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Schritte gegen Wirtschaftskriminalität und Korruption |
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erstellt am
20. 08. 10
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Claudia
Bandion-Ortner: Maßnahmenpaket für Justiz
Justizministerin setzt mit einem neuen Maßnahmenpaket weitere Schritte gegen Wirtschaftskriminalität
und Korruption in Österreich.
Wien (övp-pd) - Transparenz und Klarheit sind das Gebot der Stunde. Deshalb soll es für
Staatsanwälte in Zukunft möglich sein, die Gründe für Verfahrenseinstellungen öffentlich
angeben zu können. Die Justizministerin erhofft sich dadurch verstärktes Vertrauen in die Justiz und
gleichzeitig ein Abnehmen von unsinnigen Verschwörungstheorien.
Kompetenzzentren und Kronzeugenregelung
Weiters sollen in den Städten Wien, Graz, Linz und Innsbruck Wirtschaftskompetenzzentren entstehen. Mit diesem
Schritt möchte die Justizministerin der aufkeimenden Wirtschaftskriminalität sofort einen Riegel vorschieben.
Kernstück des Maßnahmenpakets ist die neue Kronzeugenregelung. Zukünftig soll es für Mittäter,
die als Kronzeugen aussagen, Strafminderungen geben. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft erhofft sich dadurch viele
Durchbrüche bei Fällen, die derzeit noch nicht aufgeklärt werden konnten. Der Leiter der Korruptionsstaatsanwaltschaft
Walter Geyer spricht dabei zuversichtlich von einem "wesentlichem Schritt, um den Teppich anzuheben"
und hofft auf die destabilisierende Wirkung gegenüber kriminellen Netzwerken. Die neue Regelung soll mit 1.
Jänner 2011 in Kraft treten.
Vertrauen in unabhängige Justiz gestärkt
Mit diesem Maßnahmenpaket setzt die Justizministerin wichtige Akzente, um Wirtschaftkriminalität und
Korruption in Österreich weiter eindämmen zu können, womit auch das Vertrauen in die unabhängige
Justiz weiter gestärkt wird. Die Ministerin stellt dabei klar: "Die Österreicher brauchen sich für
ihre Justiz überhaupt nicht zu genieren. Im internationalen Vergleich stehen wir Top da, auch bei den Verfahrensdauern."
Zusätzlich dazu wird im Oktober ein Justizgipfel im Ministerium stattfinden. |
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Jarolim: Kleiner Schritt in richtige Richtung
Große Probleme brauchen rasche Lösungen
Wien (sk) - "Die heute - aufgrund des erheblichen medialen Drucks - vorgeschlagenen Maßnahmen
der Justizministerin sind ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ist dies ein sehr kleiner Schritt, der
nicht ausreichend ist, um die dringend notwendige Beschleunigung der Verfahren zu bewirken", sagte SPÖ-Justizsprecher
Hannes Jarolim am 20.08. in Reaktion auf das von der Ministerin vorgestellte Maßnahmenpaket zur Bekämpfung
von Wirtschaftskriminalität. Zur Ankündigung Bandion-Ortners, mit Beginn kommenden Jahres eine Kronzeugenregelung
einführen zu wollen, unterstrich der SPÖ-Abgeordnete, dass dies eine langjährige Forderung seiner
Partei sei. Er sei "jedenfalls gespannt", wie die Regelung konkret umgesetzt werden soll, schließlich
dürfe es hier keine halbherzigen Lösungen geben.
"Es ist erfreulich, dass die seit langem geforderte Harmonisierung der Strafnormen des Kartellgesetzes mit
jenen des Strafgesetzbuches erfolgt und damit eine effiziente Waffe nach internationalem Vorbild gegen Kartellverstöße
geschaffen wurde. Diese Maßnahme ist zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität ebenso wichtig
wie das ebenfalls seit langem geforderte Institut der Sammel- und Gruppenklagen, das vom Justizministerium über
offenbaren Wunsch der Wirtschaft aber verschleppt wird", so der SPÖ-Justizsprecher. Als unerfreulich
bezeichnete Jarolim dagegen den Umstand, dass angesichts der vielen Großverfahren in Wirtschaftsstrafsachen
mit Bezügen in die Regierungszeit Schüssel/Haider - Stichworte Grasser, Plech - nicht endlich Schritte
zur raschen Beschleunigung der Verfahren gesetzt werden.
