Der 92-jährige Piaristen-Pater war Jahrzehnte hindurch die „Seele“ der Basilika Maria Treu
in Wien-Josefstadt
Wien (pew) - Die Erzdiözese Wien trauert um einen herausragenden Seelsorger, den 92-jährigen
früheren Pfarrer von Maria Treu, P. Hartmann Thaler. Der Piaristen-Pater war Jahrzehnte hindurch die „Seele“
der Basilika Maria Treu in Wien-Josefstadt, einer der schönsten Wiener Barockkirchen. Der am 22. September
1917 - auch in der Josefstadt - geborene Ordensmann, ein ebenso charismatischer wie bescheidener Priester, war
Jahrzehnte hindurch für tausende Kinder und Jugendliche Seelsorger und Lehrer. Zu seinen Zöglingen zählten
u.a. der Wirtschaftsforscher Karl Aiginger, der Politiker Josef Cap, der Eiskunstlauf-Weltmeister Emmerich Danzer,
der Chef des Musikverein-Archivs Otto Biba, der Kammersänger Heinz Zednik, die Chefredakteure Peter Pelinka
und Andreas Unterberger sowie die Universitätsprofessoren Werner Grünberger, Wolfgang Gassner, Peter
Hille, Hubert und Walter Nagl, Etienne Wenzl, Peter Schilling und Wolfgang Schulz.
Thaler musste den ganzen Krieg über einrücken; während eines Fronturlaubes wurde er am 18. Juli
1943 in der Andreaskapelle des Erzbischöflichen Palais zum Priester geweiht. Er kam 1945 genau am Tag des
Ordensfestes (12. September) wegen seines geschwächten Zustands aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft frei.
In der Folge wurde er Lehrer und Direktor der Piaristenvolksschule und Moderator der Pfarre, von 1976 bis 1991
war er auch Provinzial der Piaristen in Österreich. Kennzeichnend für P. Thaler war die Verbindung von
präziser theologischer Überlegung und gelassener Aufgeschlossenheit für alles Moderne. So hatte
P. Thaler als erster den Rock-Jugendgottesdiensten der Katholischen Jugend "find-fight-follow" die Kirchentore
geöffnet.
Sowohl mit Kardinal Franz König als auch mit Kardinal Christoph Schönborn war P. Thaler besonders verbunden.
Heuer stand der Priester im Mittelpunkt einer spannenden TV-Dokumentation von Jacqueline Kornmüller (unter
dem Titel „Himmelwärts“). Die Dokumentation wurde am 25. Februar im Wiener Volkskunde-Museum präsentiert
und am 30. März in der ORF-TV-Sendereihe „kreuz&quer“ ausgestrahlt. Im Begleittext zur Premiere hieß
es: „Der Film ermöglicht eine Begegnung mit dem Leben und Wirken des mehr als 90-jährigen Piaristenpaters.
Man erlebt seinen privaten wie öffentlichen Alltag im 8. Bezirk und wird Zeuge seiner großen menschlichen
Wärme und fast anachronistischen Bedürfnislosigkeit: einer Lebensweise, die selbst Agnostiker ins Wanken
bringt“.
Hofrat Holzer gestorben
Die Trauer in der Erzdiözese gilt auch dem 81-jährigen Priester Heribert Holzer, Hofrat und einstiger
Leiter des pädagogisch-administrativen Dienstes im Landesschulrat für Niederösterreich sowie langjähriger
Pfarrer im Kahlenbergerdorf. Die Tätigkeit im Landesschulrat war für Holzer nach Erfahrungen als Religionsprofessor
an Wiener Gymnasien und als Diözesaninspektor wie geschaffen, er wollte Vermittler zwischen Bürokratie
und Pädagogik sein und eine Brücke zwischen dem Drang nach Schulreform und der Verpflichtung zur Bewahrung
des pädagogischen Ethos sein. In allen Situationen suchte er auch in kluger und umsichtiger Weise die Interessen
des katholischen Religionsunterrichts und der Vermittlung religiöser Werte im Schulunterricht wahrzunehmen.
Holzer wurde 1954 zum Priester geweiht. Er war u.a. als Kaplan in St. Brigitta tätig, zugleich auch als Religionsprofessor
– und von 1960 bis 1965 - als Sekretär des Schulamts der Erzdiözese Wien. |