System erkennt (In-)Aktivität und reagiert darauf
Linz (universität) - Wissenschafter der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz haben Algorithmen
zur automatischen Aktivitätserkennung bei drucksensitiven Matten entwickelt. Auf dem Autositz verwendet, können
solche Matten die Sicherheit im Verkehr erhöhen und die Belastung für Autofahrer verringern.
Drucksensitive Matten wurden ursprünglich für die Verwendung im medizinischen Bereich entwickelt, eine
Gruppe von Wissenschaftern des Instituts für Pervasive Computing an der JKU hat sie zur automatischen Aktivitätserkennung
weiterentwickelt.
Die Matten sind aus einer Matrix von bis zu 5.000 Sensoren aufgebaut, die genau vermessen, wie sich die darauf
sitzende Person dynamisch bewegt. Aus den gewonnenen Informationen schließt das System automatisch, ob die
Person etwa müde oder gestresst ist, und reagiert darauf, ohne dass die Person selbst aktiv werden muss. Die
Reaktion kann beispielsweise ein Vibrieren im Sitz oder im Lenkrad sein, plötzliche laute Musik oder Kaltluftzufuhr
sind ebenso denkbar.
"Das ist eines der Prinzipien, auf denen Pervasive Computing insgesamt beruht", sagt Andreas Riener,
einer der beteiligten Wissenschafter vom Institut für Pervasive Computing der JKU. "Die Interaktion zwischen
Personen und Systemen ist dahingehend zu verbessern, dass die Systeme automatisch und zu jeder Zeit auf die Bedürfnisse
der Person reagieren, ohne dass diese etwas dafür tun muss."
Im Fall der Verwendung von drucksensitiven Matten auf Autositzen würde die Sicherheit im Verkehr erhöht
und die Belastung der Autofahrer verringert, deren Aufmerksamkeit durch die ständige Reizüberflutung
der zahlreichen Informations- und Assistenzsysteme im Fahrzeug vom eigentlichen Verkehrsgeschehen ohnehin schon
stark abgelenkt ist.
Ein weiterer zukunftsträchtiger Forschungsbereich am Institut für Pervasive Computing liegt in der Zunutzemachung
von unterbewusst vermittelter Information. Zweck ist es, Informationen abseits der üblichen Sinneswahrnehmung
zu übermitteln. Umgemünzt auf das Auto wäre es etwa möglich, Navigationsinformationen, wie
sie heute visuell oder auditiv übermittelt werden, direkt über ein so genanntes "Head-Up-Display
(HUD)" in die Windschutzscheibe einzuspielen, und zwar in so kurzen Zeitintervallen, dass sie vom Auge gar
nicht bewusst wahrgenommen, sondern nur unterbewusst verarbeitet werden. Damit würde es auch keine kognitive
(Mehr-)Belastung des Fahrers geben. Alternativ zum Head-Up-Display als visuelles Medium für unbewusste Informationsübermittlung
wäre es auch denkbar, andere Interaktionskanäle zu verwenden, etwa Düfte zu versprühen (beispielsweise
Pfefferminz-Duft, der nachgewiesenermaßen aktivierend wirkt, also einem ermüdeten Fahrer helfen kann,
wieder in einen Wachzustand zu kommen), Geräusche zu erzeugen (z.B. künstliche Windgeräusche um
eine höhere Fahrgeschwindigkeit vorzutäuschen), oder Bedienungselemente unmerklich vibrieren zu lassen.
Aus technologischer Sicht könnten solche Systeme laut Riener in kürzester Zeit zum Einsatz kommen, entsprechende
Prototypen werden derzeit realisiert. |