Graz (sora) - Die Landtagswahl in der Steiermark 2010 endet so knapp wie erwartet. Ein endgültiges
Ergebnis dieser Wahl wird erst nach Auszählung der Briefwahlstimmen bis 4. Oktober vorliegen. Die Wahlkartenprognose,
die SORA für den ORF erstellt hat, prognostiziert geringe Stimm-, aber keine Mandatsverschiebungen.
Die Mandatsverteilung im steirischen Landtag:
SPÖ 21
ÖVP 20
FPÖ 5
KPÖ 1
Grüne 1
Mitglieder der steirischen Landesregierung:
SPÖ 4
ÖVP 4
FPÖ 1
- Die SPÖ kann nach dem vorläufigen Endergebnis ihre Mehrheit im Land gegenüber der ÖVP verteidigen,
trotz eines Minus von 3,3 Prozentpunkten gegenüber 2005. Das wichtigste Motiv für ihre WählerInnen
war, dass Franz Voves Landeshauptmann bleiben solle.
- Die ÖVP erreicht mit einem Minus von 1,5 Prozentpunkten hinter der SPÖ Platz zwei. Wie die SPÖ
erlitt sie die stärksten Verluste an die NichtwählerInnen. Dennoch verzeichnete die ÖVP mit 79%
die höchste Behalterate unter den Parteien. Dementsprechend zählten die Interessensvertretung und das
Wählen aus Tradition zu den wichtigsten Motiven ihrer UnterstützerInnen bei dieser Wahl.
- Am stärksten zulegen konnte am Wahlsonntag die FPÖ, die nach dem Verlust ihrer Mandate 2005 nun mit
10,8 Prozent (plus 6,3 Prozentpunkte) erneut in den steirischen Landtag einzieht. Überdurchschnittlich stark
schnitt die FPÖ unter ArbeiterInnen ab, insbesondere bei jenen, deren Betriebe durch Personalabbau, Lohnverzicht
oder Kurzarbeit betroffen waren.
- Die Grünen konnten geringe Zugewinne verzeichnen und erreichten 5,3 Prozent. Überdurchschnittlich
stark wurden sie erneut von (jungen) Frauen gewählt.
- Die KPÖ 2005 noch drittstärkste Kraft rutschte mit 4,4 Prozent (minus 1,9 Prozentpunkte) hinter
die FPÖ und die Grünen auf Platz fünf.
- Das BZÖ scheiterte am Einzug in den Landtag und erreichte 3 Prozent, gleiches galt für die Christliche
Partei Österreichs (CPÖ) mit 0,7 Prozent.
SPÖ punktet mit Landeshauptmann-Bonus
Entscheidende Wählergruppe für die SPÖ waren 2010 die Personen über 60 Jahre (also PensionstInnen).
Bei diesen WählerInnen lag sie rund 12 Prozentpunkte besser als im Gesamtergebnis, bei WählerInnen unter
30 hingegen schnitt sie unterdurchschnittlich ab. Nach Berufen gegliedert war die SPÖ besonders unter ArbeiterInnen
stark, sie erreichte in dieser Gruppe 46 Prozent und lag 19 Prozentpunkte vor der ÖVP. Auch Angestellte wählten
stärker die SPÖ als die ÖVP (39 zu 32 Prozent). Wichtigstes Wahlmotiv war für 71 Prozent der
SPÖ-WählerInnen, dass Franz Voves Landeshauptmann bleiben solle.
ÖVP mobilisiert KernwählerInnen
Die ÖVP wurde von Ihren WählerInnen dieses Mal vor allem aus Tradition gewählt. Die Interessensvertretung
und der Wunsch, die Partei solle den Landeshauptmann stellen, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle (53 Prozent
stimme sehr zu bei allen drei Motiven). Dahinter wurden als Wahlmotiv noch die Konzepte der ÖVP für
die Wirtschaft genannt sowie die Ansicht, die ÖVP könne die Steiermark in die richtige Richtung führen.
Hinsichtlich Alter und Geschlecht schnitt die ÖVP in allen Untergruppen etwa gleich stark ab. Nach Berufen
gegliedert konnte überdurchschnittlich Selbstständige und Landwirten (62 Prozent) sowie öffentlich
Bedienstete (52 Prozent) ansprechen.
