EU-Kommission unterstützt die Digitalisierung europäischer Kinos   

erstellt am
24. 09. 10

Brüssel (ec.europe) - Die Europäische Kommission kündigte heute eine neue Strategie an, die europäische Kinos bei der Digitalisierung unterstützen und mehr Kinos ermutigen soll, in Europa produzierte Filme zu zeigen und den Kinobesuchern dadurch eine größere Auswahl zu bieten. Die Kosten einer digitalen Ausrüstung sind für viele kleinere Kinos unerschwinglich. Die Strategie der Kommission sieht die Möglichkeit finanzieller Unterstützung vor, unter anderem in Form von staatlichen Beihilfen oder Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und dem EU-Programm MEDIA, das die Filmindustrie unterstützt. Durch die Digitalisierung wird es beispielsweise leichter möglich, Filme zu konvertieren, die in den Entstehungsjahren des Kinos gedreht wurden, und diese Filme für kommende Generationen zu bewahren.

Die für Bildung und Kultur zuständige EU-Kommissarin Androulla Vassiliou erklärte: „Die digitale Revolution hat die Produktion, den Verleih und die Vorführung von Filmen verändert. Dieser Wandel bedeutet gleichzeitig eine große Chance für das europäische Kino. Die digitale Technologie kann die Leihkosten senken und möglicherweise die Anzahl und Vielfalt europäischer Filme steigern, die weltweit gezeigt werden. Ich hoffe, dass wir bald die Vorteile der digitalen Technologie in allen Kinos Europas sehen können, auch in unabhängigen Lichtspielhäusern und Programmkinos, die für das einzigartige Kinonetzwerk in Europa so charakteristisch sind.“

In Europa schreitet die Digitalisierung wegen der hohen Konvertierungskosten und der unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinos nur langsam voran. Ein neuer digitaler Projektor mit Server kostet etwa 75 000 EUR – eine große Investition für Betreiber kleiner Kinos.

Seit 2007 hat die Kommission durch das Programm MEDIA 25 Mio. EUR für Initiativen zur Digitalisierung von Kinos und andere innovative Projekte bereitgestellt. Sie beabsichtigt, Ende 2010 eine neue Struktur zu schaffen, die weitere 4 Mio. EUR für die Digitalisierung bereitstellen soll, und zwar für Kinos, die hauptsächlich europäische Filme zeigen.

Programmkinos in der polnischen Region Malopolska (Kleinpolen), in den portugie­sischen Regionen Norte, Centro und Alentejo sowie im Land Niedersachsen haben Finanzbeihilfen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erhalten, damit sie von Zelluloid auf digitale Produkte umsteigen konnten. Auch einige französische Regionen möchten EFRE-Mittel für diese Zwecke verwenden.

Neben der Bereitstellung von Finanzmitteln sieht die Strategie Folgendes vor:

  • Nutzung der Chancen der Standardisierung;
  • Verkürzung der Übergangsphase bei der Digitalisierung, damit die Kosten für die Produktion sowohl herkömmlicher als auch digitaler Versionen von Filmen sowie dualer Vorführsysteme vermieden werden;
  • Bewahrung und Förderung der Vielfalt europäischer Beiträge in digitalisierten Kinos;
  • Investitionen in Forschung, Ausrüstung und Schulung zur besseren Bewahrung des filmischen Erbes.

Hintergrund
Kinobesuche sind in der Europäischen Union so beliebt wie nie: 2009 wurden 981 Millionen Eintrittskarten verkauft gegenüber 925 Millionen 2008 (Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle).

Die gesamten Kasseneinnahmen in Europa beliefen sich 2009 auf 6,3 Mrd. EUR – ein Zuwachs von 12 % gegenüber 2008. Der Marktanteil der europäischen Filmindustrie machte 27 % der gesamten Kasseneinnahmen in Europa aus.

Auch wenn die Anzahl der Filme, die in der EU produziert und verliehen werden, die Anzahl der außerhalb der EU produzierten Filme bei weitem übersteigt, schlägt sich dies nicht notwendigerweise im Marktanteil nieder. So wurden in der EU 2008 beispielsweise 167 in den USA und 726 in den 27 EU-Mitgliedstaaten produzierte Filme gezeigt. Unter anderem wegen der Finanzkraft der amerikanischen Konzerne lag der Marktanteil der US-Filme in der EU dennoch bei etwa 65 % (Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle).

Programmkinos zeigen häufig mehr in Europa produzierte Filme als die großen Kinoketten. Viele von ihnen gehören dem Netzwerk „Europa cinemas“ an, das seit 1995 Unterstützung aus dem MEDIA-Programm erhalten hat. Das Netzwerk umfasst 770 Kinos mit 1 945 Sälen in 443 Städten in den 27 EU-Mitgliedstaaten und den EWR-Ländern.

Das MEDIA-Programm wird im Zeitraum 2007-2013 insgesamt 755 Mio. EUR für die Unterstützung der europäischen Filmindustrie bereitstellen. Mit den Mitteln werden der Verleih und die Bekanntmachung europäischer Filme verbessert und die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors gestärkt.

Im Zeitraum 2010-2013 wird der neue MEDIA-Produktion-Garantiefonds 8 Mio. EUR in Form von Darlehensgarantien bereitstellen, um den Zugang europäischer Filmunternehmen zu Finanzmitteln zu fördern und zu erleichtern. Damit könnte sich der neue Fonds als Mittel der Zukunft für die Beschleunigung der Digitalisierung erweisen.

     
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