Schicker: 40-prozentige Zunahme des Radverkehrs seit 2006   

erstellt am
17. 09. 10

Männer schwingen sich öfter aufs Rad als Frauen
Wien (rk) - Die Radverkehrszählungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass sich Wien auf einem sehr guten Weg befindet, das im Masterplan Verkehr festgelegte Ziel von 8 Prozent Radfahranteil bis 2015, zu erreichen. In der gesamten Stadt lässt sich eine kontinuierliche Zunahme feststellen - allerdings mit teils deutlichen regionalen Unterschieden. Im Vorjahr wurde im Rahmen der alljährlichen Wiener Mobilitätserhebung, zum zweiten Mal nach 2006, wieder eine radverkehrsspezifische Analyse durchgeführt. Um eine zielgenauere Auswertung zu ermöglichen wurde Wien in fünf Bereiche - Innen (Bezirke 1-9, 20), Nordosten (21, 22), Südosten (10, 11), Süden (12, 13, 23) und Westen (14-19) - eingeteilt.

Verkehrsstadtrat Rudi Schicker, unter dessen Federführung das Wiener Radwegenetz in einem Ausmaß vergleichbar mit der Distanz Wien - Villach erweitert wurde, betont: "Die Studienergebnisse liefern uns eine wichtige Entscheidungsgrundlage, um die Maßnahmen zur weiteren Förderung des Radverkehrs in Wien zielgenau einsetzen zu können. Derzeit treiben wir vor allem den Ausbau von Radabstellplätzen sowie die Ausweitung des mittlerweile 1.200 Kilometer langen Radwegenetzes voran. In den nächsten Monaten werden wir vor allem die Verknüpfung zwischen dem Öffentlichen Verkehr und dem Fahrrad forcieren - also Bike and Ride."

Zielsetzung in Wiener Innenbezirken bereits erreicht
Der derzeitige Anteil der Fahrradnutzung an der Verkehrsmittelwahl liegt bei rund 6 Prozent. Gegenüber 2006 konnte damit eine relative Zunahme von ca. 40 Prozent verzeichnet werden. Bei einer gebietsweisen Betrachtung stechen dabei vor allem die Innenbezirke hervor. Dort liegt der Radverkehrsanteil bereits bei 8,1 Prozent. In diesen Bezirken ist damit die Zielsetzung des Masterplan Verkehr bereits erreicht. "In den Innenbezirken findet man wienweit die günstigsten Rahmenbedingungen für das Radfahren vor: ein geringes Geschwindigkeitsniveau, kürzere Wege und viele Zielpunkte", erklärt Stadtrat Schicker.


Erfreulich hohe Anteile zeigen sich auch im Nordosten, wo aufgrund der Topographie der Radinfrastruktur, der lockeren Bebauung und der Nähe zu zahlreichen attraktiven Freizeitgebieten ebenfalls hohe Anreize zur Radnutzung vorliegen. Gegenüber 2006 verzeichnete der Nordosten Wiens gemeinsam mit der Innenstadt die höchsten Zuwächse. Leicht unterdurchschnittliche Werte zeigen sich in Meidling, Hietzing und Liesing, was zumindest in Teilen dieser Bezirke auf die Topographie zurückzuführen ist.

Auch im Westen gibt es im Vergleich zum letzten Untersuchungszeitraum 2006 einen höheren Fahrradanteil, allerdings gilt dieser Bereich mit derzeit 3,3 Prozent noch immer als "sehr herausfordernder Stadtteil". Schicker betont, dass man mit der Westerweiterung des Citybike-Netzes und der Errichtung des Wienfluss-Radwegs diesen Herausforderungen offensiv entgegen tritt: "Darüber hinaus erwarte ich mir in den Westbezirke auch durch die E-Bikes einen weiteren Schub. Immerhin ist in dieser hügeligen Gegend für den ein oder anderen Alltagsradler ein Elektroantrieb sicher hilfreich." Am wenigsten Radler sind im 10. und 11. Bezirk unterwegs.

Bike to Work - mit dem Rad zur Arbeit
Der höchste Fahrradanteil im gesamten Wiener Stadtgebiet kann nach wie vor bei den Wegen zum Arbeitsplatz verzeichnet werden. Dies wird zusätzlich durch die gestiegene Bedeutung des Fahrrades beim Werktagsverkehr unterstrichen. Aber auch der Anteil der Fahrradfahrten zu Freizeitzwecken an Sonn- und Feiertagen ist mit 6,4 % weiterhin hoch. Für Schicker keine Überraschung, denn "die hohe Attraktivität der über das ganze Wiener Stadtgebiet verteilten Grün-und Erholungsgebiete begünstigt den Radverkehr. Noch dazu sind diese mittlerweile sehr gut mit dem städtischen Radverkehrsnetz verbunden." Ebenfalls Zuwächse gab es beim Anteil jener Wege, bei denen das Fahrrad als Zubringer zum Öffentlichen Verkehr benutzt wird (Bike+Ride).


Männer radeln öfter
Vergleicht man die Ergebnisse von 2006 und 2009 so ist besonders bei der Geschlechterverteilung auffällig, dass bei den Männern eine stärkere Zunahme des Radverkehrs stattfand als bei den Frauen. Derzeit radeln wesentlich mehr Männer als Frauen und dabei vor allem jene im Alter zwischen 20 und 59 Jahren.

Kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung
Die nicht immer optimalen Witterungsverhältnisse der vergangenen Monate konnten am grundsätzlichen Trend, nämlich dem Anstieg des Radverkehrs, nichts ändern, sorgten aber für eine gedämpfte Entwicklung. Insgesamt zeigt der Radverkehr in Wien nach wie vor erhebliche Wetterabhängigkeiten. Starke Regengüsse bzw. Regen über mehrere Tage hindurch sowie länger anhaltende winterliche Verhältnisse lassen die Radfahrerzahlen deutlich sinken.

Mit ein Grund für die starke Wetterabhängigkeit könnten die großen Wegelängen sein, die in Wien mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Denn wie sich in der Studie 2009 zeigt beträgt die durchschnittliche Distanz der gefahrenen Wege in Wien 4,5 Kilometer und mehr. In "Radfahrerstädten" beträgt die durchschnittliche Länge aber nur rund 3 Kilometer. In Wien ist dabei zusätzlich der Anreiz zum Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr besonders hoch. Bei kürzeren Wegestrecken ist die Witterung für die Verkehrsmittelwahl nicht so entscheidend.
     
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