Gefährliche Medikamentenfälschungen aus dem Internet boomen   

erstellt am
08. 09. 10

Präsentation der Informationsoffensive „Auf der sicheren Seite“
Wien (bmf) - Der Handel von gefälschten Medikamenten über das Internet boomt. Laut WHO liegt der mit gefälschten Arzneimitteln weltweit erzielte jährliche Umsatz bei 75 Milliarden US-Dollar. 95% der von den Behörden aufgegriffenen Medikamente, die im Internet bestellt und per Post zugesendet werden, sind Fälschungen oder Substandard. In Österreich sind die Aufgriffszahlen des Zolls in den vergangenen Jahren explodiert. Im vergangenen Jahr wurden von den Behörden 593 Sendungen mit 27.095 Stück Medikamenten in Österreich beschlagnahmt – im Jahr 2005 wurde erst eine einzige Sendung mit 55 Stück sichergestellt. An der Spitze der Hitliste dieser 2009 beschlagnahmten Medikamente stehen Potenzmittel (22.221 Stück wurden sichergestellt), gefolgt von 2.740 beschlagnahmten Haarwuchsmitteln und 1.336 Diätmitteln.

Dazu kommen auch immer mehr Direktaufgriffe von gefälschten Medikamenten: Erst diese Woche wurden 23.000 Stück Potenzpillen – großteils gefälschte Viagra-Pillen – von den Zollbehörden am Flughafen Wien-Schwechat beschlagnahmt. Sie wurden mit einem Flug aus Thailand in einem Koffer nach Österreich geschmuggelt. Schwarzmarktwert: 100.000 Euro.

Problem: Die gefälschten Medikamente werden oft unter Bedingungen produziert, gelagert und transportiert, die nicht annähernd den geltenden gesundheitlichen Standards entsprechen. Solche Medikamente enthalten Schadstoffe, Staub, Kot und mitunter sogar Gift. Oft sind diese verunreinigten Medikamente gefährlich überdosiert, andererseits teilweise auch ganz einfach wirkungslos.

Dazu kommt: Neben den damit verbundenen Gesundheitsgefahren ist der Handel wie auch der Kauf von Medikamenten über den Fernabsatz – also auch über das Internet – verboten. Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka: „Mit dem Arzneimitteleinfuhrgesetz, das erst jetzt im August in Kraft getreten ist, werden die Vorschriften in Sachen Medikamentenschmuggel noch verschärft: Die Zollorgane sind verpflichtet, Medikamente, die entgegen dem bestehenden Verbot im „Fernabsatz“ also übers Internet bestellt wurden, zu beschlagnahmen – und letztlich zu vernichten. Die Kosten dafür trägt der Besteller – und es drohen Verwaltungsstrafen von bis zu 7.260 Euro.“

Die Fälscher hingegen machen das große Geschäft. Ein Beispiel aus Österreich: In Vorarlberg wurden heuer 3.000 Kleinsendungen mit mehr als 42.000 Stück Potenzmittel sichergestellt. Warenwert: 340.000 Euro. Der Fälscherring, der hier teilweise ausgehoben werden konnte, hat laut Ermittlungen in Österreich pro Monat rund eine Million Euro eingenommen. Das sind 16.666 Euro täglich!

Um die Konsumenten über das Verbot und die großen gesundheitlichen Gefahren beim Kauf von Medikamenten übers Internet aufmerksam zu machen startet das BMF nun gemeinsam mit der Österreichischen Apothekerkammer die Informationsoffensive „Auf der sicheren Seite“. Denn der EU-Aktionsplan für den Zollbereich sieht vor, dass die Verbraucher über Gefahren von Fälschungen informiert werden. Ziel sei die „Bekämpfung des Verkaufs über das Internet durch nachdrücklichen Hinweis auf das damit verbundene Risiko“, heißt es im EU-Aktionsplan.

Da man Medikamentenfälschungen nicht erkennen kann, ist es auch den Konsumenten unmöglich, falsche Arzneimittel von echten zu unterscheiden. Das österreichische Apothekensystem ist durch eine sehr strenge und effiziente Arzneimittelkontrolle gekennzeichnet. Diese bietet den Kundinnen und Kunden die allergrößte Sicherheit. Die streng kontrollierte Abgabe und Beschaffung von Medikamenten durch Apotheken in Österreich verhindert, dass Fälschungen in den Arzneimittelverkehr gelangen.

Eine Kernkompetenz von Apothekerinnen und Apothekern ist auch die fachkundige und verantwortungsvolle Beratung bei der Abgabe von Arzneimitteln. Durch kompetente Aufklärung wird den Patientinnen und Patienten geholfen, Fehler bei der Einnahme von Medikamenten zu vermeiden. Apothekerinnen und Apotheker stehen darüber hinaus beratend zur Seite, wenn es um allgemeine Gesundheitsthemen wie richtige Ernährung oder notwendige Impfungen geht, und bieten Gesundheitschecks (Blutdruckmessung, Gewichtskontrolle, etc.) an. Mag. pharm. Heinrich Burggasser, Präsident der Österreichischen Apothekerkammer: „Da die Käuferinnen und Käufer von Arzneimitteln über das Internet meist unwissentlich ihre Gesundheit massiven Gefahren aussetzen, müssen wir als Experten die Bevölkerung gemeinsam aufklären und die Kehrseite der Billig-Pillen aus dem Internet sichtbar machen. So steht auch der diesjährige „Tag der Apotheke“ am 5. Oktober ganz im Zeichen der Aufklärung der Konsumentinnen und Konsumenten. Denn nur in unseren Apotheken kann man sicher sein, garantiert echte Medikamente und kompetente Beratung zu bekommen.“

Die Informationsoffensive „auf der sicheren Seite“
Seit 1. September wird die Bevölkerung über die Website http://www.auf-der-sicheren-seite.at/, diverse weitere Online-Aktivitäten, einen Radio- und Kino-Spot, Schaltungen in Regionalmedien und in den 1280 öffentlichen Apotheken über die Gefahren von Arzneimittelfälschungen aus dem Internet informiert.
     
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