Die Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich und im Euroraum im 2. Quartal
2010
Wien (oenb) - Trotz unverändertem EZB-Leitzinssatz und steigenden Zwischenbankzinssätzen
gab es im zweiten Quartal 2010 in Österreich bei neu vereinbarten Kreditzinssätzen mit privaten Haushalten
weitere Reduktionen zu beobachten. Die Zinssätze für Konsum- und Wohnbaukredite verringerten sich gegenüber
dem Vorquartal und blieben deutlich unter den Euroraumdurchschnitten. Letzteres galt auch für die Neugeschäftskonditionen
für Unternehmen, die sich gegenüber dem Vorquartal allerdings kaum veränderten. Die Rückgänge
in Österreich betrafen auch die Einlagenzinssätze, die ebenfalls unter den Euroraumdurchschnitten lagen.
Im zweiten Quartal 2010 kam es ohne zinspolitische Impulse der Europäischen Zentralbank (der Leitzins blieb
auf 1,00%) bei mittlerweile leicht ansteigenden Zwischenbankzinssätzen (der 3-Monats-EURIBOR stieg um 0,09
Prozentpunkte auf 0,73%) im Kundengeschäft der Banken weitgehend zu Zinssatzreduktionen.
Im Kreditgeschäft wurden rückläufige Zinssätze im zweiten Quartal 2010 insbesondere bei neuen
Krediten an Haushalte verzeichnet. Konsumkredite bzw. Wohnbaukredite sanken um 0,21 Prozentpunkte auf 4,53% bzw.
0,12 Prozentpunkte auf 2,67%. Damit konnten sich österreichische Haushalte weiterhin wesentlich günstiger
refinanzieren als der durchschnittliche Haushalt im Euroraum (6,38% bzw. 3,30%). Auch beim aushaftenden Gesamtbestand
waren im zweiten Quartal starke Reduktionen bei den Zinssätzen bei Krediten für Konsum und sonstige Zwecke
festzustellen, welche im Schnitt um 0,23 Prozentpunkte auf 4,29% sanken. Im Euroraum sank der entsprechende Durchschnittszinssatz
im Vergleichszeitraum hingegen nur um 0,04 Prozentpunkte und lag mit 5,95% deutlich über dem österreichischen
Wert.
Bei von österreichischen Banken vergebenen Unternehmenskrediten gab es gegenüber dem Vorquartal kaum
Veränderungen zu beobachten (+0,01 Prozentpunkte bei Volumen von bis zu 1 Million EUR bzw. keine Veränderung
bei Volumen über 1 Million EUR). Die Zinssätze blieben mit 2,38% (bis 1 Million Euro) bzw. 1,79% (über
1 Million Euro) aber weiterhin deutlich unter den Vergleichswerten des Euroraums (3,37% bzw. 2,26%), was sich jedenfalls
positiv auf das das heimische Wirtschaftswachstum auswirken sollte. Auch hinsichtlich des aushaftenden Gesamtbestandes
der Kredite ist festzustellen, dass österreichische Unternehmen mit durchschnittlich 2,67% deutlich günstigere
Zinskonditionen vorfanden als das Durchschnittsunternehmen im Euroraum (3,27%).
Bei neu vergebenen Einlagen an private Haushalte gab es in allen Laufzeitkategorien deutliche Zinssatzrückgänge
zu verzeichnen. Dies bedeutete, dass Einleger in Österreich niedrigere Zinssätze als der Durchschnittskunde
im Euroraum im Einlagenneugeschäft erhielten. Am stärksten betroffen waren Einlagen mit längeren
Laufzeiten. Bei Bindungsfristen von ein bis zu zwei Jahren sanken die Zinssätze im Schnitt um 0,31 Prozentpunkte
auf 1,38% (Euroraum: 2,10%) bzw. bei Fristen von über zwei Jahren um 0,20 Prozentpunkte auf 1,98% (Euroraum:
2,48%).
Sehr groß ist mittlerweile die Zinsdifferenz gegenüber dem Euroraum im kurzfristigen Bereich. Bei einer
Bindungsfrist von bis zu einem Jahr lag der erhobene Durchschnittszinssatz in Österreich knapp unter der 1-Prozentmarke.
Der entsprechende Wert für den Euroraumdurchschnitt, der sich allerdings in dieser Kategorie aus besonders
breit gestreuten Einzelländerzinssätzen zusammensetzt, war mit einem Wert von 2,15% mehr als doppelt
so hoch. |