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Neue Studie zur Gruppenbesteuerung |
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erstellt am
04. 10. 10
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Mitterlehner:
Gruppenbesteuerung ist wichtiger Wirtschaftsmotor
Wirtschaftsminister und WKW-Präsidentin Jank präsentieren
neue Studie: Gruppenbesteuerung hilft bei Eroberung neuer Märkte und sichert hochwertige Arbeitsplätze
in Österreich
Wien (bmwfj) - Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner präsentierte am 01.10. gemeinsam mit WKW-Präsidentin
Brigitte Jank eine aktuelle Studie von Kreutzer Fischer & Partner Consulting zu den Vorteilen der Gruppenbesteuerung
für den Standort Österreich. "Als Wirtschaftsmotor ist die Gruppenbesteuerung derzeit wichtiger
denn je. Denn sie ist nicht nur ein steuerliches Optimierungs-Instrument für die Unternehmen, sondern löst
gerade in Österreich Investitionen und Betriebsgründungen aus. Das Instrument hilft uns bei der Eroberung
neuer Märkte für österreichische Produkte und sichert hochwertige Jobs im Inland", sagte Mitterlehner.
Von den insgesamt rund 234.000 Unternehmen mit mehr als einem Mitarbeiter nehmen 2.789 Gruppen die Gruppenbesteuerung
in Anspruch. Diese beschäftigen mit 1,13 Millionen Mitarbeitern rund ein Drittel aller in Österreich
Beschäftigten.
Für die Erhebung wurden 488 in Österreich ansässige Unternehmen befragt, von denen 258 - also 49
Prozent - die Gruppenbesteuerung nutzen. 82 Prozent davon haben mehrheitlich österreichische Eigentümer,
davon sind wiederum drei Viertel KMU mit weniger als 250 Mitarbeitern. "Die Gruppenbesteuerung ist ein Instrument,
das nicht nur ausländischen Großkonzernen nützt, sondern gerade für heimische Unternehmen
relevant ist", betonte Mitterlehner. Zudem würde eine Abschaffung Nachteile im internationalen Standort-Wettbewerb
bringen: Denn 61 Prozent der befragten 68 internationalen Headquarter erwarten in diesem Fall eine Verlagerung
ihres Standorts in ein anderes Land, wenn der Steuervorteil gestrichen werden würde. 72 Prozent befürchten
sogar den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit innerhalb ihres Konzerns.
Wirtschaftskammer Wien-Präsidentin Brigitte Jank unterstrich die besondere Betroffenheit der Wiener Wirtschaft.
So befinden sich 34 Prozent aller Unternehmen, die die Gruppenbesteuerung in Anspruch nehmen, in Wien. Zudem erwarten
sich diese Betriebe in überdurchschnittlichem Ausmaß einen steigenden Kostendruck, den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit
und einen drohenden Mitarbeiterabbau. "Es wäre ein wirtschaftspolitischer Irrweg, würde Österreich
von der bewährten Gruppenbesteuerung abgehen", sagt Jank. "Die Gruppenbesteuerung ist ein unverzichtbares
Element der österreichischen Internationalisierungsförderung, die unsere Präsenz auf wichtigen Wachstumsmärkten
unterstützt." Insbesondere österreichische KMU mit Niederlassungen in Nicht-EWR-Staaten würden
durch eine Abschaffung der Gruppensteuer zu Hundert Prozent getroffen.
Gruppenbesteuerung hilft bei Eroberung neuer Märkte für österreichische Produkte
Unternehmen, die die Gruppenbesteuerung nutzen, sind laut der Studie außerordentlich wachstumsstark: 64 Prozent
der Befragten haben seit 2005 mindestens ein neues Unternehmen gegründet. Diese Expansion findet zur Hälfte
im Inland und zur Hälfte im Ausland statt - und dort wiederum großteils über Vertriebszentren.
"Damit werden vor allem neue Märkte für österreichische Produkte erschlossen, während
hochwertige heimische Arbeitsplätze in der Forschung, im Marketing und bei Steuerungsleistungen besser geschützt
sind. Dazu kommt: Durch die Risikoabsicherung kann die Expansion in neue Märkte engagierter vorangetrieben
werden", so Mitterlehner. Allein jene für die Studie befragten 258 Unternehmen, die den Vorteil der Gruppenbesteuerung
nutzen, haben seit dem Jahr 2005 fast 17.000 neue Arbeitsplätze geschaffen - davon liegen 2.550 im Inland.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: 67 Prozent der Unternehmen, die von der Gruppenbesteuerung profitieren, sind
in Österreich tätig, 22 Prozent bleiben im EWR-Raum und nur elf Prozent sind in Drittstaaten aktiv. Die
Gruppenbesteuerung ist daher nicht primär ein Instrument, um Verluste, die im Ausland erwirtschaftet werden,
verwerten zu können und Gewinne nicht versteuern zu müssen. Denn laut einem Urteil des Europäischen
Gerichtshofs dürfen Tochtergesellschaften, die im EWR-Raum angesiedelt sind, ihre Verluste ohnehin bei ihrem
Mutterunternehmen in einem anderen EWR-Land anrechnen - also auch in Österreich. Dazu kommt: Die Gruppenbesteuerung
ist nur eine Steuerstundung: Wenn die Gruppengesellschaft im Ausland wieder Gewinne schreibt, muss die Gruppe die
geltend gemachten Verluste nachversteuern, die Verlustverwertung ist also nur vorläufig.
