Drei Damen krönten 1. Innsbrucker Cesti-Barockopern-Wettbewerb   

erstellt am
16. 08. 10

Innsbruck (alte musik) - Anna-Anna-Hanna heißt das Erfolgstrio des 1. Innsbrucker Cesti-Wettbewerbs. Am Ende setzten sich drei Damen aus Russland, Spanien und Deutschland durch: Anna Gorbachyova, Anna Alàs Jové und Hanna Herfurtner ersangen sich mit ihren Darbietungen im Finalkonzert des 1. Internationalen Gesangswettbewerbs für Barockoper Pietro Antonio Cesti bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2010 die Plätze 1 bis 3 und die Preisgelder von € 4.000 (1. Preis), € 3.000 (2. Preis) und € 2.000 (3. Preis). Der vom Publikum durch Abstimmung im Finalkonzert vergebene Atle Vestersjø Nachwuchspreis (€ 1.300) ging ebenfalls an die Wettbewerbssiegerin Anna Gorbachyova.

Die zehn TeilnehmerInnen des Finalkonzerts am Samstag im Tiroler Landeskonservatorium bestätigten mit ihren Darbietungen das hohe Niveau dieses weltweit erstmaligen Gesangswettbewerbs für Barockoper, an dem bei seiner Premiere nicht weniger als 58 SängerInnen aus 19 Nationen teilnahmen und damit die Sinnhaftigkeit eines solchen Wettbewerbs eindrucksvoll unterstrichen. Der Vorsitzende der international hochkarätig besetzten Jury, Sebastian Schwarz (Künstlerischer Betriebsdirektor im Theater an der Wien), bekräftigte in seiner Ansprache bei der Preisverleihung das hohe Niveau aller TeilnehmerInnen während der gesamten Wettbewerbswoche. Der Jury gehörten Kammersänger Jochen Kowalski, weiters der Dirigent und Cembalist Alessandro De Marchi (Künstlerischer Leiter der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik), Anne Gjevang (Künstlerische Betriebsdirektorin der Norwegischen Nationaloper, Oslo), Josef Hussek (Geschäftsführer Eutiner Festspiele) und Paolo Monacchi (Künstleragent, Paris) an.

Im Finalkonzert traten die zehn TeilnehmerInnen mit je zwei Beiträgen an. Das Repertoire war auf Ausschnitte aus Opern des 17. Jahrhunderts und aus Opern des frühen 18. Jahrhunderts mit ihren Unterschieden in Stil und Stimmung aufgeteilt. So traten im ersten Teil alle zehn TeilnehmerInnen mit verschiedenen Szenen aus Cavallis Oper „La Calisto“ auf, einem Pflichtprogramm in Hinblick auf die kommendes Jahr bei den Innsbrucker Festwochen geplante Produktion dieses Werkes im Rahmen des Projektes „BAROCKOPER:JUNG“. Für eine Mitwirkung in dieser Produktion wurden mehrere SängerInnen des diesjährigen Wettbewerbs ausgewählt. Mit ihrem zweiten Beitrag zum Finalkonzert bestritten die TeilnehmerInnen gewissermaßen die Kür, wobei die freie Wahl der SängerInnen in neun Fällen auf eine Arie aus einer Händel-Oper und in einem Fall auf eine Arie aus einer Monteverdi-Oper fiel.

Das Finalkonzert, in dem die SängerInnen einfühlsam von Mitgliedern der Academia Montis Regalis und deren Jugendorchester unter der Leitung von Andrea Marchiol begleitet wurden, erbrachte einen spannenden Verlauf. Drei der vier im Finale vertretenen Sopranistinnen wählten für ihre zweite Darbietung die Arie „Tornami a vagheggiar“ der Morgana aus der Oper „Alcina“ von Händel und lieferten sich ein niveauvolles Wettsingen, aus dem schließlich Anna Gorbachyova als Siegerin hervorging, während Hanna Herfurtner aus Deutschland den 3. Preis ersingen konnte. Die Mezzosopranistin Anna Alàs Jové, die mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde, wählte auch für die „Kür“ einen Ausschnitt aus einer Oper des 17. Jahrhunderts und überzeugte nach ihrer Diana-Szene aus „La Calisto“ mit der Szene „Addio Roma“ der Ottavia aus Monteverdis „L’Incoronazione di Poppea“.

