Aktuelle Schätzung liegt bei 280 Mio. t - Weltweite Menge nach unten revidiert
Wien (bmlfuw/aiz) - Nicht nur in Österreich sind die Hoffnungen auf eine gute Ernte gesunken,
auch in der EU und weltweit werden die Prognosen nach unten korrigiert. Die heurige Getreidemenge in der EU-27
wird mittlerweile auf rund 280 Mio. t geschätzt und liegt somit klar unter den beiden Vorjahren (-4,5% gegenüber
2009). Auch die Ölsaatenproduktion wird trotz eines Flächenanstiegs mit 29 Mio. t geringer als erwartet
ausfallen.
"Trockenes und heißes Wetter in Deutschland, Frankreich sowie in weiten Teilen Russlands beziehungsweise
das feuchte, kalte Wetter in Osteuropa ließen die Ernteprognosen sinken und verringern die Exportprogramme
nicht nur in der EU, sondern auch in der Schwarzmeerregion. Trotzdem wird heuer wieder mit über 1,7 Mrd. t
eine hohe Weltgetreideernte erwartet, die allerdings mit dem globalen Verbrauch nicht ganz Schritt halten kann.
Die Weltgetreidevorräte werden, wenn auch geringfügig, reduziert. Letztendlich bleiben sie aber mit nahezu
370 Mio. t weiterhin hoch", berichtete heute Christian Gessl, AMA-Abteilungsleiter für Marktordnungen
und Marktberichte.
"Das mehrmalige Revidieren der Erntemengen in den wichtigsten Erzeugerländern und die damit verbundenen
Anpassungen der weltweiten Weizen- und Gerstenbilanzen lassen die Preise nach oben klettern. Auch für die
nächsten Jahre zeigen die Marktprognosen kein Ende der Verbrauchszunahme. Weiterhin gute Getreideernten sind
somit die Voraussetzung, um den weltweiten Verbrauch zu decken und die Lagerbestände auf dem derzeitigen Niveau
zu halten", unterstrich Gessl.
EU-27: Getreidefläche wurde um 3% verringert
Das abgelaufene Getreidewirtschaftsjahr brachte der EU-27 nach der Rekordernte 2008 eine weitere gute Menge
ein. Sowohl die hohen Lagerbestände als auch die Wirtschaftskrise hatten Auswirkungen auf das niedrige Preisniveau
für Getreide. Gerste war ein Überschussprodukt, große Mengen konnten im Laufe des Wirtschaftsjahres
nur in der staatlichen Intervention vermarktet werden. Der fallende Kurs des Euro zum Dollar hat jedoch die europäischen
Getreideexporte wieder konkurrenzfähiger gemacht, somit konnten mit einem Gesamtvolumen von über 20 Mio.
t große Mengen ausgeführt werden.
Die EU-Getreidefläche wurde heuer um knapp 3% auf 56,6 Mio. ha verringert, übermäßige Hitze
im Westen und Norden (Frankreich, Deutschland) sowie hohe Niederschläge in Osteuropa beeinträchtigten
Erträge und Qualität. Derzeit werden in Westeuropa generell bessere Qualitätswerte sowie höhere
Erträge als in den osteuropäischen Regionen erwartet. Die geringere Erntemenge - hauptsächlich bei
Gerste - kann durch die hohen Lagerbestände aus dem Vorjahr kompensiert werden.
Weniger Getreideexporte
Die Getreideexporte aus der EU werden generell geringer ausfallen. Beim Verbrauch wird mit einem weiteren Anstieg
bei der Ethanolerzeugung sowie mit einem Rückgang in der Mischfutterproduktion gerechnet. In Summe wird erstmals
nach zwei Jahren ein Rückgang des Gesamtlagerstandes für Getreide prognostiziert. Durch die ab dem kommenden
Wirtschaftsjahr geltenden verschärften Regeln bei der Intervention fällt die staatliche Lagerung als
marktordnungspolitisches Instrument weg und steht nur für Krisenszenarien zur Verfügung. Derzeit lagern
in den Mitgliedstaaten zirka 6,7 Mio. t Interventionsgetreide (überwiegend Gerste).
Weltmarkt: Verbrauch übersteigt Produktion - Lagervorräte bleiben hoch
Weltweit wird laut Gessl wieder von einer relativ großen Getreideernte ausgegangen. Die Weizenerzeugung dürfte
um nahezu 4% geringer ausfallen als im Vorjahr. Produktionsrückgänge verzeichnen hauptsächlich Russland
und Kanada. Aus der Schwarzmeerregion wird mit deutlich geringeren Exporten als in den Vorjahren gerechnet. Die
Schätzungen bezüglich der Getreidelieferungen aus Russland belaufen sich derzeit auf 8 Mio. t - im Jahr
2009 waren es 22 Mio. t. Die Situation wird zusätzlich verschärft durch einen Exportstopp, der mit 15.08.
in Kraft tritt. Auch die Gerstenernte wird weltweit geringer erwartet, sodass auch hier mit einem Abbau der weltweiten
Bestände gerechnet wird. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass sowohl bei Weizen als auch bei Mais der
globale Verbrauch mittlerweile die Produktion übersteigt.
Diese Prognosen zeigen bereits Auswirkungen an den Hauptbörsen in Europa und Übersee, wo für Getreide
die Preistendenzen stark nach oben zeigen. So liegen die Weizennotierungen in Paris mit über EUR 210,- je
t um ein Drittel höher als vor einem Jahr. "Von einer endgültigen Preisfindung kann jedoch derzeit
noch nicht gesprochen werden, da einerseits die Ernte in Teilen Europas noch nicht abgeschlossen ist und andererseits
widersprüchliche Einschätzungen über geplante Exportprogramme aus der Schwarzmeerregion vorliegen",
gab Gessl zu bedenken. Derzeit würden die Notierungen zum Teil von Angst und Spekulationen getrieben.
Die Maisproduktion wird derzeit um 2% höher als im Vorjahr, mit dem größten Zuwachs in China,
geschätzt. Die weltweite Ölsaatenproduktion dürfte heuer mit 430 Mio. t nahezu unverändert
bleiben. |