Salzburg (lk) - "Die ‘Ära Flimm‘ hat berührt: programmatisch, künstlerisch, atmosphärisch
und ganz einfach zwischenmenschlich", so Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller am Abend des 25.08., als sie
dem scheidenden Intendanten der Salzburger Festspiele das Ehrenzeichen des Landes überreichte: "Die Auszeichnung
ist ein würdiges äußeres Zeichen für die bleibende Verbundenheit des offiziellen Salzburg
mit dem bemerkenswerten, leidenschaftlichen, unverwüstlichen ‘Theatermacher‘ Jürgen Flimm."
23 Jahre ist es her, dass Prof. Jürgen Flimm als Regisseur von Raimunds "Der Bauer als Millionär"
seine ersten Spuren im Festspiel-Salzburg hinterlassen hat. Man müsse dieser ersten Begegnung Nachhaltigkeit
attestieren, denn schließlich wurden 15 Saisonen daraus, die er als Regisseur von Theater und Oper, als Leiter
des Schauspiels, als Schauspieldirektor und vier Jahre als Intendant in Salzburg gewirkt hat, so die Landeshauptfrau
weiter.
Zum Theater gehöre die Stille ebenso wie auch der Donner. "Jürgen Flimm wusste immer instinkthaft
und sicher mit beiden umzugehen. Im Zwiegespräch, in Kuratoriumssitzungen oder auch, wenn die Mikrofone der
Journalisten auf ihn gerichtet waren. Jürgen Flimm hat niemals nicht-inszeniert! Die Balance zwischen dramatischer
Pathetik und Komödiantentum, beides virtuos von ihm gehandhabt, hat – unter dem Strich – gestimmt", sagte
Mag. Burgstaller.
"Für das Publikum waren die ‘Flimm-Jahre‘ gute Jahre", resümierte die Landeshauptfrau: "Es
waren künstlerisch und auch wirtschaftlich überaus erfolgreiche Jahre. Es wurden Schätze gehoben,
wie etwa Haydns ‘Armida‘. Es wurde die Moderne mit viel Mut gezeigt, es wurden aber auch völlig neue Akzente
gesetzt, die mit dem ‘Young Directors Project‘ oder auch mit dem ‘Young Singers Project‘ weit über den Tag
und weit über Salzburg hinaus weisen."
Biografie von Jürgen Flimm
Der deutsche Regisseur und Theaterintendant Prof. Jürgen Flimm wurde 1941 in Gießen geboren und wuchs
in Köln auf. Nach dem Abitur studierte Flimm ab 1963 an der Kölner Universität Literaturwissenschaft,
Soziologie und Theaterwissenschaften. 1968 erhielt er ein erstes Engagement als Regie-Assistent an den Münchner
Kammerspielen. 1972 wurde er Spielleiter am Nationaltheater Mannheim, und 1973/1974 war Flimm Oberspielleiter am
Thalia-Theater Hamburg.
1974 bis 1979 arbeitete Flimm als freier Regisseur in München, Hamburg, Bochum, Frankfurt/Main und New York.
1979 übernahm er die Intendanz des Schauspiels Köln. 1985 bis 2000 war Flimm Intendant des Thalia-Theaters
Hamburg, das unter seiner Leitung zu einem der künstlerisch und wirtschaftlich erfolgreichsten Sprechtheater
Deutschlands avancierte. Zu seinen wichtigsten Inszenierungen in Hamburg gehören Stücke von Tschechow.
1978 inszenierte Flimm in Frankfurt erstmals eine Oper. An der Mailänder Scala, der Metropolitan Opera, dem
Royal Opera House, Covent Garden, der Lyric Opera of Chicago, der Berliner Staatsoper Unter den Linden, den Bayreuther
Festspielen, der Zürcher Oper sowie der Wiener und der Hamburgischen Staatsoper hat Jürgen Flimm in den
vergangenen Jahren Werke von Beethoven, Haydn, Mozart, Schubert, Verdi, Gounod, Strawinsky u.a. inszeniert.
Seine Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen begann 1987 mit Raimunds "Der Bauer als Millionär".
Es folgten "Das Mädl aus der Vorstadt" von Nestroy (1989), Hofmannsthals "Der Schwierige"
(1991), Monteverdis "L’incoronazione di Poppea" (1993) sowie Purcells "King Arthur" (2004)
und Mozarts "Lucio Silla" (2006).
Im Jahr 2001 bestellte das Festspieldirektorium Jürgen Flimm zum Leiter des Schauspiels. Eine der wesentlichen
Innovationen war die Gründung des Young Directors Projects, bei dem jedes Jahr drei bis vier internationale
Regisseure mit ihren Gruppen nach Salzburg eingeladen werden. Bis heute ist dieses von Montblanc unterstützte
Projekt ein fester Bestandteil des Salzburger Sommers und es soll auch unter der nächsten Intendanz von Alexander
Pereira weiter bestehen. Im Jahr 2002 hat Flimm Christian Stückl beauftragt, einen neuen "Jedermann"
auf den Domplatz zu bringen. Diese höchst erfolgreiche Aufführung läuft bis zum heutigen Tag.
Zwischen 2005 und 2007 war Jürgen Flimm künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale. Im Sommer 2004 wurde
er zum Intendanten der Salzburger Festspiele ab Herbst 2006 bestellt. In den Spielzeiten, für die Flimm bisher
als künstlerischer Leiter verantwortlich war, war ein überdurchschnittlicher Zuschauerzuspruch zu verzeichnen.
Auch wirtschaftlich zeichnen sich diese Sommer durch hohe Überschüsse aus. Unter Flimms Ägide wurde
gemeinsam mit Credit Suisse auch das Young Singers Project ins Leben gerufen. Es werden jedes Jahr acht bis zehn
junge Sänger eingeladen, die den "letzten Schliff" in Salzburg erhalten.
Jürgen Flimm, dessen Vertrag mit 30. September 2010 einvernehmlich aufgelöst wurde, wird danach das Amt
des Intendanten an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin antreten. |