Den Sonderpreis des Wiener Konzerthauses für eine Konzertteilnahme im Rahmen des Festivals „Resonanzen“ teilten sich Hanna Herfurtner und der ungarische Tenor Dávid Szigetvári, der nach seinem „La Calisto“-Beitrag die Arie „La speme ti consoli“ des Emilio aus der Händel-Oper „Partenope“ vortrug.

Die Siegerin und Atle Vestersjø-Nachwuchspreisträgerin Anna Gorbachyova, 1985 in Shushenskoye in Sibirien geboren, studierte an der Staatlichen Gorki-Universität des Ural in Ekaterinenburg sowie im Rahmen eines „Masters Programme“ am Royal College of Music in London und wird nunmehr an der Royal Academy von Lillian Watson als Lehrerin betreut. Gorbachyova gewann bereits den Internationalen Antonín Dvor(ák Wettbewerb 2007 in Tschechien und war Preisträgerin u. a. beim Ferruccio Tagliavini Wettbewerb 2009 in Deutschlandsberg und beim Giuseppe Di Stefano Wettbewerb „I Giovani e l’Opera“ in Trapani/Italien. Die Sopranistin nahm an einer Meisterklasse „Vokalmusik von Rameau und Händel“ mit Christophe Rousset an der Academie Musicale de Villecroze in Frankreich teil. Neben zahlreichen Barockopernpartien hat Gorbachyova auch Partien von Mozart bis Gounod und Tschaikowski einstudiert und gesungen. Im Herbst dieses Jahres wird sie im Moskauer Kreml mit Arien von Rameau zu hören sein.

Anna Alàs Jové (2. Preis) stammt aus Terrassa in Spanien (*1980), studierte an der Escola Superior de Música de Catalunya, der Hochschule für Musik Karlsruhe und am Opernstudio des Staatstheaters Nürnberg. Meisterkurse besuchte die Mezzosopranistin u. a. bei Kammersängerin Brigitte Fassbaender, Bernarda Fink, Emma Kirkby und Andrew King. Derzeit belegt sie ein Master-Studium für Lied und Oratorium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Anna Alàs Jové trat als Opernsängerin bereits im Gran Teatre del Liceu in Barcelona und der Staatsoper Unter den Linden in Berlin auf.

Hanna Herfurtner (3. Preis, Sonderpreis des Festivals „Resonanzen“) wurde 1981 in München geboren und studierte Gesang in Stuttgart und Berlin. Meisterkurse belegte die Sopranistin beim Hilliard Ensemble, bei Edith Wiens, Irwin Gage und an der Bach-Akademie von Helmuth Rilling. 2009 gewann sie den Paula-Lindberg-Salomon-Wettbewerb „Das Lied“. Ihr Operndebüt feierte sie als La Musica und Ninfa in Monteverdis „L’Orfeo“ beim Opernfestival von Bad Hersfeld. Neben der Barockoper widmet sich die junge Sängerin auch der Musik der Moderne und trat bereits bei der Ruhrtriennale in Schönbergs „Moses und Aaron“ auf und wird demnächst die Hauptpartie in Henzes neuer Oper „Gisela!“ singen.

Dávid Szigetvári (Sonderpreis des Festivals „Resonanzen“) stammt aus Ungarn (*1984) und studierte Gesang, Cembalo und Komposition an der Weiner Léo Musikschule und absolvierte das Gesangsstudium an der Liszt Ferenc Akademie in Budapest. Meisterkurse führten ihn zu Mitsuko Shirai, Peter Schreier, Helmuth Rilling, Ton Koopman, Nancy Argenta u. a.. Der Tenor belegte den 3. Platz beim Simándy József Gesangswettbewerb. Er ist Mitglied des Chores der Budapester Kammeroper.

Die Verleihung der drei Hauptpreise und des Atle Vestersjø Nachwuchspreises nahmen am Samstag die Tiroler Kulturlandesrätin Dr.in Beate Palfrader, die Innsbrucker Kulturstadträtin Univ.-Prof. in Dr.in Patrizia Moser, Alessandro De Marchi und ein Mitglied der Familie des 2009 verstorbenen Musikmanagers Atle Vestersjø vor.
     
Informationen: http://www.altemusik.at    
     
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