Wildobstbäume gefährdet   

erstellt am
26. 08. 10

Bundesforste schützen "wilde Früchtchen" - Förderung von Artenvielfalt in heimischen Wäldern
Wien (bundesforste) - Im Herbst tragen sie auffallende Früchte, den Menschen haben sie zur Züchtung von Gartenobst inspiriert: die Wildobstbäume. „Wir beobachten“, so Georg Erlacher, Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste (ÖBf), „dass Wildfruchtbäume wie Wild-Apfel, Wild-Birne, Vogel-Kirsche oder Speierling und Elsbeerbaum immer seltener werden.“ Die natürliche Vielfalt nimmt ab: „Wildobstbäume stellen nicht nur eine Bereicherung des Landschaftsbildes dar, sie tragen wesentlich zur Erhaltung der Artenvielfalt bei“, erklärt Erlacher und fügt hinzu: „Es ist uns ein Anliegen, heimische, teils vom Aussterben bedrohte Wildobstarten zu erhalten und zu fördern.“ Zum Schutz der gefährdeten Baum- und Straucharten wurden zahlreiche Projekte und Programme gestartet, die der Umsetzung der ÖBf-Biodiversitätsstrategie gelten.

Die „Originale“ im Nationalpark Donau-Auen
Besonderes Augenmerk wird den Wildobstarten im Nationalpark Donau-Auen, der fast zur Hälfte auf ÖBf-Flächen liegt, geschenkt. Im Pflanzgarten des ÖBf-Nationalparkbetriebs werden Obstbäume den „wilden Originalen“ nachgezüchtet. Zuerst müssen Früchte gesammelt, daraus Samen gewonnen und angebaut oder Stecklinge gewonnen werden. Die daraus entstehenden Jungbäumchen werden nach zwei bis vier Jahren in der Au ausgesetzt. „Die Wildobstarten“, erklärt Erlacher, „sind die „Urahnen“ unserer kultivierten Obstsorten.“ In den letzten Jahren wurden im Nationalpark rund 100 Wild-Äpfel und Wild-Birnen gepflanzt und etwa 500-600 Vogelkirschen pro Jahr gesetzt. Mehr als 3000 Traubenkirschen erfüllen als „Füllbäume“ eine neue Funktion und ersetzen andere, nicht standortgerechte Arten.

„Wilde Früchtchen“ unter Schutz
Im Wienerwald genießen der Elsbeerbaum, der Speierling und die Vogelbeere, die der artenreichen Gattung Sorbus angehören, speziellen Schutz. „Der Speierling“, erklärt der Vorstandssprecher, „zählt mittlerweile weltweit zu einer der seltensten Baumarten.“ Letztes Jahr wurde der Wienerwald um rund 500 Jung-Speierlinge und 400 Jung-Elsbeeren bereichert. Die Setzlinge werden ausschließlich mit aus der Region stammenden Samen gezogen. Die apfel- oder birnenförmigen Früchte des Speierlings sind aufgrund ihres hohen Gerbsäureanteils nahezu ungenießbar, finden jedoch in Form von Marmeladen und Edelbränden eine beliebte Verwendung. Auch das Wild schätzt die fruchtige Abwechslung.

Weitere Wildobstversuche laufen im Waldviertel und im Gebiet Wildalpen in der Steiermark. Im Waldviertel werden speziell an Waldrändern Dutzende Wildobstbäume, vor allem Wild-Äpfel gesetzt. In der Steiermark soll die genaue Erfassung von Vogel-Kirsche, Trauben-Kirsche und Wild-Apfel den Fortbestand der Wildfruchtarten sichern und eine sorgfältige Waldpflege die Wachstumsbedingungen der gefährdeten Bäume optimieren.

Artenvielfalt in Österreichs Wäldern
Zusätzlich zu zahlreichen Natur- und Artenschutzmaßnahmen haben die Bundesforste ein 5-jähriges Biodiversitätsprogramm entwickelt und sich als erster europäischer Forstbetrieb der Initiative „Countdown 2010“ der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) angeschlossen, deren Ziel es ist, den Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen. Dazu zählen neben der Anpflanzung seltener Baum- und Straucharten auch die Pflege von Waldrändern, die Erhaltung seltener bzw. gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie die Sicherung der Funktionsfähigkeit von Seen und Bächen. „In einer naturnahen, nachhaltigen Waldbewirtschaftung spielt Artenvielfalt eine wichtige Rolle“, sagt Erlacher. „Für die Natur gilt: Je artenreicher, umso besser. Der Wald der Zukunft wird ein Wald der Vielfalt sein“, ist Erlacher überzeugt.
     
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