Themen: EU-Präsidentschaft, Donauraumstrategie, Wirtschaft
Wien (pk) – Im Rahmen seines ersten Auslandsbesuches traf der neugewählte Präsident der
Republik Ungarn, Pal Schmitt, am Nachmittag des 07.09. im Hohen Haus mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer,
dem Zweiten Präsident des Nationalrats Fritz Neugebauer und Abgeordneten zu einem Gespräch zusammen.
In ihren Begrüßungsworten betonte Nationalratspräsidentin Prammer die gute Zusammenarbeit der beiden
Länder, die vor allem auch auf parlamentarischer Ebene exzellent sei.
Präsident Pal Schmitt freute sich, die gute Tradition fortsetzen zu können, dass der erste Auslandsbesuch
eines ungarischen Präsidenten nach Österreich führt. Nachdem Ungarn im nächsten Halbjahr die
EU-Präsidentschaft innehat, skizzierte Schmitt die diesbezüglichen Vorhaben seines Landes. Ungarn wolle
insbesondere die regionale Zusammenarbeit intensivieren, sagte er. Ein wichtiges Anliegen sei das gemeinsame historische
Erbe, die Donau. Die Wahrung der Subsidiarität in der europäischen Gesetzgebung sei am besten durch eine
stärkere Einbeziehung der nationalen Parlamente gewährleistet, zeigte sich Präsident Schmitt überzeugt.
Nationalratspräsidentin Prammer betonte ihrerseits die Bedeutung der regionalen Partnerschaft, die auf Ebene
der Parlamentspräsidenten sehr gut funktioniert. Obwohl hier keine Beschlüsse gefasst werden, sei sie
doch ein wesentliches Instrument im gemeinsamen Meinungsbildungsprozess. Sie stimmte mit dem Gast überein,
dass parlamentarische Initiativen und der Austausch auf parlamentarischer Ebene einen wesentlichen Faktor im europäischen
Integrationsprozess darstellen.
Prammer thematisierte aber auch die geplanten Verfassungsreformen Ungarns und die Situation der Roma, die in Europa
zunehmend Sorgen bereite. Der Zweite Nationalratspräsident Fritz Neugebauer sprach darüber hinaus die
Frage der Doppelstaatsbürgerschaft für Angehörige der ungarischen Minderheit in der Slowakei an.
In seiner Antwort wies Präsident Pal Schmitt darauf hin, dass Ungarn ein eigenes Staatssekretariat für
Fragen der zahlenmäßig bedeutenden Roma-Minderheit eingerichtet habe, das mit einem Experten für
Menschen- und Minderheitenrechte besetzt worden sei. Zentrale Aufgabe sei es, bildungsferne Schichten an Bildung
heranzuführen, Arbeitsplätze zu schaffen und Vorurteile abzubauen. Im ungarischen Parlament gebe es auch
Roma-Abgeordnete und die Minderheit werde auch in Zukunft automatisch Abgeordnetenplätze erhalten, erklärte
Schmitt.
Die Doppelstaatsbürgerschaft für Ungarn im Ausland enthalte kein Wahlrecht und sei nur dazu gedacht,
die Verbundenheit mit der alten Heimat zu stärken, versicherte der Präsident weiters. Ungarn hoffe, mit
der neuen slowakischen Regierung eine für beide Seiten zufriedenstellende europäische Lösung zu
finden.
Auf die Frage des Abgeordneten Wilhelm Molterer (V), wie Ungarn zur Lösung der Wirtschaftskrise in der Zusammenarbeit
mit dem IWF künftig vorzugehen gedenke, erläuterte Schmitt, man wolle das Problem der Staatsschulden
aus eigener Kraft lösen. Ungarn strebe den Beitritt zur Eurozone an, die nächsten fünf Jahre werde
man aber zur Stabilisierung des Forint verwenden.
Anlass zur Sorge gebe der Universitätsbereich, räumte Schmitt gegenüber Abgeordnetem Andreas Karlsböck
(F) ein. Der Bologna-Prozess habe das angestrebte Ziel der verstärkten Mobilität der Studierenden noch
nicht erreicht. Bedauerlich sei, dass viele AkademikerInnen aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit Ungarn verlassen. |