Bank Austria Konjunkturindikator mit leichtem Rückgang im Juli, doch Erholungstempo vorerst
hoch
Wien (ba) - Die heimische Wirtschaft präsentiert sich zur Jahresmitte 2010 in spürbar besserer
Verfassung. "Nachdem die starken Konjunkturdaten des zweiten Quartals 2010 die Symptome der Wirtschaftskrise
fast vergessen haben lassen, verspricht der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator noch eine Fortsetzung des
Heilungsprozesses in Österreich. Der Indikator liegt trotz eines geringfügigen Rückgangs auch im
Juli über der 2-Prozent-Marke. Die Gesundung der österreichischen Wirtschaft wird mit nur geringen Reibungsverlusten
bis in den Herbst andauern", meint Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer.
Der günstige Wert des Bank Austria Konjunkturindikators im Juli ist vorwiegend auf die gestiegene Zuversicht
der heimischen Konsumenten zurückzuführen. Die positiven Arbeitsmarkttrends haben die Stimmung auf den
höchsten Wert seit Ende 2007 angehoben. Österreichs Konsumenten versprühen derzeit noch Optimismus,
der nur von wenigen in Europa, darunter u.a. den deutschen Verbrauchern, geteilt wird. Die österreichischen
Industriebetriebe blicken dagegen im Juli etwas zurückhaltender in die Zukunft. Dies ist nach Einschätzung
der Ökonomen der Bank Austria allerdings als eine überzeichnete Gegenbewegung zur deutlichen Steigerung
im Vormonat zu sehen. "Die gestiegene Laune der heimischen Konsumenten als auch das weiterhin hohe Industrievertrauen
sind auf den positiven gesamteuropäischen Trend zurückzuführen, wo vor allem die bewährte Konjunkturlokomotive
Deutschland für gute Stimmung sorgt, die sich auf das wirtschaftlich eng verknüpfte Nachbarland Österreich
überträgt", so Bruckbauer. "Da die Erholung der österreichischen Wirtschaft rund um die
Jahresmitte 2010 kräftiger ausgefallen ist als wir ursprünglich erwartet haben und zudem sogar etwas
länger anhält, haben wir unsere Wachstumsprognose für 2010 von 1,3 auf 1,6 Prozent angehoben",
so Bruckbauer. Nach der Absetzung der eingesetzten Medikamente gegen die Wirtschaftskrise wie der globalen Konjunkturpakete
wird sich der noch immer angeschlagene Gesundheitszustand der heimischen Wirtschaft jedoch im Winter in einer spürbaren
Verlangsamung des Erholungstempos niederschlagen.
Hinsichtlich des Konjunkturverlaufs im kommenden Jahr bleiben die Ökonomen der Bank Austria skeptisch. Die
jüngsten Daten aus den USA und auch aus dem asiatischen Raum, der mit hoher Dynamik die laufende Erholung
ganz wesentlich prägt, verstärken die Konjunktursorgen. Die Erholung der Wirtschaft weltweit steht auch
nach dem Zwischenspurt im Sommerhalbjahr 2010 auf unsicheren Beinen. Ein neuerlicher Fieberschub der globalen Wirtschaft,
der auch Österreich anstecken würde, ist nicht auszuschließen. Das Risiko für ein abermaliges
Abgleiten in eine Rezession halten die Ökonomen der Bank Austria jedoch weiterhin für gering. "Die
Konjunkturaussichten für 2011 sind in dem tendenziell wieder von steigenden Unsicherheiten geprägten
Umfeld nur moderat. Wir erwarten im kommenden Jahr weiterhin einen Anstieg des BIP um 1,4 Prozent", prognostiziert
Bruckbauer, "Damit sind die Wachstumserwartungen für 2011 mittlerweile geringer, als für das laufenden
Jahr, dessen Aufwärtstrend allerdings stark von einem krisenbedingten Nachholeffekt gekennzeichnet ist."
Der konjunkturelle Zwischenspurt des laufenden Sommers hat sich am Arbeitsmarkt positiv niedergeschlagen. "Der
Arbeitsmarkt reagierte ungewöhnlich rasch auf die Erholung. Die Arbeitslosenquote wird im Jahr 2010 mit durchschnittlich
7 Prozent sogar niedriger als im Vorjahr ausfallen", meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Für
das kommende Jahr ist jedoch keine weitere Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt zu erwarten. Die sinkende Tendenz
bei der Arbeitslosigkeit und der relativ kräftige Beschäftigungsaufbau werden sich nicht fortsetzen können,
da das Wirtschaftswachstum 2011 zu schwach ausfallen wird.
Anstieg der Preise für Agrarrohstoffe, doch Inflationsumfeld weiter entspannt
Die Wetterkapriolen der vergangenen Wochen und dadurch zu erwartende Ernteausfälle haben die Preise
für einige Agrarrohstoffe deutlich steigen lassen. Die gut gefüllten Lagerbestände sollten allerdings
das Erreichen von Rekordpreisen verhindern. Zusammen mit dem gesunkenen Kostenanteil der Agrarrohstoffe an den
verarbeiteten Nahrungsmitteln und dem in Österreich mit weniger als 11 Prozent relativ geringen Anteil am
Warenkorb wird die Inflationswirkung daher begrenzt sein. "Nach unserer Ansicht besteht kein Grund für
überzogene Inflationsängste von Seiten der Nahrungsmittelpreise. Die gestiegenen Agrarpreise werden die
Teuerung in den kommenden Monaten nur wenig erhöhen. Unsere Inflationsprognose für das Gesamtjahr 2010
habe wir um ein Zehntel auf 1,8 Prozent angepasst und für 2011 erwarten wir nun eine Teuerung von rund 2 Prozent",
meint Pudschedl. Insgesamt bleibt das Preisumfeld entspannt, vor allem wegen der globalen Überkapazitäten
und einer im relativ angespannten Arbeitsmarktumfeld eher moderaten Lohnentwicklung. |