73 Prozent der Befragten würden bei einer Streichung der Gruppenbesteuerung Nachteile für ihr Unternehmen
befürchten. Unter den heimischen Großbetrieben ist diese Quote mit 86 Prozent besonders hoch. 24 Prozent
befürchten auch eine Reduktion des Mitarbeiterstandes. Als Hauptnachteile einer Abschaffung werden angegeben:
steigender Kostendruck (56 Prozent), Verlust der Wettbewerbsfähigkeit (48 Prozent) sowie die Reduktion des
Mitarbeiterstandes (24 Prozent).
Die Studie wurde im Auftrag der zum Wirtschaftsministerium ressortierenden ABA-Invest in Austria sowie der Wirtschaftskammer
Wien erstellt. Die Erhebung wurde über Telefoninterviews mit dem jeweiligen Geschäftsführer oder
CFO im Zeitraum 4. bis 27. August durchgeführt. |
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Matznetter erwartet "mehr Engagement für heimische KMU statt für Großkonzerne"
Investitionsbegünstigungen verlängern
Wien (sk) - "Mehr Engagement für die heimischen Klein- und Mittelbetriebe statt für internationale
Großkonzerne" erwartet WK-Vizepräsident Christoph Matznetter, Präsident des sozialdemokratischen
Wirtschaftsverbandes. "Die Steuerprivilegien bei der Gruppenbesteuerung nützen vor allem internationalen
Großkonzernen und Banken", so Matznetter. Klein- und Mittelbetriebe sichern den Standort Österreich.
Statt diese sehr teuren Steuerbegünstigungen zu verteidigen, sollten die Investitionsbegünstigungen,
die in Kürze auslaufen, verlängert werden, so der SPÖ-Wirtschaftssprecher. Dies wäre v.a. für
die heimischen Klein- und Mittelbetriebe bedeutend wichtiger als die Steuerbegünstigung für Konzerne
und Banken. |
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Muhm: Steuerlücke bei Unternehmen schließen!
Keine wirtschaftspolitisch nutzlosen Steuergeschenke für Unternehmen
Wien (ak) - "Es ist höchste Zeit, dass die Steuerlücken bei Unternehmen geschlossen werden",
sagt AK Direktor Werner Muhm. Die Studie des Wirtschaftministers und der Wirtschaftskammer Wien behauptet neuerlich,
dass der Standort Österreich von den Steuergeschenken an Unternehmen abhänge. Wenn man sich allerdings
die Ansiedlungen der letzten Jahre ansieht, zeigt sich eines ganz deutlich: "Die Unternehmensansiedlungen
und die damit verbundenen Arbeitsplätze in Österreich hängen in erster Linie von der konjunkturellen
Entwicklung und von standortpolitischen Kriterien ab und nicht von Steuererleichterungen", sagt Muhm. Standortpolitisch
kann sich Österreich als eine der am weitest entwickelten Volkswirtschaften vor allem über folgende Komponenten
verbessern: Eine weitere Erhöhung der Qualifikationen der Beschäftigten, eine Verbesserung von Ausbildung,
Fortbildungseinrichtungen und Universitäten, die Bereitstellung hochwertiger Infrastruktur, ein hervorragendes
Innovationssystem, effektive und effiziente Verwaltung und hohe Produktivität. Auch bei Befragungen von Managern
durch das Wifo über die wichtigsten Standortfaktoren kommt die Unternehmensbesteuerung erst an 14. Stelle
- spielt also eine ausgesprochen untergeordnete Rolle.
Die bestehende Form der Gruppenbesteuerung ist in Europa einmalig. Nirgendwo kommt es zu einer Sofortanrechnung
der ausländischen Verluste, ohne Prüfung, ob diese Verluste dauerhaft sind und ob sie im Ausland verwertet
werden können. Eine weitere Begünstigung besteht durch die Möglichkeit der Firmenwertabschreibung.
Diese zusätzliche Begünstigung ermöglicht es für Konzerne, die Firmenwerte ihrer österreichischen
Tochtergesellschaften zusätzlich zur Verlustverwertung steuermindernd abzuschreiben, unabhängig davon
ob dieser Firmenwert tatsächlich im Wert sinkt.
"Hier wird von der Wirtschaft ein unfaires Privileg der großen Konzerne verteidigt. Würde man die
Sofortanrechung der Auslandsverluste streichen, würde man damit etwa 200 Millionen Euro pro Jahr weniger Steuerausfälle
haben. Aber auch die Konzerne und Banken müssen ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten. Daher
muss auch eine Rücknahme der Gruppenbesteuerung auf die europarechtlichen Vorgaben als eine Maßnahme
zur Budgetkonsolidierung vorgenommen werden", so Muhm. Neben der Ein-schränkung der Gruppenbesteuerung
fordert die AK weitere Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung, die Wachstum stärken und Beschäftigung
schaffen. Ein solches Maßnahmenbündel muss auch die Steuerprivilegien der Privatstiftungen beseitigen,
die steuerliche Abzugsfähigkeit von Managergehältern von über 500.000 Euro ausschließen und
die Einführung einer Vermögenszuwachsteuer, einer Finanztransaktionssteuer und einer Bankenabgabe beinhalten.
"Es ist Zeit, dass jene, die bisher privilegiert waren, einen gerechten Beitrag zur Krisenbewältigung
leisten. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen die Krot jedenfalls nicht schon wieder schlucken",
betont Muhm. |
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