Europäische Elite der Quantenforschung tagt in den Tiroler Bergen
Innsbruck (universität) - Im über 2600 Meter hoch gelegenen Pardorama in Ischgl/Tirol treffen
sich in den kommenden Tagen europäische Quantenforscherinnen und -forscher. In der von der European Science
Foundation (ESF) geförderten Tagung werden die neuesten Ergebnisse aus einem der aufregendsten Forschungsfelder
der Physik präsentiert. Im Zentrum stehen dabei die ungewöhnlichen Eigenschaften ultrakalter Quantenmaterie.
Ultrakalte Quantenmaterie hat sich in den letzten Jahren zu einem der spannendsten Forschungsfelder der Physik
entwickelt. Experimentalphysiker sind heute im Labor in der Lage, einzelne Teilchen oder Teilchenwolken so genau
zu kontrollieren, dass dabei neue bisher nur theoretisch vorhergesagte Materiezustände beobachtet werden können.
So ist es gelungen, Atome nahe dem absoluten Nullpunkt zu Molekülen zusammenzufügen und die Moleküle
dann in ein Bose-Einstein-Kondensat zu überführen. In diesem neuen Materiezustand zeigen alle Teilchen
das gleiche Verhalten, bilden ein einzelnes Quantenobjekt. Solche Experimente liefern nicht nur grundlegende Erkenntnisse
über die physikalischen Eigenschaften der Materie, sie eröffnen auch aufregende Möglichkeiten für
neue Anwendungen von Hochpräzisionsmessungen bis hin zur Quanteninformation.
Rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, den USA, Australien und anderen Ländern werden
von Montag bis Donnerstag in Ischgl zusammentreffen. Eröffnet wird die Tagung mit einem Vortrag von Prof.
Deborah Jin vom Joint Institute for Laboratory Astrophysics (JILA) der University of Colorado, Boulder. Sie ist
eine international führende Forscherin auf dem Gebiet der ultrakalten Quantenmaterie. „Wir versammeln bei
dieser Konferenz einen großen Teil der Forschungsgemeinde und diskutieren über aktuelle Fragen sowie
über die Perspektiven für die zukünftige Forschung“, sagt Rudolf Grimm, Leiter des neu gegründeten
Forschungsschwerpunkts Physik der Universität Innsbruck und Organisator dieser EuroQUAM Tagung. „Das ist ein
wichtiger Moment für dieses noch junge und sehr komplexe Forschungsgebiet.“
Das Projekt EuroQUAM vernetzt die führenden europäischen Forschungsgruppen auf diesem Gebiet und führt
insbesondere theoretische und experimentelle Forschung zusammen. „Wir können in dem Netzwerk das gesamte europäische
Potential in diesem zukunftsträchtigen Feld ausschöpfen“, zeigt sich Rudolf Grimm begeistert von der
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Das dreijährige Projekt wird von der European Science Foundation
im Rahmen des EUROCORES Programms gefördert. Die EuroQUAM Abschlusskonferenz in Ischgl/Tirol wird vom Forschungsschwerpunkt
Physik der Universität Innsbruck und dem Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften organisiert.
Die European Science Foundation (ESF) ist eine nichtstaatliche Organisation, die die europäische Zusammenarbeit
in den Bereichen wissenschaftliche Forschung, Forschungsförderung und Wissenschaftspolitik fördert. Die
ESF wurde 1974 gegründet und repräsentiert heute 79 nationale Forschungsförderer, Forschungseinrichtungen,
Akademien und wissenschaftliche Gesellschaften aus 30 Ländern. Die European Science Foundation schafft eine
gemeinsame Plattform für die grenzüberschreitende Kooperation in Europa und hat wesentliche Beiträge
zur Wissenschaft weltweit gemacht. EUROCORES ist eines der Programme mit dem die ESF die fachübergreifende
Zusammenarbeit von Forscherinnen und Forscher aus Europa, den USA und Kanada im Rahmen von interdisziplinären
Verbundprojekten fördert. |