Neues Karrieremodell für mehr Frauen in der Forschung   

erstellt am
25. 08. 10

Bures erfreut: Studie zeigt hohe Zufriedenheit mit Arbeitsbedingungen bei Forschungsnachwuchs
Alpbach (bmvit) - Rund 47 Prozent der NachwuchswissenschafterInnen in außeruniversitären Forschungseinrichtungen technisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung würden sich auf jeden Fall wieder für den gleichen Job entscheiden. Das hat eine von Joanneum Research im Auftrag von Ministerin Doris Bures und der Forschung Austria durchgeführte Studie "BRENNPUNKT NachwuchsforscherInnen" ergeben. Mehr als die Hälfte der wissenschaftlich Beschäftigten in der außeruniversitären technisch-naturwissenschaftlich orientierten Forschung ist jünger als 35 Jahre. Drei Viertel der jungen ForscherInnen geben an, sehr gute Arbeitsbedingungen vorzufinden und durch ihre Arbeit nicht überlastet zu sein. "Um in Forschung und Innovation erfolgreich zu sein, müssen wir das Potenzial, das in den Köpfen der Menschen steckt voll nützen. Wissen, Ideen und erstklassige Qualifikation sind der Schlüssel zum Erfolg", so Doris Bures, Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie anlässlich der Präsentation der Studie, im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche.

Auch Gabriele Ambros, Präsidentin der Forschung Austria, weiß um die Herausforderungen für eine florierende Forschungslandschaft: "Gefragt sind mutige Maßnahmen, die in der Lage sind, die Potenziale der NachwuchsforscherInnen für die Innovationskraft zu nützen. Ich bin überzeugt, dass dies gelingen wird, denn in der außeruniversitären Forschung entsteht nicht nur Innovation, sondern sie zeichnet sich auch in der Bewältigung struktureller Herausforderungen durch innovatives Handeln aus. Das neue Karrieremodell von AIT ist hier ein Schritt in die richtige Richtung."

Mehr Frauen in die Forschung - AIT startet Projekt zur Karriereförderung
Handlungsbedarf besteht allerdings bei der Entwicklung systematischer Karrieremodelle. Im Gegensatz zu den Arbeitsbedingungen werden die Entwicklungsperspektiven schlechter beurteilt. 37 Prozent der Befragten beurteilen die Aufstiegsmöglichkeiten als sehr gut oder gut. Hier machen sich die flachen Hierarchien in den außeruniversitären Forschungseinrichtungen bemerkbar.

Ein klares Ergebnis der Studie ist, dass Karriereperspektiven über das Ausmaß der Bindung an die Forschungseinrichtung entscheiden. Ein eindeutiger Zusammenhang besteht zwischen dem Grad an Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen und dem Angebot an Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen. Hier weisen die Einrichtungen eine Fülle an punktuellen Angeboten auf. Am öftesten bieten die Einrichtungen Konferenzteilnahmen im Ausland an, am seltensten gibt es direkte Ansprechpersonen für den Nachwuchs und Karriereentwicklungspläne. Hier setzt nun das Austrian Institute of Technology - AIT an.

AIT bereitet die Einführung eines neuen umfassenden Karriereentwicklungsmodells, die AIT Karrierewege, vor. Damit soll der Forschungsnachwuchs in seiner beruflichen Entwicklung begleitet und gefördert werden. Das Karrieremodell wird mit Jahresbeginn 2011 eingeführt, begleitend dazu bietet das AIT ein strukturiertes Entwicklungs- und Qualifizierungsprogramm an.

Arbeitsbedingungen: Flexibilität führt zu Zufriedenheit
Flexible Arbeitszeitgestaltung, interessante Aufgaben und ein kooperatives Klima sind für NachwuchsforscherInnen wichtig. Den Trend zu befristeten Arbeitsverhältnissen bestätigt auch die vorliegende Studie, wobei Frauen häufiger Teilzeit arbeiten. Ebenfalls bestätigt: Frauen verdienen auch am Beginn ihrer Karriere weniger und bekommen seltener Führungsverantwortung. Ihr durchschnittliches Einkommen liegt sieben Prozent unter dem der Männer. "Die Studie zeigt uns leider, dass es auch im FTI-Bereich für wirkliche Chancengleichheit noch einiges zu tun gibt", so Bures.

Über die Studie
Die Studie wurde von Joanneum Research im Auftrag von Ministerin Doris Bures und Forschung Austria durchgeführt. Befragt wurden 1214 NachwuchsforscherInnen mit ordentlichem Dienstverhältnis per Online-Fragebogen. Zusätzlich wurden qualitative Interviews mit Personalverantwortlichen von vier Einrichtungen geführt.

  • Qualifikation: 94 Prozent der befragten NachwuchsforscherInnen haben einen tertiären Abschluss, drei Viertel von einer Universität, ein Viertel von Fachhochschulen. 22 Prozent haben ein Doktorat. Nur 18 Prozent der Frauen absolvierten ein ingenieurwissenschaftliches Studium, aber 62 Prozent - und damit mehr als Männer (54 Prozent) - einen naturwissenschaftlichen Studiengang.
  • Kinder: Nur sechs Prozent der Frauen haben bereits Kinder, jedoch 20 Prozent der Männer. Erst ab einem Alter von 26 Jahren hat jeder Zehnte unter dem Forschungsnachwuchs Kinder, in der Gruppe der 31 bis 35-Jährigen sind 29 Prozent bereits Eltern.
  • Frauenanteil: Wie auch die Gender Booklet-Erhebungen der vergangenen Jahre zeigen, knickt der Frauenanteil ab einem Alter von 26 Jahren ein: In der vorliegenden Studie sind die Anteile in der Altersgruppe 20 bis 25 Jahre nahezu gleich groß, in der Gruppe 31 und 35 Jahre sinkt der Anteil auf 18 Prozent. Die Ursache hierfür liegt vermutlich in der schwierigen Vereinbarkeit von Karriere und Kindern.
  • Rekrutierung: Trotz spürbaren Technikermangels sind die befragten Einrichtungen erfolgreich bei der Anwerbung von Nachwuchskräften. Ausschlaggebend ist unter anderem die Zusammenarbeit mit Hochschulen.


Neue Reihe Innovationsfaktor Humanressourcen: BRENNPUNKT und Gender Booklet
Die neue Reihe "Innovationsfaktor Humanressourcen" von BMVIT und Forschung Austria greift aktuelle Humanressourcen-Themen in der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung auf. Schwerpunkte dabei sind Gender-Mainstreaming und Chancengleichheit. Die Reihe "Innovationsfaktor Humanressourcen" umfasst die 2010 erstmals erscheinende Publikation BRENNPUNKT zu aktuellen Fragestellungen sowie die Langzeituntersuchung zur Situation von Frauen und Männern in der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung, das Gender Booklet. Beide erscheinen abwechselnd im Jahresrhythmus.

     
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