeschlossen ist und andererseits widersprüchliche Einschätzungen über geplante Exportprogramme aus der Schwarzmeerregion vorliegen", gab Gessl zu bedenken. Derzeit würden die Notierungen zum Teil von Angst und Spekulationen getrieben.
Die Maisproduktion wird derzeit um 2% höher als im Vorjahr, mit dem größten Zuwachs in China, geschätzt. Die weltweite Ölsaatenproduktion dürfte heuer mit 430 Mio. t nahezu unverändert bleiben.
     
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