Bundesforste schützen "wilde Früchtchen" - Förderung von Artenvielfalt
in heimischen Wäldern
Wien (bundesforste) - Im Herbst tragen sie auffallende Früchte, den Menschen haben sie zur Züchtung
von Gartenobst inspiriert: die Wildobstbäume. „Wir beobachten“, so Georg Erlacher, Vorstandssprecher der Österreichischen
Bundesforste (ÖBf), „dass Wildfruchtbäume wie Wild-Apfel, Wild-Birne, Vogel-Kirsche oder Speierling und
Elsbeerbaum immer seltener werden.“ Die natürliche Vielfalt nimmt ab: „Wildobstbäume stellen nicht nur
eine Bereicherung des Landschaftsbildes dar, sie tragen wesentlich zur Erhaltung der Artenvielfalt bei“, erklärt
Erlacher und fügt hinzu: „Es ist uns ein Anliegen, heimische, teils vom Aussterben bedrohte Wildobstarten
zu erhalten und zu fördern.“ Zum Schutz der gefährdeten Baum- und Straucharten wurden zahlreiche Projekte
und Programme gestartet, die der Umsetzung der ÖBf-Biodiversitätsstrategie gelten.
Die „Originale“ im Nationalpark Donau-Auen
Besonderes Augenmerk wird den Wildobstarten im Nationalpark Donau-Auen, der fast zur Hälfte auf ÖBf-Flächen
liegt, geschenkt. Im Pflanzgarten des ÖBf-Nationalparkbetriebs werden Obstbäume den „wilden Originalen“
nachgezüchtet. Zuerst müssen Früchte gesammelt, daraus Samen gewonnen und angebaut oder Stecklinge
gewonnen werden. Die daraus entstehenden Jungbäumchen werden nach zwei bis vier Jahren in der Au ausgesetzt.
„Die Wildobstarten“, erklärt Erlacher, „sind die „Urahnen“ unserer kultivierten Obstsorten.“ In den letzten
Jahren wurden im Nationalpark rund 100 Wild-Äpfel und Wild-Birnen gepflanzt und etwa 500-600 Vogelkirschen
pro Jahr gesetzt. Mehr als 3000 Traubenkirschen erfüllen als „Füllbäume“ eine neue Funktion und
ersetzen andere, nicht standortgerechte Arten.
„Wilde Früchtchen“ unter Schutz
Im Wienerwald genießen der Elsbeerbaum, der Speierling und die Vogelbeere, die der artenreichen Gattung
Sorbus angehören, speziellen Schutz. „Der Speierling“, erklärt der Vorstandssprecher, „zählt mittlerweile
weltweit zu einer der seltensten Baumarten.“ Letztes Jahr wurde der Wienerwald um rund 500 Jung-Speierlinge und
400 Jung-Elsbeeren bereichert. Die Setzlinge werden ausschließlich mit aus der Region stammenden Samen gezogen.
Die apfel- oder birnenförmigen Früchte des Speierlings sind aufgrund ihres hohen Gerbsäureanteils
nahezu ungenießbar, finden jedoch in Form von Marmeladen und Edelbränden eine beliebte Verwendung. Auch
das Wild schätzt die fruchtige Abwechslung.
Weitere Wildobstversuche laufen im Waldviertel und im Gebiet Wildalpen in der Steiermark. Im Waldviertel werden
speziell an Waldrändern Dutzende Wildobstbäume, vor allem Wild-Äpfel gesetzt. In der Steiermark
soll die genaue Erfassung von Vogel-Kirsche, Trauben-Kirsche und Wild-Apfel den Fortbestand der Wildfruchtarten
sichern und eine sorgfältige Waldpflege die Wachstumsbedingungen der gefährdeten Bäume optimieren.
Artenvielfalt in Österreichs Wäldern
Zusätzlich zu zahlreichen Natur- und Artenschutzmaßnahmen haben die Bundesforste ein 5-jähriges
Biodiversitätsprogramm entwickelt und sich als erster europäischer Forstbetrieb der Initiative „Countdown
2010“ der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) angeschlossen, deren Ziel es ist, den Verlust an biologischer
Vielfalt zu stoppen. Dazu zählen neben der Anpflanzung seltener Baum- und Straucharten auch die Pflege von
Waldrändern, die Erhaltung seltener bzw. gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie die Sicherung der
Funktionsfähigkeit von Seen und Bächen. „In einer naturnahen, nachhaltigen Waldbewirtschaftung spielt
Artenvielfalt eine wichtige Rolle“, sagt Erlacher. „Für die Natur gilt: Je artenreicher, umso besser. Der
Wald der Zukunft wird ein Wald der Vielfalt sein“, ist Erlacher überzeugt. |