Fünf Jahre nach dem großen Hochwasser zieht das Land Tirol Bilanz
Innsbruck (lk) - Vor fünf Jahren, am 23. August 2005, wurde Tirol von einer Naturkatastrophe
heimgesucht. Hochwasser und Vermurungen verursachten Schäden in der Höhe von 350 Millionen Euro. Flüsse
und Bäche traten über die Ufer und überschwemmten große Gebiete, Hänge rutschten ab,
Straßen wurden weggerissen, Gebäude schwer beschädigt und in unzählige Keller floss Wasser.
„Stand in den ersten Tagen und Wochen die Wiederherstellung der Infrastruktur und die Behebung der ärgsten
Schäden im Vordergrund, nutzte das Land Tirol die vergangenen fünf Jahre für umfangreiche Schutz-
und Präventionsmaßnahmen“, bilanziert LHStv Anton Steixner. Ein zuvor schon gut ausgebauter Hochwasserschutz
wurde noch verbessert. Dafür wurde von Seite des Landes, aber auch von Bund und Gemeinden viel Geld investiert.
„An der Sicherheit der TirolerInnen dürfen und wollen wir selbst in wirtschaftlich angespannten Zeiten nicht
sparen“, so LHStv Anton Steixner.
Große finanzielle Herausforderung
"236 Millionen Euro sind seit der Katastrophe 2005 in den Hochwasserschutz geflossen, eine enorme
finanzielle Herausforderung für alle Beteiligten", so Steixner. Bund, Land und Gemeinden haben 120 Millionen
Euro in den Hochwasserschutz investiert. Der Großteil des Geldes wurde in den Jahren 2006 und 2007 verbaut.
„Weil die Schadensbehebung und Schutzmaßnahmen absoluten Vorrang hatten, mussten andere wichtige Bauvorhaben
zurückgestellt werden“, bedankt sich Steixner bei den betroffenen Gemeinden und der Bevölkerung für
das Verständnis.
Hinzu kamen Investitionen in die Wildbachverbauung und in die Schutzwälder. Von 2005 bis 2010 wurden in Tirol
103,6 Millionen Euro in die Wildbachverbauung investiert. Tirolweit wurden 12,7 Millionen Euro für Schutzwälder
ausgegeben. Schutzwälder schützen wirksam gegen Naturgefahren wie Hochwasser, Lawinen und Murenabgänge.
Sie verhindern Katastrophen oder vermindern deren verheerende Wirkung.
Rechtzeitiges Handeln durch Frühwarnsystem
Es wurden nicht nur bauliche Maßnahmen vorgenommen, sondern auch die Prognosemöglichkeiten von Gefahrensituationen
ausgeweitet. Für Inn, Lech und Großache wurden Hochwasserprognosemodelle erstellt. Vom Hydrographischen
Dienst Tirol wird ein Pegelnetz zur routinemäßigen Wasserstanderhebung und Durchflussbestimmung an Tiroler
Gewässern betrieben. Die Messstellen sorgen für eine Online-Beobachtung der Pegelstände. Speziell
ausgerüstete Pegelstellen alarmieren automatisch beim Überschreiten eines bestimmten Wasserstandes die
Landeswarnzentrale. Bei Hochwassergefahr werden alle maßgeblichen Dienststellen in Tirol aber auch Bayern,
Oberösterreich, Wien und Kärnten informiert. Die Wasserstandsnachrichten des Landes Tirol ermöglichen
einen Überblick über die aktuelle Wasserführung in den größeren Einzugsgebieten.
Eine zusätzliche Überwachungseinheit im Tiroler Frühwarnsystem wurde mit der fünften Wetterradarstation
Österreichs Valluga am Arlberg errichtet. Das Radar erkennt Details anrückender Unwetter auf über
100 Kilometer Entfernung und misst Dichte und Menge der Niederschläge. Das Wetterradar ermöglicht eine
frühzeitige Einschätzung von Unwettern, somit kann auf Naturgefahren rechtzeitig und effizient reagiert
werden. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf 4,8 Millionen Euro. 55 Prozent der Kosten wurden vom
Bund, 28 Prozent vom Land Tirol und 17 Prozent vom Land Vorarlberg getragen. |