Wien (rk) - Unter dem Motto "Deutsch im Park" wurden in den beiden Sommermonaten erstmals Parks
in vier Wiener Bezirken zu Seminarräumen: Dreimal in der Woche sind KursleiterInnen der Wiener Volkshochschulen
in Parks im 10., 12., 16. und 22. Bezirk gefahren und haben die Deutschkurse zu den Menschen gebracht. Dieses neue
Angebot, das von der MA 17 (Integration und Diversität) gefördert wird, wurde bereits gut genutzt. Insgesamt
haben rund 100 Personen daran teilgenommen.
"Eine gemeinsame Sprache ist die halbe Miete für ein gutes Zusammenleben. Sprachlosigkeit hingegen der
größte Feind der Integration. Auch für ältere Menschen ist es daher wichtig, dass sie sich
auf Deutsch gut verständigen können. Und wir wissen: sie können und wollen weiterlernen", zeigt
sich Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger erfreut. "Daher haben wir heuer unsere Palette an geförderten
Sprachkursen bewusst um die Zielgruppe der älteren MigrantInnen erweitert", erklärt die Wiener Integrationsstadträtin.
Der Park als Seminarraum
Die TeilnehmerInnen waren jedenfalls begeistert. So meint etwa Fatme G: "Ich habe immer gedacht, Deutsch lernen
ist zu schwer für mich, aber ich habe viel gelernt und es hat Spaß gemacht." Sladko N., 65 Jahre
sagt: "Im Park sitzen und Deutsch lernen gefällt mir, das hätte ich mir nicht gedacht."
Die Generation der GastarbeiterInnen geht langsam in Pension. Diese Generation hat oft jahrzehntelang hart in Wien
gearbeitet: Am Bau, in der Gastronomie, im Reinigungsbereich. Häufig sind sie über das sprichwörtliche
"Gastarbeiterdeutsch" nicht hinausgekommen. Während sie im Beruf regelmäßig Deutsch gesprochen
haben, ging und geht in der Pension viel verloren. Denn die Kontakte reduzieren sich oftmals auf die Familie oder
einen engeren Freundeskreis. Daher ist es wichtig, Gelegenheiten zur Konversation und zur Verbesserung der Deutschkenntnisse
anzubieten. Ab Ende September werden die Deutschkurse für SeniorInnen an den Wiener Volkshochschulen fortgesetzt.
Neu zugewanderte Jugendliche perfektionieren Deutsch, um im Herbst mit weiterer Ausbildung durchzustarten
Auch Jugendliche, die im Rahmen der Familienzusammenführung nach Wien gekommen und nicht mehr Schulpflichtig
sind, nutzen den Sommer, um fleißig Deutsch zu pauken. Möglich wird das durch ein spezielles Programm
von Interface Wien, das die jungen Frauen und Männer auf weiterführende Ausbildungen und damit auf einen
guten Jobeinstieg vorbereitet.
Die Jugendbildungswerkstatt von Interface Wien, die von der MA 17 (Integration und Diversität) gefördert
wird, bietet für neu zugewanderte Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren neben dem Hauptschwerpunkt "Deutsch",
Sozial-, Bildungs- und Berufsberatung. Rund 250 Jugendliche haben in den Monaten Juli und August an über 20
Basisdeutschkursen teilgenommen.
Über 80 TeilnehmerInnen absolvierten in den Sommermonaten das "Jugend College", das Jugendlichen
eine fundierte Sprachausbildung (Niveau B 1) mit integrierter Allgemeinbildung insbesondere in Geographie und Geschichte,
EDV sowie Bildungs- und Berufscoaching vermittelt.
Diese Kurse sind jedenfalls so erfolgreich, dass viele Jugendliche bereits im Herbst eine weiterführende Schule
(HTL/HAK, AHS, Hauptschulabschlusslehrgang usw.) besuchen können. Um sich gezielt während des Sommers
dafür "fit" zu machen, nutzten außerdem zahlreiche Jugendliche die Perfektions-Deutschkurse
von Interface, die übrigens auch Landeskunde beinhalten.
Und was motiviert die Jugendlichen, auch die Ferienzeit für Kurse zu nützen? "Ich brauche ein noch
besseres Deutsch, weil ich studieren will", meint Fatima. "Ich möchte ab Herbst in die HAK, habe
aber Angst, dass ich mein Deutsch über den Sommer vergesse und ich dann Schwierigkeiten in der Schule bekomme",
nennt Igor als Motivation. Insgesamt lernen auch heuer wieder in den von der Stadt geförderten Sprachkursen
rund 11.000 Menschen Deutsch. |