Biografische Zeugnisse in historischen Meldeunterlagen
Wien (rk) - Am 20. August kehrt das sogenannte Bildnis Wally nach langem Rechtsstreit wieder in das
Leopold Museum zurück. Doch wer war Walburga - Wally - Neuzil eigentlich? Das Wenige, das über das Leben
der Dame bekannt ist, erfahren wir unter anderem aus den drei erhalten gebliebenen Wiener Meldezetteln der Jahre
1913, 1914 und 1917. Jener von 1913 wurde von Egon Schiele persönlich für sie ausgefüllt und gibt
die gemeinsame Adresse Wien 13, Feldmühlgasse 3, an.
Das Aktmodell als "Probierfräulein"
Geboren am 19. August 1894 in der Gemeinde Tattendorf, Bezirk Baden, lag die für rechtliche und soziale
Belange wichtige Heimatzuständigkeit Neuzils auch in ihrer Wiener Zeit im niederösterreichischen Sparbach,
Bezirk Mödling. Sie wurde Aktmodell von Gustav Klimt, lernte 1911 im Alter von 17 Jahren Egon Schiele kennen
und posierte dann für ihn. Gemeinsam zogen die beiden nach Krumau, um kurze Zeit später wieder nach Wien
zurück zu kehren und in Hietzing ansässig zu werden. Das Modell bezeichnet sich im selbst verfassten
Meldezettel von 1914 züchtig als "Probierfräulein". Schiele gab ihren Beruf 1913 mit "Private"
an. Nach der Heirat Schieles mit Edith Harms im Jahr 1915 beendete sie gegen seinen Willen die Beziehung. Während
des Ersten Weltkriegs betätigte sie sich als "Hilfspflegerin" - konkret 1917 im Kriegsspital Nr.
1. Wally Neuzil starb noch im selben Jahr als Pflegerin in einem dalmatinischen Kriegsspital an Scharlach. |