Innsbrucker Neurologen finden Biomarker für häufige Komplikation nach Hirnblutung   

erstellt am
21. 09. 10

Früherkennung und Therapieanpassung mindern Risiko und Folgeschäden
Innsbruck (universität) - Neue Erkenntnisse aus einer an der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor Univ.-Prof. Werner Poewe) durchgeführten Studie an PatientInnen mit spontaner Subarachnoidalblutung (SAB) - einer speziellen Form des Schlaganfalls - beschreiben zelluläre Mikropartikel im Blutplasma als möglichen Indikator für das Auftreten eines zerebralen Vasospasmus. Diese krampfartige Verengung von Gehirnarterien tritt bei bis zu 70 Prozent der PatientInnen auf und hat häufig die Entstehung von Schlaganfällen und somit schwere Gehirnschäden zur Folge.

Im Verlauf einer spontanen Subarachnoidalblutung (SAB), in der Blut an die Gehirnoberfläche dringt und so zu einem lebensbedrohlichen Zustand für die Betroffenen führt, stellen zerebrale Vasospasmen eine zusätzlich häufige und schwerwiegende Komplikation dar. In der Folge kann es zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Blut und somit zu einem sekundären Hirninfarkt kommen. Vor dem Hintergund dieser schwer zu behandelnden Komplikation und des allgemein schlechten Outcomes von SAB-PatientInnen kommt der Früherkennung eines Vasospasmus daher besondere Bedeutung zu.

Früherkennung verbessert Perspektive
Auf der Suche nach neuen Biomarkern für das Auftreten eines Vasospasmus untersuchte ein Forschungsteam um Dr. Peter Lackner von der Arbeitsgruppe Neurologische Intensivmedizin (Leitung Univ.-Prof. Erich Schmutzhard) im Zeitraum von zwei Jahren PatientInnen mit Subarachnoidalblutung. „Dabei konnten wir zeigen, dass der Anteil endothelialer Mikropartikel (das Endothel sind die Zellen der innersten Wandschicht von Lymph- und Blutgefäßen) bei PatientInnen mit SAB und insbesondere bei PatientInnen mit Vasospasmus im Plasma erhöht ist“, erklärt Studienautor Lackner.

Endotheliale Mikropartikel sind erst seit kurzem bekannte Membranabschnürungen von Endothelzellen, die bei Aktivierung der Endothelzelle entstehen. „Neben der möglichen Entwicklung neuer Biomarker zur Früherkennung des Vasospasmus deuten unsere Ergebnisse daraufhin, dass die endotheliale Aktivierung eine relevante Rolle bei der Entstehung eines Vasospasmus spielt“, so Lackner, dessen Forschungsarbeit kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift "Stroke" publiziert wurde.

Weiters konnten die Forscher zeigen, dass bei PatientInnen, welche einen Vasospasmus assoziierten Infarkt erlitten hatten, zusätzlich der Anteil thrombozytärer Mikropartikel (Thrombozyten sind Blutplättchen; ein überhöhter Thrombozytenanteil erhöht das Infarktrisiko) erhöht war. Diese Beobachtung könnte darauf hinweisen, dass Mikrothrombosen die Entstehung von Vasospasmus assoziierten Infarkten beeinflussen.

Nun soll durch weitere klinische Studien gezeigt und bestätigt werden, inwieweit sich der Anteil der endothelialen Mikropartikel im Plasma als Biomarker etablieren läßt. „Bei frühzeitiger Erkennung kann eine individuelle, neurointensivmedizinische Therapie das Risiko für Infarkte reduzieren. Darüber hinaus könnten sich aus unseren Ergebnissen neue Therapiekonzepte ableiten lassen, etwa die medikamentöse Beeinflussung von Mikrothrombosen“, unterstreicht Dr. Lackner die Bedeutung der neuen Erkenntnisse.
     
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