Am Sonntag, dem 26. September, ging die Landtagswahl in der Steiermark denkbar knapp aus - auch die Auszählung
der Wahlkarten hatte nichts daran geändert, daß LH Franz Voves (SPÖ) auch trotz Stimmenverlusten
weiterhin Landeshauptmann bleiben wird. Zweiter war und bleibt die ÖVP unter der Führung von LH-Stv.
Hermann Schützenhöfer, der eigentlich gehofft hatte, das Land wieder zur ÖVP zurückzuholen.
Aber auch seine Partei hatte Stimmenverluste zu verzeichnen. Lachender Dritter ist die FPÖ, die wesentlich
dazulegen konnte (siehe unsere Nachrichten 655 vom 27.09.). Mit einiger Spannung wurde dann gewartet, wie die beiden
Chefs von SPÖ und ÖVP nach einem ziemlich heftigen Wahlkampf miteinander umgehen würden, kaum ein
Kommentator rechnete in den ersten Tagen mit einer neuerlichen Annäherung dieser beiden zum Zwecke einer neuerlichen
Koalition in der Steiermark. Da Voves sich nicht dazu bringen ließ, Gespräche mit der FPÖ abzulehnen,
ging schnell das Gerücht durch die Medien, er bereite eine rot-blaue Koalition vor - Grund für die SPÖ-Spitze
in Wien, Voves daran zu erinnern, daß es einen entsprechenden Beschluß gebe, der eine Koalition mit
der FPÖ ausschließe. Mit einiger Spannung blickte man nach Graz, wie Voves denn nun weitergehen würde,
hatte er doch durchblicken lassen, daß dies eine Entscheidung sei, die er zu treffen habe und daß Land
und Bund zwei verschiedene Ebenen wären. Es könnte, so hieß es einige Tage, wenn schon keine Koalition,
dann aber eine Unterstützung der FPÖ geben. Bis heute, 04.10., denn da überraschen die beiden "alten"
Landesspitzen Voves und Schützenhöfer, als sie der erstaunten Presse eröffneten, über eine
gemeinsame Regierungsarbeit verhandeln zu wollen. Mit welchem Ergebnis und ob dies nach der Wahl in Wien am kommenden
Sonntag auch so bleiben wird, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Am 10. Oktober werden in Wien Landtag, Gemeinderat und Mitglieder der Bezirksvertretung neu gewählt. Vor fünf
Jahren hatte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zwar mit 49,1 Prozent die absolute Stimmenmehrheit
eingebüßt, verfügte aber nach der Wahlarithmetik weiterhin über die absolute Mandatsmehrheit
im Landtag bzw. im Gemeinderat. Und genau das wollen nun ÖVP Wien-Obfrau und Staatssekretärin Christine
Marek, FPÖ-Wien-Obmann Heinz Christian Strache und die Listenführerin der Grünen in Wien, Maria
Vassilakou ändern. Sollte Häupl am kommenden Sonntag die absolute Mandatsmehrheit in Wien verlieren,
müßte die SPÖ eine Koalition mit einer der drei Oppositionsparteien eingehen. Das BZÖ unter
dem Quereinsteiger Walter Sonnleitner wird, so sagen die Meinungsforscher, wohl kaum ins Rathaus einziehen können.
Die Wahrscheinlichkeit, daß die SPÖ in Wien, die künftige Stadtregierung mit den Grünen bilden
wird, ist sehr groß, gibt es doch bei den beiden Parteien große Übereinstimmung in vielen kommunalpolitischen
Fragen, stehen einander ideologisch einfach näher, als dies ÖVP und FPÖ könnten. Und für
eine andere Konstellation als diese werden die Mandatsverhältnisse mit ziemlicher Sicherheit nicht ausreichen,
selbst wenn die FPÖ (2005: 14,8 Prozent) über 20 Prozent hinauskommen sollte und die ÖVP ihre 18,8
Prozent von 2005 steigern könnte, würde dies nicht ausreichen, SPÖ und Grüne (2005: 14,6 Prozent)
zu überholen, die mit Sicherheit gemeinsam mehr als 50 Prozent erreichen werden. So gesehen stehen für
die kommende Legislaturperiode in Wien nur zwei Varianten zur Verfügung: entweder die SPÖ bleibt alleinregierend
oder sie koaliert mit den Grünen. (öj/mm) |