Wien (wifo) - Die österreichische Wirtschaft wuchs im II. Quartal gegenüber der Vorperiode real
um 1,2%. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme von 2,4%. Damit hat der internationale Konjunkturaufschwung
auch die heimische Wirtschaft voll erfasst. Die Impulse für die Expansion kamen von Export und Investitionen.
Die Industrieproduktion nahm gegenüber dem Vorjahr kräftig zu; die Kapazitätsauslastung liegt wieder
über dem langjährigen Durchschnitt. Auf dem Arbeitsmarkt setzt sich die Erholung fort. International
mehren sich allerdings die Anzeichen für eine Verlangsamung des Konjunkturaufschwungs.
Das Wirtschaftswachstum beschleunigte sich in Österreich im II. Quartal erheblich, das BIP nahm gegenüber
dem Vorquartal real um 1,2% zu (I. Quartal 0,0%). Belebt wurde die Produktion durch die starke Expansion des Welthandels
und der Auslandsnachfrage. Die Exporte stiegen um 5,0%. Davon profitierte insbesondere die Sachgütererzeugung,
ihre Wertschöpfung nahm um 6,3% zu. Der Exportaufschwung beginnt auf die Investitionstätigkeit überzugreifen:
Im II. Quartal erhöhten sich die Ausrüstungsinvestitionen erstmals seit zwei Jahren gegenüber dem
Vorquartal (real +5,3%). Die Bauinvestitionen sanken hingegen um 2,3%. Die mäßige, aber stetige Ausweitung
der privaten Konsumausgaben setzte sich fort (+0,2%). Aufgrund des starken Wirtschaftswachstums wurden auch die
Importe im II. Quartal beträchtlich gesteigert (+3,4%).
Das kräftige Wachstum der österreichischen Wirtschaft im II. Quartal war durch die starke Nachfrage aus
dem Ausland bedingt. Nun mehren sich allerdings die Anzeichen, dass die Konjunktur in den USA und in Asien an Schwung
verliert. Dies verlangsamt die weitere Expansion des Welthandels. In Europa nahm die Wirtschaft hingegen erst zeitverzögert
am internationalen Aufschwung teil und gewann im II. Quartal an Dynamik. Insbesondere Deutschland profitierte stark
von der Zunahme der Nachfrage aus Übersee und wurde zum Konjunkturmotor in der EU.
In Österreich ging die Industrieproduktion (ohne Baugewerbe) im Juni gegenüber dem Vormonat wieder leicht
zurück, nachdem sie seit Jahresbeginn stetig gestiegen war. Sie lag um 11% über ihrem Tiefstwert vom
Mai 2009. Die Kapazitätsauslastung erhöhte sich zuletzt deutlich. In der Sachgütererzeugung lag
sie laut Konjunkturtest der Europäischen Kommission für das III. Quartal mit 82,6% erstmals wieder über
dem langjährigen Durchschnitt, der allerdings durch die jüngste Krise deutlich nach unten gedrückt
wurde. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt im August eine anhaltend optimistische Einschätzung der aktuellen Entwicklung.
Die Beurteilung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten und die Produktionserwartungen liegen
in der Sachgütererzeugung über dem langjährigen Durchschnitt, verbesserten sich jedoch seit März
nicht weiter. Das lässt darauf schließen, dass der Aufschwung zwar anhält, sich aber nicht beschleunigt.
Die Verbraucherpreise erhöhten sich in Österreich im Juli gegenüber dem Vorjahr um 1,9%. Seit März
ist die Inflationsrate damit konstant. Die wichtigste Ursache der Preissteigerungen war die Verteuerung von Mineralölprodukten,
die sich in den Bereichen Wohnen und Verkehr niederschlug. |