Debatte um ÖBB  

erstellt am
20. 09. 10

ÖBB-Chef Kern: Mehr Ressourcen für die Kunden
2013 aus den roten Zahlen
Wien (oe1.orf.at) - Der neue ÖBB-Chef Christian Kern ist angetreten, die Bahn wieder aus den roten Zahlen zu führen. Umsetzen will er das mit mehr Kundenfreundlichkeit Hand in Hand mit Einsparungen im Unternehmen selbst. Dazu sollen vorerst 1.000 Stellen gestrichen werden, wie Kern in der ORF-Ö1 Reihe "Im Journal zu Gast" am 18.09. erklärte.

Schwarze Zahlen ab 2013
Seit Juni haben die ÖBB mit Christian Kern einen neuen Chef. Die Probleme des Unternehmens sind aber weitgehend die alten, zu viel Personal, zu hohe Kosten, ein starres Dienstrecht und eine starke Gewerkschaft, die Veränderungen schwer macht, ein schlechtes Image in der Öffentlichkeit und nun auch ein dickes Minus in der Bilanz, mit verursacht durch die massiven Verluste im Güterverkehr. Damit will der neue Chef Christian Kern nun aufräumen, er will das Unternehmen wieder nach vorne bringen, bis 2013 soll die Bahn wieder positiv bilanzieren, dazu muss das Ergebnis um 200 Millionen Euro verbessert werden.

1.000 Stellen einsparen
Unter anderem soll das über eine Streichung von vorerst 1.000 Arbeitsplätzen geschehen. Im Zuge einer Organisationsreform sind davon vor allem Stellen in der Verwaltung betroffen. Langfristig will Kern aber auch über Golden-Handshakes und mehr Teilzeitarbeit weitere Stellen reduzieren. An eine Null-Lohnrunde für das gesamte Unternehmen ist nicht gedacht. Allerdings sollen, so Kern, die Bestverdiener bei den ÖBB keine Gehalterhöhung bekommen. Am Dienstrecht will Kern dezidiert nicht rütteln.

Kundenorientierung Ziel Nummer Eins
Neues Geld will der ÖBB-Chef bei der Optimierung des Einkaufs eintreiben. Auch eine Kapitalerhöhung mit Steuergeld hält Kern im nächsten Jahr für denkbar. Denn das oberste Ziel für Kern ist die Kundenorientierung. Mit mehr Geld ist es möglich, mehr Komfort zu schaffen und die Schnelligkeit der Züge zu erhöhen. Deshalb ist daran gedacht, die dritte Generation der Rail-Jets zu kaufen, ein österreichisches Produkt.

 

Maier: Kern ist ein Ankündigungsmanager mit Verstaatlichtenmentalität
Was wusste Bures vom "Pöchhacker-Jarolim-Deal"?
Wien (övp-pk) - "ÖBB-Chef Christian Kern ist im Gegensatz zur verantwortlichen Ressortministerin Bures und zum Gewerkschaftschef Haberzettl in der Diagnose richtig, aber die erforderliche Therapie ist bisher nur Ankündigung geblieben. Daher bestätigt sich, dass Kern ein Ankündigungsmanager mit Verstaatlichtenmentalität ist. Die ÖVP fordert erneut einen stufenweisen Finanzierungsplan für die ÖBB bis 2020, der die Ziele umfasst, operativ positiv zu bilanzieren, die Staatszuschüsse zu reduzieren und die Schulden aus eigener Kraft abzubauen, sowie eine Nulllohnrunde und Änderungen im Dienstrecht dahingehend, dass die Nebengebühren nicht mehr für die Pensionsberechnung herangezogen werden. Darüber hinaus braucht es endlich ein besseres Service für Bahnkunden wie pünktliche Züge, ausreichendes Zugmaterial und saubere Waggons. Daran werden wir Christian Kern messen und erforderlichenfalls alle 100 Tage darauf aufmerksam machen." Das sagte ÖVP-Verkehrssprecher Abg. Dr. Ferdinand Maier in Reaktion auf die Aussagen von ÖBB-Chef Christian Kern im Ö1-- "Journal zu Gast".

"Wie sehr ÖBB und SPÖ ineinander verzahnt sind zeigt zudem ein Bericht in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Die Presse". Offenbar gab es tatsächlich die Beauftragung von Aufsichtsratspräsident Pöchhacker an die Kanzlei von SPÖ- Justizsprecher Jarolim, ein "Anti-Lopatka-Gutachten" zu erstellen. Weitere Mitwisser: Gewerkschaftschef Wilhelm Haberzettl und der Generalsekretär im Verkehrsministerium Herbert Kasser. "Demnach stellt sich jetzt die berechtigte Frage: Was wusste Ministerin Doris Bures?", so Maier, der ein parlamentarisches Nachspiel in dieser Causa nicht ausschließt.

