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Österreichs Direktinvestitionen in Mittel- und Osteuropa: starke Konzentration auf den Finanzsektor |
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FIW-Policy Brief Nr. 6 "Fokus Finanzsektor - Österreichs Direktinvestitionen in Mittel-
und Osteuropa" als kostenloser Download erschienen. Wien (fiw) - Die mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL) stellen wichtige Zielländer für die Direktinvestitionsaktivitäten österreichischer Unternehmen und Banken dar. Seit 2001 entfielen stets über 50% der gesamten ausländischen Direktinvestitionen (FDI) auf diese Region, was sich erst 2009 durch die globale Wirtschaftskrise änderte. Umgekehrt ist Österreich für viele MOEL einer der wichtigsten FDI-Investoren. Der Finanzsektor spielt bei den FDI Österreichs eine bedeutende Rolle mehr als die Hälfte der FDI-Bestände entfallen auf den Finanzsektor. Die globale Wirtschaftskrise hat auch die MOEL 2009 stark getroffen, mit Auswirkungen u. a. auf den Finanzsektor. Für die in den MOEL engagierten österreichischen Banken ist vor allem der prononcierte Anstieg der Problemkredite in mehreren Ländern der Region ungünstig. Dies erfordert zusätzlichen Mittelbedarf auch bei den Muttergesellschaften für Risikovorsorgen und Kreditabschreibungen. Dennoch planen zumindest einige der österreichischen Banken, ihre Expansionsstrategie in der MOEL-Region fortzusetzen. Für 2010 wurden bereits neue FDI-Projekte österreichischer Banken angekündigt, was für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region durchaus positiv zu werten ist. Österreichische FDI auf MOEL fokussiert Österreich hat in Bezug auf ausländische Direktinvestitionen (FDI) einen beachtlichen Aufholprozess hinter sich. Zwischen 2000 und 2007 vervierfachten sich die FDI-Bestände österreichischer Unternehmen im Ausland auf 102,6 Mrd. € Ermöglicht wurde dieser Prozess vor allem durch die Öffnung der zentral- und osteuropäischen Länder für ausländisches Kapital und dem starken Engagement der österreichischen Wirtschaft in der Region. Daher gibt es eine starke geographische Konzentration der österreichischen FDI auf die MOEL-Region. Dorthin gingen in den letzten Jahren zwischen 50% und 70% der gesamten österreichischen FDI-Flüsse. Im Krisenjahr 2009 kam es allerdings zu einem drastischen Rückgang der FDI-Aktivitäten österreichischer Unternehmen. Davon waren die MOEL als Zielregion überproportional betroffen: die FDI-Flüsse aus Österreich gingen auf nur mehr 531 Mio. € zurück; ein geringer Betrag im Vergleich zu den fünf Jahren zuvor, in denen dieser Wert im Durchschnitt bei 8,5 Mrd. € pro Jahr lag. Der klare Fokus auf die MOEL in den österreichischen FDI bedeutet auch, dass Österreich aus Sicht der MOEL eines der wichtigsten Investorenländer ist. In Slowenien, Bulgarien, Rumänien und den größeren Balkan-Ländern liegt Österreich sogar an erster Stelle im Ranking der ausländischen Direktinvestoren. Daran haben auch die globale Wirtschaftskrise und der signifikante Rückgang der österreichischen FDI-Flüsse in die MOEL nichts geändert. Große Bedeutung des Finanzsektors Nicht weniger als 54% der gesamten österreichischen FDI-Bestände in den MOEL entfallen auf den Finanzsektor (Stand 2007). In einzelnen Ländern, wie etwa Kroatien oder der Ukraine und Russland, liegt dieser Anteil mit fast 80% sogar deutlich höher. In der Slowakei beträgt der Anteil immerhin noch etwa 70%. Außerhalb der MOEL beträgt der Anteil des Finanzsektors an den FDI-Beständen nur etwa 20% und ist seit 2005 sogar gesunken. Die hohe Konzentration im Finanzsektor ist also ein Spezifikum der FDI-Aktivitäten in der MOEL-Region. Daher verwundert es nicht, dass die FDI-Flüsse in die MOEL-Region von der Wirtschaftskrise stark betroffen. Im Jahr 2009 kam es im Finanzsektor sogar zu einem Nettorückfluss von 3,8 Mrd. € nach Österreich. Steigender Anteil an Problemkrediten Die globale Wirtschafts- und Finanzkrise hat auch den Ländern Mittel- und Osteuropas eine Rezession beschert (mit der Ausnahme von Polen, Albanien und Kasachstan). Auch für die Entwicklung nach der Krise wird mit einem geringeren Wachstum als vor der Krise gerechnet. Die Auswirkungen der Krise auf den Finanzsektor zeigen sich in den MOEL insbesondere in einem starken Anstieg der notleidenden Kredite. Der Anteil der notleidenden Kredite hat sich besonders in Rumänien dramatisch erhöht und im März 2010 25% erreicht ein Anstieg um 15 Prozentpunkte gegenüber dem März 2008. Das bedeutet, dass ein Viertel der Kredite seit mehr als 90 Tagen überfällig ist oder bereits als zweifelhaft oder uneinbringlich eingestuft werden musste. Der Anstieg der notleidenden Kredite ist aber auch in anderen Ländern der Region, etwa Kasachstan, der Ukraine, den Balkan- Ländern (außer Kroatien), Albanien, Rumänien und Russland beachtlich, die sich ursprünglich wie auch die Region insgesamt über eine sehr niedrige Kreditausfallsrate auszeichneten. Für die österreichischen Banken bedeutet die negative Entwicklung bei den notleidenden Krediten eine Notwendigkeit, die Risikovorsorge in den Bilanzen ihrer Tochterbanken für eben diese Kredite zu erhöhen. Als ungünstig erweist sich die Tatsache, dass das Engagement der österreichischen Banken (gemessen an den FDI-Beständen) in einigen der Länder mit besonders ungünstigen Kreditentwicklungen wie beispielsweise Rumänien, Ungarn, die Ukraine und Russland besonders hoch ist. Für Österreichs Banken und ihre Aktivitäten in den MOEL wird es daher sehr wichtig sein, ob und wie lange sich der Aufwärtstrend bei den problematischen Krediten in den MOEL fortsetzt. Sollte es zu zusätzlichem Mittelbedarf (aufgrund von Risikovorsorgen und Kreditabschreibungen) in den Tochterbanken der Region kommen, müssen die österreichischen Banken ihre Tochterunternehmungen unter Umständen mit frischem Kapital ausstatten. Weitere, wenn auch schwächere Expansion Die österreichischen Banken planen aber offenbar nicht, sich aus der Region zurückzuziehen und zumindest einige Institute halten an ihrer Expansionsstrategie fest. Im I. Quartal 2010 sind bereits Investitionsprojekte österreichischer Banken in Tschechien, Rumänien, Belarus und Russland angekündigt worden. Diese zielen u. a. auf den Ausbau des lokalen Filialnetzes ab. Die Expansion dürfte sich also, wenn auch mit deutlich verringerter Dynamik, fortsetzen. Eine Entwicklung, die für die Länder der Region durchaus positiv zu werten ist. |
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Informationen: http://www.fiw.ac.at | ||
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