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Thomas Scheibitz: Der ungefegte Raum |
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25. September - 28. November 2010 in der Galerie im Taxispalais, Innsbruck Innsbruck (galerie im taxispalais) - Thomas Scheibitz im Gespräch mit Dr. Julian Heynen, Künstlerischer Leiter für besondere Aufgaben, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; 2005 Kommissar Deutscher Pavillon, 51. Biennale Venedig Die Ausstellung von Thomas Scheibitz in der Galerie im Taxispalais ist die erste umfassende Einzelschau des Künstlers in Österreich. Spätestens seit seiner erfolgreichen Präsentation auf der 51. Biennale von Venedig (2005), als er den Deutschen Pavillon bespielte, rückte Scheibitz' Werk in den internationalen Fokus. Sein Oeuvre setzt sich gleichwertig aus Malerei und Skulpturen zusammen, die sich stets gegenseitig befragen und dennoch dezidiert eigenen, medienimmanenten künstlerischen Regeln folgen. Dabei gilt das Interesse des Künstlers den schwer fassbaren Grenzen zwischen dem Figurativen und Abstrakten und der Auflösung dieser Grenzen. In der Ausstellung nähert er sich vor allem mit den Skulpturen erstmals entschieden der Frage an, wie Figürliches mit abstrakten Mitteln umgesetzt werden kann. Im Unterschied zu den Protagonisten und Protagonistinnen der neuen figurativen Malerei verfolgt er einen Weg, der von der Abstraktion ausgeht und sich über eine symbolische, zeichenhafte Formensprache dem Figürlichen annähert, ohne ins Erzählerische abzugleiten. So entfaltet er intuitiv einen bildhaften Kunstkosmos, der sich zwar an den Erscheinungen und Dingen der Alltagswelt orientiert, diese jedoch in überraschende Neukonstruktionen überführt. Für die Galerie im Taxispalais hat Thomas Scheibitz ein storyboardartiges Konzept entworfen, das exakt auf die Räumlichkeiten zugeschnitten ist. Collagen und Zeichnungen mit textlichen Zusätzen verweisen auf die vielfältigen formalen und gedanklichen Assoziationen, die den - zum Großteil für die Ausstellung neu entstandenen - Gemälden und Skulpturen zugrunde liegen. Der Ausstellungstitel Der ungefegte Raum ist eine Abwandlung und Umdeutung des Titels eines antiken Mosaiks. Im 2. Jh. v. Chr. erfand der griechische Mosaizist Sosos von Pergamon eine neuartige Bodenornamentierung, die über vierhundert Jahre Nachfolge fand. Dabei handelt es sich um eine Mosaikform, die Der ungefegte Boden genannt wird und Augen täuschend echt, Essensreste auf dem Boden zeigt, als wären sie von einem üppigen Mahl übrig geblieben. Indem Scheibitz die Begriffe ‚Boden' und ‚Raum' austauscht vollzieht er einen Sprung von der Fläche in den Raum. Dies ist charakteristisch für seine Arbeitsmethode, bei der er sich mit Verschiebungen und Umdeutungen zwischen Zwei- und Dreidimensionalem auseinandersetzt. Die Assoziation zu dem Mosaik wählte Thomas Scheibitz gezielt als Ausgangspunkt für die Ausstellung und für ein gleichnamiges Gemälde, das in der Ausstellung zu sehen ist. Mit dem Begriff der Mosaiktechnik verweist er vielschichtig auf seine eigene künstlerische Strategie, seine Denkrichtung und Weltwahrnehmung. Denn die musivische Technik, wie sie beispielsweise der Schriftsteller Arno Schmidt in die Literatur einbrachte, besteht in der Darstellung von Gleichzeitigkeit, ohne einer stringenten Narration zu folgen. Linien, Flächen und Punkte werden zu Ausschnitten zusammengezogen, Entwicklungen gefrieren zu Splittern und Nuancen, Details zu Momenten. Erfahrungsbruchstücke, Augenblicksbilder, Natureindrücke, Metaphern, Sprach- und Wortspiele, Zustände und Denkweisen formen Bildgefüge wie statische, sequenzartige Fertigteile und begegnen sich auf einer gemeinsamen Folie. Thomas Scheibitz arbeitet mit einem über viele Jahre aufgebauten Archiv an visuellem Material, das er einerseits fotografisch erstellt, andererseits in verschiedenen Medien wie Büchern, Zeitschriften, Comics oder Filmen findet und aus Bereichen wie Architektur, Kunst und Design, aber auch Wissenschaft oder Popkultur extrahiert. Aus diesem Bilderfundus kreiert er durch Aufschlüsselung und Analyse ein System von geometrischen und organischen Doubles und Denkformen, das die visuelle Kultur der Gegenwart reflektiert. Die Ausstellung ist metaphorisch zwischen den Begriffsfeldern Illusionismus, Mimesis und Interpretation der Wirklichkeit angesiedelt. Thomas Scheibitz, *1968 in Radeberg, lebt und arbeitet in Berlin. Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (1991-96), Meisterschüler bei Prof. Kerbach, Hochschule für Bildende Künste Dresden (1996). Einzelausstellungen (Auswahl): 2010: Galerie Sprüth Magers London; 2009: Produzentengalerie Hamburg; Tanya Bonakdar Gallery, New York; 2008: Camden Arts Centre, London; 2005: 51. Biennale Venedig, Deutscher Pavillon; 2004: Centre d´Art Contemporain, Genf ; Gruppenausstellungen (Auswahl): 2007: Tate Modern, Level 2 Gallery, London; MoMA Museum of Modern Art, New York; 2004: 26. Biennale Saõ Paulo; 2003: 50. Biennale Venedig |
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Informationen: http://www.galerieimtaxispalais.at/ | ||
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