Tätigkeitsbericht der Arbeitsinspektion 2009 liegt dem Parlament
vor
Wien (pk) - Mit Fortentwicklung und Verbesserung des ArbeitnehmerInnenschutzes werde man sich, so
der jüngst dem Parlament zugeleitete Tätigkeitsbericht der Arbeitsinspektorate, auch in Zukunft intensiv
beschäftigen. Unter allen Schritten, die hierzu gesetzt würden, nehme die Verwirklichung der österreichischen
Arbeitsschutzstrategie 2007-2012 aber einen ganz besonderen Stellenwert ein, schreibt Sozialminister Rudolf Hundstorfer
im Vorwort des Berichts. Dass man sich in diesem Zusammenhang auch mit der Evaluierung psychosozialer Belastungen
und Gefährdungen auseinandersetze, die zum zahlenmäßigen Anstieg von Invaliditätspensionen
in Folge psychiatrischer und psychosomatischer Erkrankungen führten, müsse als wesentlicher Schritt bezeichnet
werden.
Die Realisierbarkeit solcher Projekte und die reibungslose Durchführung der täglichen Kontroll- und Beratungstätigkeit
sieht Hundstorfer aber an das ausreichende Vorhandensein gut ausgebildeter ArbeitsinspektorInnen geknüpft.
Dass die Arbeitsinspektorate trotz gegenwärtig angespannter Budgetsituation von der notwendigen Personalreduktion
im Bundesdienst ab 2013 ausgenommen werden, könne man deshalb als Verhandlungserfolg bezeichnen. Das in seinem
Auftrag erarbeitete neue Ressourcenmodell erlaube es außerdem, neu aufgenommene ArbeitsinspektorInnen anhand
bestimmter objektiver Parameter auf die Arbeitsinspektorate zu verteilen.
Die Tätigkeit der Arbeitsinspektion in Zahlen und Fakten
Gemäß vorliegendem Bericht führten die Arbeitsinspektorate 2009 66.240 arbeitnehmerInnenschutzbezogene
Tätigkeiten an 49.468 Arbeitsstätten sowie Baustellen und auswärtigen Arbeitsstellen von insgesamt
12.803 Unternehmen durch. Von den insgesamt 145.786 Tätigkeiten entfielen allein 44 % auf Besichtigungen und
Überprüfungen.
Überdies kontrollierten die ArbeitsinspektorInnen 376.699 Arbeitstage von LenkerInnen und nahmen an 17.148
behördlichen Verhandlungen teil. Desweiteren verzeichnete man 17.776 Beratungen in Betrieben, 10.124 Vorbesprechungen
betrieblicher Projekte sowie 24.282 sonstige Tätigkeiten.
Übertretungen von ArbeitnehmerInnenschutzvorschriften konnten bei 32 % aller besuchten Arbeitsstätten
und Unternehmen, die auf Baustellen und auswärtigen Arbeitsstellen tätig waren (ausgenommen LenkerInnenkontrollen),
festgestellt werden, was einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2008: 29,6 %) gleichkommt. Das Gros
dieser Verstöße betraf den technischen und arbeitshygienischen ArbeitnehmerInnenschutz (62.633 Fälle).
Allerdings sei es auch zu einem Zuwachs bei den Übertretungen auf dem Gebiet des Verwendungsschutzes gekommen,
wo man 6.294 Fälle (2008: 6.224 Fälle) verzeichnet habe. Von diesen stand rund 52 % in Verbindung zum
Arbeitszeitgesetz. Die 7 im Bereich des Verwendungsschutzes verzeichneten Fälle von Kinderarbeit betrafen
vorwiegend Töchter und Söhne von GewerbeinhaberInnen. Mehr Übertretungen (+23 %) wurden auch auf
dem Gebiet des Mutterschutzes festgestellt. Die betroffenen Frauen arbeiteten vor allem im Handel bzw. Instandhaltungs-
und Reparaturbereich (30 %), im Beherbergungs- und Gaststättenwesen (22 %) sowie im Gesundheits-, Veterinär-
und Sozialwesen (12 %).
Was die LenkerInnenkontrolle anbelangt, so wurden im Berichtszeitraum 10.878 Verstöße festgestellt,
von denen 3.022 die Lenkpausen, 1.606 die tägliche Ruhezeit, 1.290 die Tageslenkzeit und 386 das Fahrtenbuch
oder Kontrollgerät betrafen.