 

Kräuter: "ÖBB-Zerstörung beenden und neues Management arbeiten lassen"
Gestrige Pröll-Aussage zeigt: ÖVP will ÖBB privatisieren
Wien (sk) - SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter stellt zu den heutigen Aussagen von ÖVP-Verkehrssprecher Maier fest: "Ich fordere die ÖVP auf, das ÖBB-Bashing, das dem Unternehmen, den Mitarbeiter und den Kunden schadet, sofort einzustellen. Die ÖVP muss ihren ÖBB-Zerstörungskurs auf der Stelle beenden, ihre Diffamierungskampagne einstellen und das neue Management an einer erfolgreichen Zukunft des Unternehmens arbeiten lassen". Für Kräuter ist außerdem klar: "Es wird den Schwarzen mit ihrer Kampagne und ihren täglichen Attacken gegen den ÖBB-Konzern nicht gelingen, von ihren wahren Absichten abzulenken. Die gestrigen Aussagen von Finanzminister Pröll im Zusammenhang mit dem ÖIAG-Desaster waren entlarvend, offensichtlich will die ÖVP mit ihren Dauerangriffen die Bundesbahnen sturmreif schießen, um sie dann zu privatisieren." Klar sei: Eine Privatisierung der ÖBB komme für die SPÖ nicht in Frage, so Kräuter.

Der SPÖ-Bundesgeschäftsführer machte weiters deutlich, dass Verkehrsministerin Doris Bures die ÖBB mit dem Strukturreformgesetz, den neuen Transparenzkriterien und dem neuen Management nach den schwarz-blauen Abgründen völlig neu aufgestellt hat. Die neue ÖBB-Führung arbeite zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Hochdruck daran, die Fehler der schwarz-blauen Regierung zu sanieren, um eine solide Basis für eine erfolgreiche Zukunft legen zu können. "Auf inkompetente und unternehmensschädigende Berater wie Lopatka, Maier & Co. kann der ÖBB-Konzern verzichten", so Kräuter.

 

Vilimsky: ÖBB brauchen Reform an Haupt und Gliedern!
100 Tage Schonzeit vorbei, jetzt sind Taten gefordert
Wien (fpd) - "Die ÖBB brauchen eine Reform an Haupt und Gliedern", sagte der freiheitliche Generalsekretär und Verkehrssprecher NAbg. Harald Vilimsky, in Reaktion auf die Aussagen von ÖBB-Generaldirektor Christian Kern, der "Im Journal zu Gast" war. Kundenorientierung müsse die höchste Maxime sei, ein Kahlschlag bei den Direktoriumsgehältern sei dringend notwendig und der Tarifdschungel müsse vereinfacht werden, hob Vilimsky die drei dringensten Punkte hervor.

Seitdem die SPÖ im Verkehrsressort wieder das Ruder in der Hand habe, regiere die parteipolitische Postenbesetzung, kritisierte Vilimsky. Statt den kleinen, zum Teil sehr demotivierten Bahnarbeitern, in Abhängigkeit zu ihrer Leistung, bessere Zulage zu ermöglichen, werde lieber das Direktorium aufgeblasen - und das mit Gehältern die höher seien als jenes des Bundeskanzlers. "Das versteht niemand bei den ÖBB", so Vilimsky.

Absolut unverständlich sei auch das absolute Rauchverbot in den Zügen. "Wenn die ÖBB bei jedem Zug zwei Wagons für Raucher anhängen würde, so fühlt sich niemand gestört und die Bahn hätte einen Wettbewerbsvorteil gegenüber des Flugzeugs", so Vilimsky, der mit einem Plus von bis zu zwanzig Prozent bezahlender Kunden mehr rechnet. Dieses Potential nicht auszunutzen, sei nicht nur aus Sicht der Kundenorientierung, sondern vor allem auch wirtschaftlich völlig unverständlich, so Vilimsky.

Kern sei gefordert, die ÖBB wieder flott zu bekommen und den katastrophalen Schuldenkurs zu verlassen. Ein gutes Signal wäre es, zumindest die Gehälter im Direktorium auf ein normales Maß zu reduzieren, forderte Vilimsky. Die 100 Tage Schonzeit für Kern sei vorbei, jetzt müssten Taten folgen. Die Zeit des Plauderns und Ankündigens sei vorbei. Runter mit den Megagehältern, sowie weg mit den Dienstautos für Kern und Co, so Vilimsky. "Das wäre ein notwendiges Zeichen zur Identifikation mit dem Unternehmen und ein Beweis der Reformehrlichkeit", so Vilimsky.

