Erfahrene Pädagogen entwickeln neues Konzept - Schulbuch erstes Resultat
Innsbruck (scinews) - Unser Gehirn merkt sich Inhalte am besten, wenn wir freudig, aktiv und abwechslungsreich
lernen. Drei erfahrene österreichische Pädagogen setzen diese neuesten Erkenntnisse der Gehirnforschung
in ein innovatives Lernkonzept um. Erstes Resultat ist „Milo“, ein neuartiges Schulbuch. Es ist im Österreichischen
Bundesverlag (ÖBV) erschienen und im Unterricht, aber auch zum Selbstlernen zu Hause einsetzbar.
„Buchstaben prägen sich viel leichter dauerhaft ein, wenn sie aus dem täglichen Leben heraus praktisch
erklärt und spielerisch mit allen Sinnen gelernt werden. In der langjährigen Praxis mit Volksschulkindern,
allerdings auch bei Begegnungen mit erwachsenen funktionellen Analphabeten ist uns das immer wieder aufgefallen.
Es gab aus unserer Sicht aber dazu kein adäquat gebündeltes Lernkonzept. Unser Buch ist ein erster Beitrag
dazu“, sagt die pädagogische Psychologin, Gesundheitswissenschaftlerin und Gerichtssachverständige DDr.
Elisabeth Hager.
Ein forscher Vogel als Lehrer
„Milo – Schreiblehrgang in Schreibschrift“ bzw. „Milo – Leselehrgang in Druckschrift“ sind im ÖBV
im Set erschienen. Gemeinsam haben beide Werke einen Gesamtumfang von 248 Seiten. „Milo“ ist als Schulbuch für
das erste Schuljahr approbiert und entspricht den neuesten Bildungsstandards des Österreichischen Bundesministeriums
für Unterricht, Kunst und Kultur. Integriert ist auch eine Inhaltsübersicht mit Zeitplan, sodass Lehrerinnen
und Lehrer Milo für ein ganzes Schuljahr einfach verwenden können. Auch Eltern, deren Kinder im Vorschulalter
Interesse an Buchstaben haben, können dieses Werk einsetzen. Das Buch wurde in fünf Jahren aufwendiger
Kleinarbeit entwickelt. Der renommierte österreichische Künstler André Heller hat die Autoren
bei der Entwicklung von Milo ideenreich unterstützt.
Titelgeber des Werkes ist Milo, ein von der bekannten Kinderbuch-Illustratorin und Kinderspielzeugmacherin Alena
Schultz detailreich in Szene gesetzter kleiner, kuscheliger Vogel aus Wolle. Dieser „Milo“ kann am Anfang des Buches
selbst gebastelt werden. Er wird gemeinsam mit den Lernenden in der Welt der Buchstaben „flügge“. Wie und
wohin sich Milo bewegt, führt sukzessive in die Welt der Laute. Auf dieser Bildungsreise werden die Laute
Schritt für Schritt verquickt und durch alltägliche Bilder sowie praktische Beispiele und Schreibübungen
mit dem Sinngehalt jener Schriftzeichen verknüpft, die wir als Buchstaben kennen.
Anders als bei bisher im Schrift- und Spracherwerb der deutschen Sprache üblicherweise eingesetzten Lehrwerken
werden bei „Milo“ nach Angaben der Autoren Buchstaben so anschaulich wie möglich aufbereitet und neue Lernformen
eingesetzt. „Auf Basis unserer langen Erfahrung lehren wir den Kindern von Anfang an in Schreibschrift zu schreiben,
damit fällt das Umlernen von Druck- in Schreibschrift weg. Von Beginn an wird der Schreibfluss gefördert
und die Kinder verwechseln Buchstaben auch viel weniger häufig“, sagt Hager. Jeder Buchstabe wird durch eine
Lautgeschichte sowie durch praktisches Basteln mit verschiedenen Materialien gelernt. Schere, Papier, Klebstoff
und Karton sind für diese Übungen ausreichend. Ganz im Sinne des Konzeptes von Milo, dem abwechslungsreichen
Lernen mit allen Sinnen, werden Buchstaben einmal geklebt, ein andermal geformt oder mit dem Körper dargestellt.
Nicht nur für Kinder geeignet
Nach bisherigen Erkenntnissen der Gehirnforschung sind „Angst und Stumpfsinn“ Hauptfeinde des Lernens. Durch variierte
Aufgaben und andere Herangehensweisen beim Lernen Spaß zu haben und das Gehirn stets anzuregen, verspricht
den besten Lerneffekt. Diesem Ansatz folgt ´Milo`“, betont Hager. Erste Erfahrungswerte im Einsatz des neuen
Lehrbuches zeigen nach Angaben der Autorin, dass die Kinder durch das spielerische Entdecken und Begreifen Schreiben
und Lesen einfacher und schneller lernen können.
„Die bisherige Praxis zeigt, dass das Buch in Einzelfällen ebenso für Erwachsene geeignet sein kann,
die Schwierigkeiten haben, einen alltäglichen Text zu lesen oder zu schreiben, also unter funktionellem Analphabetismus
leiden oder nach einem Schlaganfall in der Neurorehabilitation Schreiben und Lesen wieder neu lernen müssen“,
betont die Autorin. Auch hier ist es von Vorteil, dass der Schreibteil des Buches in Schreibschrift gestaltet ist,
die Erwachsene aus ihrem bisherigen Leben kennen. Elisabeth Hager ist als ausgebildete pädagogische Psychologin,
Gesundheitswissenschafterin und Gerichtssachverständige tätig und unterrichtet angehende Lehrerinnen
und Lehrer an der Pädagogischen Hochschule Innsbruck. Die 55-jährige Fachfrau hat das innovative Lehrbuch
gemeinsam mit den Tiroler Volksschullehrern Walter Pichler und Klaus Thurner geschrieben.
Publikation
Hager, Elisabeth; Pichler, Walter; Thurner Klaus; Milo Schreiblehrgang in Schreibschrift, Milo Leselehrgang
in Druckschrift (Milo-Kombi), Österreichischer Bundesverlag, Wien, ISBN: 978-3-209-05445-6. |