Bei den 442 durchgeführten Besichtigungen von Bundesdienststellen wurden 427 Mängel (2008: 671) vorgefunden,
die vor allem die Arbeitsstätten selbst (u. a. Brandschutz, Fluchtwege, Lüftung und Beleuchtung) betrafen
und inzwischen behoben sind.
Der Personalstand der Arbeitsinspektorate sank 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 8 Personen und hält nun bei
408 Beschäftigten. Die Zahl der ArbeitsinspektorInnen reduzierte sich von 302 auf 297 AußendienstmitarbeiterInnen.
Deutlicher Rückgang bei den anerkannten Arbeitsunfällen
Laut Bericht sank die Zahl der anerkannten Arbeitsunfälle unselbstständig Erwerbstätiger (ausgenommen
Wegunfälle) von 116.407 auf 99.052 (-14,9 %). Ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr ist außerdem
bei den Unfällen mit tödlichem Ausgang zu verzeichnen: Waren es 2008 noch 115, sank ihre Zahl 2009 auf
98. Diese Entwicklung führt der Bericht aber auch auf die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurück,
die eine geringere Zahl an Beschäftigten und den Anstieg der Kurzarbeit zur Folge hatten. Insgesamt sei die
Entwicklung der Unfallquote aber durchaus zufriedenstellend. Die Quote der Männer, die vorwiegend im unfallgefährdeteren
Dienstleistungsbereich arbeiteten, falle aber dreimal so hoch aus wie jene der Frauen.
In den Bundesdienststellen ereigneten sich im Berichtszeitraum 3.061 Arbeitsunfälle, von denen drei einen
tödlichen Ausgang nahmen. Diese drei Fälle betrafen den Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums
für Inneres (Absturz eines Polizeihubschraubers), des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport
(Explosion im Inneren einer Panzerhaubitze) und des Bundesministeriums für Justiz (Tötungsdelikt durch
Kopfschuss).
Wie schon in den letzten Jahren sind die häufigsten Unfallursachen Stürzen und Fallen. Viele Verletzungen
passieren außerdem durch den Kontakt mit scharfen und spitzen Gegenständen. Als die fünf am häufigsten
unfallkausalen Tätigkeiten, die 73 % der Arbeitsunfälle zur Folge haben, benennt der Bericht manuellen
Transport, Arbeit mit Werkzeugen, Bedienung von Maschinen, Bewegung und Lenken bzw. Mitbenützung eines Transportmittels.
Berufskrankheiten nehmen weiter zu
Im Jahr 2009 wurden insgesamt 1.589 Berufskrankheitsfälle verzeichnet, was ein Plus gegenüber dem Vorjahr
(2008: 1.477) bedeutet. Als Ursache benennt der Bericht deutliche Anstiege bei den Erkrankungen an Asthma bronchiale
durch allergisierende Stoffe (+41 Fälle) und bei der Zahl der Hauterkrankungen (+34 Fälle). Zuwächse
sind außerdem bei den Erkrankungen der tiefen Atemwege und Lunge durch chemisch-irritativ oder toxisch wirkende
Stoffe (+42 %), bei den bösartigen Neubildungen durch Asbest und bei den Asbeststaublungenerkrankungen (+12 %)
zu verzeichnen.
Obwohl die Zahl der Gehörschäden gesunken ist, übertrifft sie nach wie vor jene der Hautkrankheiten.
Damit führen Schädigungen des Gehörs, von denen fast ausschließlich Männer betroffen
sind, mit einem Anteil von 54 % unverändert das Ranking der am häufigsten auftretenden Berufskrankheiten
an.
Die 80 verzeichneten Todesfälle waren laut Bericht vorwiegend auf schwere Erkrankungen der Lunge und der Atemwege
zurückzuführen. Dass die Zahl der tödlich verlaufenen Asbesterkrankungen in den letzten Jahren deutlich
zugenommen hat, obwohl Herstellung und Verwendung asbesthaltiger Stoffe in Österreich schon jahrelang verboten
sind, begründet der Bericht u. a. mit der langen Latenzzeit zwischen Asbestexposition und Ausbruch der Folgeerkrankung.
Die AUVA finanziere außerdem seit 2002 ein Nachsorgeprojekt für ehemalige AsbestarbeiterInnen, die nicht
mehr über ihre Betriebe erreichbar sind. |