"Bezahlt wird nicht!"    

erstellt am
11. 08. 10

von Daria Fo im Kosmos Theater – Neufassung der Komödie in zwei Akten
Wien (kosmos theater) - Die Lebensmittelpreise steigen sprunghaft an, Wirtschaftskrise und hohe Lebenshaltungskosten bedrohen Existenzen. "Bezahlt wird nicht!" beschließen erbost Frauen aus der Arbeiterschaft, darunter die resolute Antonia, und plündern kurzerhand den Supermarkt ums Eck. Vollbepackt mit Beute kehren Antonia und ihre verdutzte Freundin Margherita heim und stoßen sofort auf jede Menge Ungemach: Die rechtschaffenen Ehemänner der beiden müssen ebenso hinters Licht geführt werden wie die Polizei. Gespickt mit brillanten Pointen und jeder Menge Slapstick werden Schwangerschaft und Frühgeburt vorgetäuscht, eine drohende Hausdurchsuchung abgewendet oder ein scheinbar Toter versteckt.

Dario Fos pralle Farce setzt anarchische Gewitztheit und zivilen Ungehorsam gegen Hunger und Obrigkeitsdenken. 1974 gelang dies mit der Uraufführung so überzeugend, dass Frauen in Norditalien tatsächlich in spektakulären Aktionen Supermärkte plünderten. Fo wurde darauf hin wegen Anstiftung angeklagt, letztendlich aber freigesprochen.

Frauen zahlen nicht!Um Widerständigkeit und Selbstermächtigung von Frauen gebührend zu feiern gilt das Motto "Bezahlt wird nicht!" bei dieser Produktion dienstags für Besucherinnen wortwörtlich: Eintritt frei!


Dario Fo (Autor)
Geboren 1926 in Leggiuno-Sangiano am Lago Maggiore (Italien), Studium der Malerei und Architektur, ab 1951 freier Mitarbeiter bei Radio Italiano, 1952 Debüt als Schauspieler im Teatro Odeon Mailand, 1959 Gründung der Theatergruppe "La compagnia Dario Fo - Franca Rame", 1968 Gründung der Theaterkooperative "Nuova Scena", 1970 Gründung des Theaterkollektivs "La Comune" in Mailand, das dort das leerstehende Gebäude Palazzina Liberty besetzt und 1974 als festes Theater mit "Bezahlt wird nicht!" einweiht.

Durch seinen Nonkonformismus, seine Zivilcourage, sein politisches und kulturelles Engagement wurde Fo in unzählige Prozesse und Kontroversen mit dem italienischen Staat, der Polizei, der Zensur, dem Fernsehen und dem Vatikan verwickelt. Auch heute zählt er zu den namhaften Protagonisten im Kampf gegen Berlusconi und dessen Medienmacht.

Mehr als 70 Stücke umfasst das Oeuvre des Autors, der für sein Schaffen u.a. den Literaturnobelpreis erhielt (1997).

Die Macht, und zwar jede Macht, fürchtet nichts mehr als das Lachen, das Lächeln und den Spott. Sie sind Anzeichen für kritischen Sinn, Phantasie, Intelligenz und das Gegenteil von Fanatismus. Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, Hamlet zu spielen, sondern mit der Ansicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst.
(Dario Fo, Kleines Handbuch des Schauspielers. Ffm 1997 [1989].)

16. September – 2. Oktober 2010
(Di – Sa, 20:30 Uhr)
     
Informationen: http://www.kosmostheater.at    
     
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