Mitterlehner: Gruppenbesteuerung ist wichtiger Wirtschaftsmotor   

erstellt am
01. 10. 10

Wirtschaftsminister und WKW-Präsidentin Jank präsentieren neue Studie: Gruppenbesteuerung hilft bei Eroberung neuer Märkte und sichert hochwertige Arbeitsplätze in Österreich
Wien (bmwfj) - Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner präsentierte am 01.10. gemeinsam mit WKW-Präsidentin Brigitte Jank eine aktuelle Studie von Kreutzer Fischer & Partner Consulting zu den Vorteilen der Gruppenbesteuerung für den Standort Österreich. "Als Wirtschaftsmotor ist die Gruppenbesteuerung derzeit wichtiger denn je. Denn sie ist nicht nur ein steuerliches Optimierungs-Instrument für die Unternehmen, sondern löst gerade in Österreich Investitionen und Betriebsgründungen aus. Das Instrument hilft uns bei der Eroberung neuer Märkte für österreichische Produkte und sichert hochwertige Jobs im Inland", sagte Mitterlehner. Von den insgesamt rund 234.000 Unternehmen mit mehr als einem Mitarbeiter nehmen 2.789 Gruppen die Gruppenbesteuerung in Anspruch. Diese beschäftigen mit 1,13 Millionen Mitarbeitern rund ein Drittel aller in Österreich Beschäftigten.

Für die Erhebung wurden 488 in Österreich ansässige Unternehmen befragt, von denen 258 - also 49 Prozent - die Gruppenbesteuerung nutzen. 82 Prozent davon haben mehrheitlich österreichische Eigentümer, davon sind wiederum drei Viertel KMU mit weniger als 250 Mitarbeitern. "Die Gruppenbesteuerung ist ein Instrument, das nicht nur ausländischen Großkonzernen nützt, sondern gerade für heimische Unternehmen relevant ist", betonte Mitterlehner. Zudem würde eine Abschaffung Nachteile im internationalen Standort-Wettbewerb bringen: Denn 61 Prozent der befragten 68 internationalen Headquarter erwarten in diesem Fall eine Verlagerung ihres Standorts in ein anderes Land, wenn der Steuervorteil gestrichen werden würde. 72 Prozent befürchten sogar den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit innerhalb ihres Konzerns.

Wirtschaftskammer Wien-Präsidentin Brigitte Jank unterstrich die besondere Betroffenheit der Wiener Wirtschaft. So befinden sich 34 Prozent aller Unternehmen, die die Gruppenbesteuerung in Anspruch nehmen in Wien. Zudem erwarten sich diese Betriebe in überdurchschnittlichem Ausmaß einen steigenden Kostendruck, den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und einen drohenden Mitarbeiterabbau. "Es wäre ein wirtschaftspolitischer Irrweg, würde Österreich von der bewährten Gruppenbesteuerung abgehen", sagt Jank. "Die Gruppenbesteuerung ist ein unverzichtbares Element der österreichischen Internationalisierungsförderung, die unsere Präsenz auf wichtigen Wachstumsmärkten unterstützt." Insbesondere österreichische KMU mit Niederlassungen in Nicht-EWR-Staaten würden durch eine Abschaffung der Gruppensteuer zu hundert Prozent getroffen.

Gruppenbesteuerung hilft bei Eroberung neuer Märkte für österreichische Produkte
Unternehmen, die die Gruppenbesteuerung nutzen, sind laut der Studie außerordentlich wachstumsstark: 64 Prozent der Befragten haben seit 2005 mindestens ein neues Unternehmen gegründet. Diese Expansion findet zur Hälfte im Inland und zur Hälfte im Ausland statt - und dort wiederum großteils über Vertriebszentren. "Damit werden vor allem neue Märkte für österreichische Produkte erschlossen, während hochwertige heimische Arbeitsplätze in der Forschung, im Marketing und bei Steuerungsleistungen besser geschützt sind. Dazu kommt: Durch die Risikoabsicherung kann die Expansion in neue Märkte engagierter vorangetrieben werden", so Mitterlehner. Allein jene für die Studie befragten 258 Unternehmen, die den Vorteil der Gruppenbesteuerung nutzen, haben seit dem Jahr 2005 fast 17.000 neue Arbeitsplätze geschaffen – davon liegen 2.550 im Inland.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: 67 Prozent der Unternehmen, die von der Gruppenbesteuerung profitieren, sind in Österreich tätig, 22 Prozent bleiben im EWR-Raum und nur elf Prozent sind in Drittstaaten aktiv. Die Gruppenbesteuerung ist daher nicht primär ein Instrument, um Verluste, die im Ausland erwirtschaftet werden, verwerten zu können und Gewinne nicht versteuern zu müssen. Denn laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs dürfen Tochtergesellschaften, die im EWR-Raum angesiedelt sind, ihre Verluste ohnehin bei ihrem Mutterunternehmen in einem anderen EWR-Land anrechnen - also auch in Österreich. Dazu kommt: Die Gruppenbesteuerung ist nur eine Steuerstundung: Wenn die Gruppengesellschaft im Ausland wieder Gewinne schreibt, muss die Gruppe die geltend gemachten Verluste nachversteuern, die Verlustverwertung ist also nur vorläufig.

73 Prozent der Befragten würden bei einer Streichung der Gruppenbesteuerung Nachteile für ihr Unternehmen befürchten. Unter den heimischen Großbetrieben ist diese Quote mit 86 Prozent besonders hoch. 24 Prozent befürchten auch eine Reduktion des Mitarbeiterstandes. Als Hauptnachteile einer Abschaffung werden angegeben: steigender Kostendruck (56 Prozent), Verlust der Wettbewerbsfähigkeit (48 Prozent) sowie die Reduktion des Mitarbeiterstandes (24 Prozent).

Die Studie wurde im Auftrag der zum Wirtschaftsministerium ressortierenden ABA-Invest in Austria sowie der Wirtschaftskammer Wien erstellt. Die Erhebung wurde über Telefoninterviews mit dem jeweiligen Geschäftsführer oder CFO im Zeitraum 4. bis 27. August durchgeführt.
     
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