Betroffene der Wirtschaftskrise wählten häufiger FPÖ
Beim Wahlverhalten nach Geschlecht zeigte sich erneut ein großer Unterschied zwischen FPÖ und
Grünen. Erstere wurden stärker von (jungen) Männern gewählt, die Grünen hingegen vermehrt
von (jungen) Frauen. In den unterschiedlichen Erwerbsgruppen erreichte die FPÖ ihr bestes Ergebnis mit 16
Prozent unter ArbeiterInnen, insbesondere jenen, deren Betrieben durch Personalabbau, Lohnverzicht oder Kurzarbeit
betroffen waren. Unter denen, die sich von diesen Folgen der Wirtschaftskrise betroffen fühlen, wählte
jede/r vierte FPÖ (25%). Bei jenen, die sich nicht betroffen fühlen, waren es nur 6 Prozent. Wichtigstes
Wahlmotiv für die FPÖ war für 71 Prozent deren Auftreten gegen Zuwanderung.
Grüne stark bei jungen Frauen und Angestellten
Die Grünen waren besonders bei Angestellten stark und erzielten 12 Prozent in dieser Berufsgruppe.
Rund 70 Prozent bezeichneten den Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtiges Motiv für eine
Stimme für die Grünen. Stark war überdies die Meinung, die Grünen würden einen Gegenpol
zur FPÖ in der Steiermark darstellen. Ein Sitz in der Landesregierung war für 58 Prozent ein sehr wichtiges
Motiv. Der grundsätzliche Einsatz für wichtige Themen motivierte ebenso Personen zur Stimmabgabe für
die Grünen.
Niedrige Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in der Steiermark 2010 ist im Vergleich zur Wahl vor fünf
Jahren (76,2%) gesunken und liegt inklusive der Briefwahlstimmen laut SORA-Wahlkartenprognose bei circa 69,7%.
Die wichtigsten Motiven der NichtwählerInnen für ihr Fernbleiben von der Wahl waren die Unattraktivität
von Parteien und KandidatInnen, angebliche Misswirtschaft und Skandale in der Landespolitik und Protest gegen bzw.
Enttäuschung über die Politik in der Steiermark generell.
Eine vermutete Bedeutungslosigkeit des Landtages, persönliche Verhinderung oder die Meinung, die eigene Stimme
hätte keinen Einfluss, spielten demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle für die NichtwählerInnen.
Briefwahl-Prognose
Erstmals in der Steiermark ist dieses Jahr die Briefwahl möglich. Die per Post übermittelten
Wahlkarten werden nicht bereits am Wahltag, sondern erst bis 4. Oktober ausgezählt. Insgesamt wurden 63.219
Wahlkarten ausgestellt, das entspricht 6,5% der Wahlberechtigten.
Die SORA Briefwahl-Prognose liefert eine Vorhersage des Endergebnisses inklusive aller Wahlkarten-Stimmen.
Demnach sind keine Veränderungen des Mandatsstands zu erwarten. Leichte Zugewinne gibt es für ÖVP
und Grüne, leichte Verluste für SPÖ und FPÖ.
SORA Briefwahl-Prognose vom 26.9.2010
Partei
|
Prognose (Veränderung gegenüber Ergebnis ohne Briefwahl)
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Mandate (Veränderung
gegenüber Ergebnis
ohne Briefwahl)
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SPÖ
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38,0% (- 0,5%)
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23 (+/- 0)
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ÖVP
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37,4% (+ 0,3%)
|
22 (+/- 0)
|
KPÖ
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4,4% (+/- 0,0%)
|
2 (+/- 0)
|
Grüne
|
5,7% (+ 0,4%)
|
3 (+/- 0)
|
FPÖ
|
10,7% (- 0,1%)
|
6 (+/- 0)
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BZÖ
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3,0 % (+/- 0,0%)
|
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Sonstige
|
0,9% (+/- 0,1%)
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Quelle: ORF/SORA
Detailergebnisse: Amt der steirischen Landesregierung
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Faymann: Politische Sensation ist Verdienst von Franz Voves
LH Franz Voves: "Wir sind die stärkste politische Bewegung in der Steiermark!"
Wien (sk) - Erfreut über das "großartige Ergebnis, mit dem vor einigen Monaten niemand gerechnet
hat", zeigte sich heute SPÖ-Vorsitzender, Bundeskanzler Werner Faymann in Reaktion auf den Ausgang der
steirischen Landtagswahlen. Dass die steirische SPÖ stimmenstärkste Partei bleibt, sei eine "Sensation"
und das Ergebnis einer "beispiellosen Aufholjagd", so Faymann. "Das ist das Verdienst von Franz
Voves, der zum zweiten Mal das beinahe Unmögliche in der Steiermark - den ersten Platz - geschafft hat",
so Faymann am 26.09.
