Pernkopf: Meilenstein für den Naturschutz in Österreich
St. Pölten (nlk) - Das einzige Wildnisgebiet Österreichs - im internationalen Schutzgebietssystem
höher eingestuft als Nationalparks - erfährt eine weitere Aufwertung: Die bestehende Schutzgebietsfläche
Dürrenstein soll von 2.400 Hektar bis Ende 2015 um rund 1.000 Hektar vergrößert werden.
Naturschutz-Landesrat Dr. Stephan Pernkopf meinte anlässlich der Vertragsunterzeichnung am 25.08.: „72 Hektar
der Bundesforste werden mit sofortiger Wirkung in das Wildnisgebiet eingebracht. Für weitere 980 Hektar wurde
eine Optionsvereinbarung zwischen dem Land Niederösterreich und den Österreichischen Bundesforsten abgeschlossen.
Diese Flächen werden ab sofort wildnisgebietskonform verwaltet. Darüber hinaus werden der Hundsaubach
und der Windischbach Fisch-Schongebiete. Das ist ein Meilenstein für den Naturschutz in Österreich."
Im Wildnisgebiet liegt der flächenmäßig größte Fichten-Tannen-Buchen-Urwald des gesamten
Alpenbogens mit einem Ausmaß von knapp 500 Hektar. Seit der letzten Eiszeit sind seine Bäume nicht von
Menschenhand gefällt worden. Auch die Waldbestände des Erweiterungsgebietes befinden sich überwiegend
in einem naturnahen Zustand und weisen mit ca. 200 Jahren ein überdurchschnittlich hohes Alter auf. „Unser
Ziel ist es, hier ebenfalls eine Anerkennung als Wildnisgebiet durch die Weltnaturschutzorganisation IUCN zu erreichen.
Weiters wollen wir die naturpädagogischen Angebote unter Berücksichtigung der Schutzvorgaben ausbauen",
fasste Pernkopf die angestrebte Weiterentwicklung zusammen.
Dr. Georg Erlacher, Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste sagte: „Schutzgebiete sind besonders
wichtige Rückzugsorte für die Natur, aber auch für alle Menschen, die Ruhe und Erholung suchen.
Als Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung verzichten wir auf die wirtschaftliche Nutzung, damit sich die
Urwälder von morgen entwickeln können." Neben der Einbringung der Fläche sollen die Bundesforste
gemeinsam mit der Schutzgebietsverwaltung in Zukunft insbesondere für das Naturraummanagement und die Besucherbetreuung
im Wildnisgebiet verantwortlich sein.
Dr. Christoph Leditznig, Geschäftsführer des Wildnisgebietes Dürrenstein, sieht ebenfalls einen
Meilenstein für das Wildnisgebiet: „Nicht nur, dass damit wesentliche Forderungen der Weltnaturschutzorganisation
IUCN zur dauerhaften Sicherung des Schutzgebietes erfüllt werden, führt diese Erweiterung vielmehr auch
zu einer naturschutzfachlichen Aufwertung des gesamten Gebietes. Ganze Ökosysteme mit ihren Lebewesen können
damit besser geschützt werden."
Rund 85 Prozent des bestehenden Wildnisgebietes sind als Naturzone deklariert, in der menschliche Einflüsse
weitestgehend reduziert sind und natürliche Prozesse frei ablaufen können. Diese Gewichtung soll auch
auf der Erweiterungsfläche erreicht werden.
Im Wildnisgebiet Dürrenstein beteiligt man sich derzeit an einem Wiederansiedlungsprojekt der größten
heimischen Waldeule, des Habichtskauzes, der besonders auf naturnahe Wälder angewiesen ist. Die angepeilte
Erweiterung des Wildnisgebietes schafft künftig noch bessere Voraussetzungen für die dauerhafte Erhaltung
der biologischen Vielfalt. |