 

Bucher: Kerns ÖBB-Reförmchen wird nicht reichen
Nach Buchers Vorstellungen sollen im Zuge einer Privatisierung die Schienen im Eigentum der Republik bleiben…
Wien (bzö) - "Der vom ÖBB-Chef Kern angekündigte Personalabbau im Verwaltungsbereich ist bestenfalls ein Reförmchen. Das wird nicht reichen, um die ÖBB zu gesunden", erklärte BZÖ-Bündnisobmann Josef Bucher auf Kerns Vorschläge in "Im Journal zu Gast". Zudem sei zu erwarten, dass der "heimliche ÖBB-Chef Haberzettl" diese Personalreduktion nicht zulässt. Nur eine Privatisierung der ÖBB könne eine solide wirtschaftliche Basis vorbereiten.

"Bis zu sieben Milliarden Euro Steuergeld werden jährlich in das Unternehmen gepumpt. Kern braucht für dieses Fass ohne Boden nicht noch um weiteres Kapital betteln", so Bucher. Zuerst müssten die ÖBB endlich aus der Geiselhaft der roten Gewerkschaftsbonzen befreit, die Pensionsprivilegien abgestellt werden und das Personal radikal um die Hälfte reduziert werden.

Nach Buchers Vorstellungen sollen im Zuge einer Privatisierung die Schienen im Eigentum der Republik bleiben, der Güter- und Personenverkehr jedoch von privaten Unternehmern betrieben werden. "Das wäre ein wichtiger Schritt, um die ÖBB zu einem kundenorientierten und wettbewerbsfähigen Unternehmen zu machen", erklärt der BZÖ-Bündnisobmann.

 

 Moser: Kern verbal am richtigen Weg, spricht aber nicht alle ÖBB-Kernprobleme an
Verkehrpolitik muss Reformkurs massiv unterstützen
Wien (grüne) - "Deutliche Schritte in Richtung Effizienz, KundeInnennähe, Service-Orientierung und Mangement-Abbau müssen bei den ÖBB durch eine nachhaltigere Verkehrspolitik unterstützt werden", fordert die Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriela Moser, anlässlich der Aussagen des neuen ÖBB-Chefs Christian Kern im Mittagsjournal.

Seit Jahren kritisieren die Grünen die falsche Struktur der ÖBB, die Aufblähung des Managements, dessen fürstliche Gehälter, die fehlende KundInnennähe und die falschen Prioritäten bei den Infrastruktur-Investitionen. "Nun ist endlich nach dem desaströsen Kurs schwarz-blauer Führungsriegen Vernunft in der Chefetage eingekehrt. Das Schweizer Vorbild kann aber nur mit einer Kehrtwende in der Verkehrspolitik erreicht werden", so Moser. Dazu müssen die Benachteiligungen der Bahn gegenüber der Straße beseitigt, flächendeckende LKW-Mauten und Kostenwahrheit auf der Straße eingeführt werden. "Leider sparte Kern klare Aussagen zu den Milliarden-Infrastruktur-Investitionen aus, die die ÖBB bzw. das SteuerzahlerInnen mit verkehrspolitisch unnötigen Milliardenkosten belasten und vor allem der Baulobby dienen", erklärt Moser.

Auch hier hat die Verkehrspolitik nicht nur verbal zu evaluieren, sondern klare Weichenstellungen in Richtung Effizienzsteigerung und KundInnennutzen vorzunehmen. "Investitionen sind genauso wie in der Schweiz aus dem Budget zu finanzieren, bzw. durch eine Dividende der Asfinag zu stützen. Dann hört sich nämlich der Lobby-Luxus schnell auf", so Moser und weiter: "Bures und Pröll müssen jetzt endlich Kern massiv unterstützen und auch den Restrukturierungspolster für die ÖBB budgetär vorsehen. Schließlich bürdete die Kuckacka-Gorbach-ÖBB-Filetierung dem Unternehmen Milliarden-Verluste durch Zerstückelung, Mehrgleisigkeiten, teure Verträge, Spekulations-Desaster, Management-Fehlbesetzungen und ungedeckte Rahmenpläne auf". Eine klimaschonende Verkehrspolitik braucht eine attraktive ÖBB, die auch infrastrukturell einen Betrieb der Regionalbahnen gewährleistet.
 
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