"Warum statt der vier Kompetenzzentren, die über die Jahre eingerichtet werden und jedenfalls nicht in
absehbarer Zeit zur Verfügung stehen, nicht einfach ein Aufstocken der seit Jahren unter Bandion-Ortner ausgetrockneten
Korruptionsstaatanwaltschaft erfolgt oder auf die Unterstützung von Experten über die Justizbetreuungsagentur
zugegriffen wird, findet in der Expertenwelt nur ungläubiges Kopfschütteln", so Jarolim weiter.
Der Beginn einer entsprechenden Ausbildung im Frühjahr 2011 sei zwar grundsätzlich lobenswert, aber "sicher
kein geeigneter Schritt zur sofortigen Reaktion", so Jarolim. Er erinnerte auch an das mehrfach an das Ministerium
herangetragene Angebot der Universität Wien, auch bei den Wirtschaftsstaatsanwaltschaften jeweils befristete
Unterstützung durch die Universität zu erhalten, wie beim Obersten Gerichtshof bereits erfolgreich praktiziert
werde.
Positiv sieht der SPÖ-Justizsprecher die geplanten Änderungen bei den Abschöpfungen, schränkt
aber ein: "Das Hauptproblem ist doch, dass derzeit kaum Abschöpfungen stattfinden und der Justiz dadurch
erhebliche Einkommen entgehen. Daher ist es dringend notwendig, Abschöpfungen zu forcieren, da dies auch eine
Maßnahme mit erheblicher Abschreckungswirkung ist", betonte Jarolim.
"Ich lade die Justizministerin daher herzlich ein, gemeinsam mit Expertinnen und Experten und den betroffenen
Organen die zusätzlich notwendigen wichtigen Schritte zu setzen, um in der Justiz eine den internationalen
Standards entsprechende Vorgehensweise zu gewährleisten", so Jarolim abschließend. |
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Steinhauser: Maßnahmenpaket ist Auflistung eigener Versäumnisse
Grüne: Bandion-Ortner muss Umsetzung der Ergebnisse des Gipfels garantieren
Wien (grüne) - "Mit dem heute vorgestellten Maßnahmenpaket hat Justizministerin Bandion-Ortner
einen eindrucksvollen Überblick ihrer Versäumnisse geboten", reagiert der Justizsprecher der Grünen,
Albert Steinhauser auf die neuerliche Ankündigung von Kronzeugenregelung und Wirtschaftskompetenzzentren durch
Bandion-Ortner. Bereits im Juli 2009 wurde angekündigt, dass eine Kronzeugenregelung gesetzlich verankert
werden soll. In periodischen Abständen wurde diese Ankündigung beschwörend durch die Justizministerin
wiederholt. Doch die Umsetzung blieb aus. Auch der Aufbau von vier Kompetenzzentren für Wirtschaftsstrafsachen
wurde bereits im September 2009 erstmals angekündigt.
Den angekündigten Justizgipfel hält der Justizsprecher der Grünen für sinnvoll. "Allerdings
müssen dann die Ergebnisse auch umgesetzt werden", so Steinhauser, der daran erinnert, dass Arbeitsgruppen
von Bandion-Ortner zwar Ergebnisse gebracht haben, diese dann aber nicht umgesetzt worden sind, etwa die Ergebnisse
der Expertenkommission als Reaktion auf Missstände in der Staatsanwaltschaft letztes Jahr. "Ich bin daher
skeptisch, denn das Muster ist bei Bandion-Ortner immer das gleiche. Wenn sie in Bedrängnis gerät, werden
vage Ankündigungen gemacht, die dann im Sand verlaufen. Damit trägt die Justizministerin die Verantwortung
für die Dauerkritik, der die Justiz ausgesetzt ist", schließt Steinhauser. |
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