Faymann erinnerte daran, dass vor ein paar Monaten nur wenige den ersten Platz für die SPÖ Steiermark
und Franz Voves gesehen haben. "In einer beispiellosen Aufholjagd mit den richtigen Themen - Kampf gegen Arbeitslosigkeit,
Verteilungsgerechtigkeit, Ausbau der Südbahn, Ausbau von Forschungseinrichtungen - hat Franz Voves den Wahlkampf
hervorragend geführt", so der SPÖ-Vorsitzende. Zu diesem Erfolg habe er Voves auch persönlich
schon gratuliert, so Faymann.
LH Franz Voves: "Wir sind die stärkste politische Bewegung in der Steiermark!"
Nach einem wie von den Meinungsforschungsinstituten vorausgesagten spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen mit der ÖVP
hat sich um 18 Uhr bestätigt: "Wir sind die stärkste politische Bewegung in der Steiermark!",
so LH Franz Voves als erste Reaktion auf das vorläufige Ergebnis der Landtagswahl 2010.
LH Franz Voves freut sich über den 2. historischen Erfolg in Folge.
Franz Voves bedankte sich vor allem bei den vielen Helferinnen und Helfern und den WählerInnen, die
diesen "2. historischen Erfolg der SPÖ" in der Steiermark erst möglich gemacht hatten. Hunderte
SympathisantInnen waren nach Bekanntwerden des vorläufigen Ergebnisses in die Parteizentrale in die Eggenberger
Allee gekommen, um gemeinsam zu feiern.
In der Parteizentrale wird des Ergebnis gefeiert: Franz ... What else?
Auch Landesgeschäftsführer Toni Vukan zeigte sich nach dem "Wechselbad der Gefühle" überwältigt
darüber, dass es zumindest vorläufig so aussieht, als wäre die SPÖ Steiermark mit Franz
Voves an der Spitze unaufholbar an erster Stelle. |
Strache: Steiermark: FPÖ hat Wahlziel übertroffen
Kurzmann: Steiermark-Wahl: Alle Wahlziele erreicht
Wien (fpd) - FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache richtet den Steirischen Freiheitlichen seine
Gratulation und seine große Freude über das Ergebnis der Landtagswahl aus. Mit dem Spitzenkandidaten
Dr. Gerhard Kurzmann sei es gelungen, im Ergebnis deutlich zweistellig zu sein, wieder in den Landtag einzuziehen,
und künftig wieder einen Landesrat stellen zu können. Strache betont, dass es dadurch jedenfalls einen
kräftigen Denkzettel für SPÖ und ÖVP gegeben habe.
Durch das heutige Abstimmungsverhalten der Steirer sei der Weg geebnet, das rot-schwarze Proporzsystem in der Steiermark
aufzubrechen, so Strache. Als "Zünglein an der Waage" werde sich die FPÖ nun genau ansehen,
wer inhaltlich bereit sei, freiheitliche Politik umzusetzen. Demnach werde sich entscheiden, wer von den Freiheitlichen
Unterstützung für das Amt des Landeshauptmannes erhalten werde. Strache sei guter Dinge in zwei Wochen
bei der Wien-Wahl das Ziel zu erreichen, die Absolute der SPÖ unter Häupl zu brechen und selbst über
20 Prozent zu erreichen.
Kurzmann: Steiermark-Wahl: Alle Wahlziele erreicht
Die Freiheitliche Partei habe in der Steiermark alle Wahlziele erreicht, so FPÖ- Landesparteiobmann
NAbg. Dr. Gerhard Kurzmann in einem ersten Statement. "Wir sind wieder im Landtag vertreten, und das - so
wie es momentan aussieht - mit sechs Mandaten." Er merkt an, dass die neuerliche Eroberung eines Regierungssitzes
in der Steiermark für die FPÖ sogar stärker als erwartet sei.
Besondere Freude zeigt Kurzmann auch dahingehend, dass es der FPÖ gelungen sei, mit großem Abstand zu
den Grünen drittstärkste Kraft im Land zu sein. Den "Freunden in Wien" lässt er ausrichten,
dass er sich auch freue, mit dem heutigen Ergebnis in der Steiermark dem Spitzenkandidaten für Wien, FPÖ-Bundesparteiobmann
HC Strache, eine Unterstützung gegeben zu haben, damit der "Polit-Dinosaurier" Michael Häupl
in Wien deutlich unter die 50 Prozent gedrückt werden könne und dadurch für Wien ein klares Signal
in Richtung mehr Demokratie gesetzt werde. |